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Aktualisiert am 09.01.2023 - 13:13 Uhrin Asset AllocationLesedauer: 10 Minuten

Aktiv gegen Passiv Aktiver Fonds versus ETF – wer hat das bessere High-Yield-Investment?

Ruhig abwarten oder aktiv werden
Ruhig abwarten oder aktiv werden: Ein aktiver Fondsmanager geht anders als ein ETF-Manager an die Anlage heran. | Foto: Fotocollage Jessica Hunold mit Canva

Es gibt wieder Zinsen! Nach vielen mageren Jahren mit Niedrig-, Null- und Negativzinsen erhalten Anleger von Staats- und Unternehmensanleihen wieder Renditen im mittleren einstelligen Bereich. Doch was sind diese Renditen in Zeiten einer Inflation von um die 10 Prozent real wert? Attraktive Renditen müssten eigentlich nennenswert über den Inflationserwartungen von 3 bis 5 Prozent liegen, um das Kapital real zu erhalten und zu vermehren. Hochzinsanleihen, die in den vergangenen Jahren bei Anlegern ein Nischendasein fristeten, warten derzeit mit Renditen von 8 bis 10 Prozent auf.

Da Hochzinsanleihen bekanntlich von Firmen mit geringer Bonität begeben werden, ist eine Investition allerdings nicht ohne Risiko. Wer sich davor nicht scheut, kann auch in dieser Anlageklasse über eine Fülle an aktiven Fonds oder passiven ETFs investieren und von deutlich höheren Zinsen profitieren. Das Angebot ist riesig und unterscheidet sich im Hinblick auf die geografische Aufteilung, die Kreditqualität und die Sektorgewichtung teils erheblich. In dieser Ausgabe von „Aktiver Fonds versus ETF“ haben wir einen eher unbekannten aktiven Vertreter mit einem beliebten passiven Fonds verglichen.

Der Aktive: T. Rowe Price Global High Income Bond 

Quelle Fondsdaten: FWW 2024

ISIN: LU1272762938
Kategorie: Unternehmensanleihen Global hochverzinslich
Fondsgesellschaft: T. Rowe Price (Luxembourg) Management
Fondsmanager: Michael Della Vedova

Von Home Bias sprechen Anleger, wenn Fondsmanager ihren Heimatmarkt besser im Blick haben als den Rest des Anlageuniversums. Folglich investieren sie verstärkt dort. Erwiesenermaßen geht diese Voreingenommenheit jedoch oft auf Kosten der Wertentwicklung. Die US-amerikanische Fondsgesellschaft T. Rowe Price geht mit ihrem Global High Income Bond Fund dem Home Bias gezielt aus dem Weg. 

Dementsprechend ist das Fondsportfolio ausgewogen und weltweit verteilt angelegt. Die neutrale US-Quote im Fonds liegt bei nur 50 Prozent, was im Vergleich zu vielen Wettbewerbern und Hochzinsindizes (meist 60 bis 80 Prozent) gering ausfällt. Europa und die Emerging Markets werden im Fonds mit je etwa 25 Prozent gewichtet. Vor allem Letztere kommen in den volumenstärksten Fonds der Vergleichsgruppe kaum vor. Die hohe Konzentration von US-Anleihen und damit die hohe Abhängigkeit vom US-Dollar birgt für Euroanleger große Risiken, nachdem der Greenback seit 2021 um über 20 Prozent zum Euro aufgewertet hat.

Während T. Rowe Price weltweit unter den zehn größten aktiven Vermögensverwaltern rangiert, stellt der Global High Income Bond Fund mit gut 400 Millionen Euro verwaltetem Vermögen keine Volumenrekorde auf. Innerhalb der Vergleichsgruppe „Anleihen Global hochverzinslich“ gehört der Fonds zudem eher zu den unbekannteren Produkten. Ein Grund dafür ist nicht zuletzt, dass die meisten Fondskäufer T. Rowe Price vor allem mit Aktien- statt mit Anleihefonds assoziieren. Doch der Fonds ist zu Unrecht ein Underdog, wie wir finden.

Fondsmanager Michael Della Vedova und seine beiden Co-Manager leiten ihre Anlageideen aus den Empfehlungen von 26 hauseigenen High-Yield-Analysten ab, die weltweit verstreut arbeiten. Sie sprechen mit dem Unternehmensmanagement, Wettbewerbern, Zulieferern sowie lokalen Brokern, um sich ein umfassendes Bild von der Kreditqualität der Schuldner zu machen. Dies bietet Investoren einen entscheidenden Wettbewerbsvorteil – denn bei Hochzinsanleihen ist das Management und die Vermeidung von Zahlungsausfällen essenziell für den Anlageerfolg. Ein Fonds, der Ausfälle nicht effektiv verhindert, wird im Wettbewerbervergleich in Krisenphasen um Längen zurückgeworfen.

