LinkedIn DAS INVESTMENT
Suche
Lesedauer: 3 Minuten

Aktienstrategie Was Anleger über die nächste Aktien-Korrektur wissen sollten

Stephan Albrech, Vorstand der Albrech & Cie. Vermögensverwaltung
Stephan Albrech, Vorstand der Albrech & Cie. Vermögensverwaltung

In der Finanzbranche gibt es viele, die das Geld ihrer Kunden verwalten, indem sie die Vergangenheit handeln. Was ich damit sagen will? Nun, solche Vermögensmanager steigen erst dann in einen Trend ein, wenn er sich klar etabliert hat und ihn jeder sehen kann. Dann aber liegt der größte Teil dieser Bewegung bereits hinter uns. Im Straßenverkehr wäre das so, als ob Sie Ihr Auto steuern würden, indem Sie in den Rückspiegel oder aus dem Seitenfenster schauen. Würden Sie so fahren? Wir nicht!

Etliche Finanzprofis handeln die Vergangenheit

Als bekennende Querdenker versuchen wir, neue Trends frühzeitig zu entdecken und zu nutzen. Deshalb tun wir uns auch schwer mit der aktuellen Aktieneuphorie vieler Banken und Vermögensverwalter. Glaubt man diesen Häusern, kennen DAX & Co dank Trumps Reflationierung der Wirtschaft nur noch den Weg nach oben. Deutlich wird der Übermut an den sich immer stärker überschlagenden Kurszielen. Aus unserer Sicht schauen diese Kollegen höchstens aus dem Seitenfenster und nicht auf die Straße.

Unser Ziel: Trends frühzeitig erkennen

Wohlgemerkt: Auch wir sind langfristig positiv für Aktien gestimmt. Doch unser Optimismus begann nachweislich bereits Anfang 2016 bei einem DAX-Stand von 9.500 Punkten, als Aktien keinen guten Stand bei den meisten (Profi-)Anlegern hatten. Der DAX beendete 2016 bekanntlich und für viele überraschend bei rund 11.400 Zählern. Auch für 2017 wagten wir uns gehörig aus der Deckung und sahen im Januar ein Potenzial von bis zu 14.000 Punkten in diesem Jahr. Doch jetzt, bei einem Niveau von rund 12.800 Punkten, scheint uns zeitweilig Vorsicht angebracht. Denn der Blick auf die Straße zeigt, dass wir es mit ein paar holprigen Monaten zu tun bekommen, bevor es weiter aufwärts gehen kann.
Und das sind die Gründe:

Aktienmärkte: Indikatoren zeigen sich überkauft

Die weltweiten Aktienmärkte, derzeit insbesondere Europa, sind nach unseren Indikatoren mittelfristig überkauft. Es war nur selten eine gute Idee, zu einem solchen Zeitpunkt neue Aktieninvestments einzugehen. Eher sollte man mit einer Korrektur von um die zehn Prozent rechnen. Einen Vorgeschmack gab es Mitte Mai, als die weltweiten Börsen an einem Tag rund zwei Prozent an Wert einbüßten. Danach waren die Märkte kurzfristig zwar etwas weniger überkauft, doch schon am Tag darauf griffen die Anleger wieder zu, als gäbe es kein Morgen.

1.200% Rendite in 20 Jahren?

Die besten ETFs und Fonds, aktuelle News und exklusive Personalien erhalten Sie in unserem Newsletter „DAS INVESTMENT Daily“. Kostenlos und direkt in Ihr Postfach.

Anleihen: Welche Reflation?

Erfahrene Anleger in den USA nennen den Anleihemarkt einen „smart cookie“. Den Ruf als cleveres Kerlchen hat der weltgrößte Bondmarkt, weil dort besonnene professionelle Händler Unsummen an Geldern bewegen und keine Heißsporne auf schnelle Rendite aus sind. Die aktuelle Botschaft vom Anleihemarkt ist ziemlich klar: Die Reflations-Story, die das 2. Halbjahr 2016 prägte, überzeugt die Bond-Händler nicht mehr. So ist die Rendite der 10-jährigen US-Staatsanleihe von 2,6 auf fast 2,2 Prozent gesunken – sprich auf das Niveau von Anfang 2016.

Im Gegenzug entwickeln sich die Anleihekurse, die das Spiegelbild der Renditen sind, ähnlich wie Anfang 2014. Damals sanken die Renditen das ganze weitere Jahr über, weil die Bondanleger Ungemach in der Wirtschaft witterten – der weltweite Aktienmarkt begriff das aber erst 2015, bezahlte dann dafür umso deutlicher mit Verlusten von rund 20 Prozent. Jetzt wird der Fehler erneut begangen, aber mit anderem Inhalt: 2014 erwartete man nach dem Stopp der Anleihekäufe durch die US-Notenbank höhere Zinsen; jetzt betet man allerorten das Mantra der Reflation herunter, obwohl die Tatsachen eine andere Sprache sprechen.

Gold: Sinkende Realzinsen als Turbo?

Der dritte Grund für unsere temporäre Vorsicht liegt in der Entwicklung von Gold. Das Edelmetall arbeitet sich seit Anfang 2016 unter starken Preisschwankungen nach oben: Inzwischen hat es knapp 20 Prozent in US-Dollar zugelegt. Wer sich mit der Geschichte des Finanzmarkts auskennt, weiß: Der Wert von Gold hängt entscheidend davon ab, wie sich der Realzins entwickelt – je niedriger dieser ausfällt, desto interessanter wird das Edelmetall. Dass nun die Nominalzinsen sinken, ist daher Wasser auf die Goldmühlen. Zudem laufen Aktien meist nicht so gut, wenn Gold in eine gute Phase kommt.

Der Blick auf die Straße vor uns zeigt euphorische Aktienkäufer, skeptische Bondanleger und einen steigenden Goldpreis. Aus unserer Sicht ist dies nicht die beste Zeit, um am Aktienmarkt Vollgas zu geben.

Wie hat Ihnen der Artikel gefallen?

Danke für Ihre Bewertung
Leser bewerteten diesen Artikel durchschnittlich mit 0 Sternen
Tipps der Redaktion