Das Portfolio des T.-Rowe-Price-Fonds besteht aus rund 200 Anleihen von etwa 140 Emittenten und ist damit deutlich fokussierter als beispielsweise bei gängigen High-Yield-ETFs, die in tausende Anleihen investieren. Dieser Fokus bedeutet hier jedoch nicht automatisch größere Risiken. Auf die zehn größten Positionen entfallen nämlich nur 11 Prozent des Fondsvolumens. Einzelne Positionen kommen zudem selten auf über 1,25 Prozent.

 

Auf Sektorebene sind konjunktursensitive Unternehmen aus den Bereichen Energie und Finanzen geringer als in der Fondsbenchmark (ICE BofA Global High Yield Index) gewichtet. Diese Positionierung ist für den Fonds typisch und verdeutlicht die risikobewusste Investmentphilosophie des Managers. Die Benchmark dient lediglich als Referenzindex und hat keinen nennenswerten Einfluss auf die Zusammensetzung des Fonds.

Gegenüber dem passiven iShares Global High Yield Corporate Bond ETF – mit gut 1,5 Milliarden Euro der größte in Deutschland erhältliche ETF für Hochzinsanleihen – unterscheidet sich der Fonds vor allem durch die übergewichteten Sektoren Gesundheitswesen, Industrie und Energie. Die durchschnittliche Kreditqualität der Anleihen liegt im Fonds bei B+, was einer mittleren Qualität im Hochzinssegment entspricht. Die Rendite der Anleihen im Portfolio beträgt 9 Prozent.  

Neben der klassischen Finanzanalyse beachtet Fondsmanager Della Vedova auch die Nachhaltigkeit der Emittenten und prüft deren Zukunftsfähigkeit. Der Fonds setzt eine Reihe von Nachhaltigkeitsansätzen wie Ausschlüsse ein und berücksichtigt auch negative Nachhaltigkeitsauswirkungen (PAIs). Dadurch darf der Fonds nach der Mifid-II-Regulierung der EU als sogenanntes „Artikel-8-plus“-Investment vermarktet werden.  

So hat sich der Fonds entwickelt

Wer ein überdurchschnittlich renditestarkes Investment in Hochzinsanleihen sucht, wird beim T. Rowe Price Global High Income Bond Fund fündig. Seit Auflage der ausschüttenden Anteilsklasse im August 2015 konnten Anleger per Mitte Oktober 2022 eine Wertentwicklung von +3,4 Prozent pro Jahr erzielen, während seine Kategorie im selben Zeitraum lediglich um +2,9 Prozent pro Jahr zulegen konnte. Das Plus gegenüber der Vergleichsgruppe erkaufte sich der Fonds jedoch mit höheren Risiken wie einer höheren Schwankungsintensität. Zwar konnte der Fonds seinen Referenzindex, den ICE BofA Global High Yield Index (+3,8 Prozent pro Jahr) nicht schlagen, doch mindert das nicht seine Qualität.

Anleiheindizes sind aufgrund der bei ihnen angewendeten Methodik grundsätzlich kaum zu schlagen, wie wir an späterer Stelle im Text erläutern werden. Die historisch belegbare Outperformance des T.-Rowe-Price-Fonds basierte beinahe ausschließlich auf der richtigen Auswahl der einzelnen Anleihen. Dies spricht für die hohe Qualität der Analysen des Anleihe-Teams bei T. Rowe Price. Ein aktives Durationsmanagement, das über die Anleihelaufzeiten zum Beispiel steuert, wie empfindlich das Portfolio auf Änderungen des Zinsniveaus reagiert, wird hingegen nicht angewandt. Das Ergebnis ist eine für einen High-Yield-Fonds geläufige Duration von 4,5 Jahren.

Der Fonds investiert nur bei einem besonders attraktiven Rendite-Risiko-Profil in Unternehmen mit den geringsten Bonitätsratings (CCC und darunter). Deshalb kann er bei euphorischer Marktstimmung, in der die Kurse dieser Anleihen meist enorm steigen, durchaus underperformen. So geschehen während der Erholung nach dem Corona-Tief im März 2020. Über einen mittelfristigen Zeithorizont konnte der Fonds dies jedoch mehr als wettmachen.

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