Aktiv versus passiv „Einem Computer die Asset Allokation zu überlassen, ist fahrlässig“
Wolfgang Juds, Geschäftsführer Credo Vermögensmanagement
Börsennotierte Indexfonds (ETFs) gewinnen immer mehr an Bedeutung. Gerade weil ihre Vorteile so klar auf der Hand liegen, braucht es eine differenzierte Auseinandersetzung mit diesen Instrumenten. Wie kann eine Umsetzung in der Vermögensverwaltung aussehen und wie können Privatanleger davon profitieren?
Immer mehr Anleger und Vermögensverwalter verfolgen passive Anlagestrategien, bei denen die gängigen Marktindices durch ETFs abgebildet werden. Inzwischen gibt es sogar Anbieter, bei denen Computerprogramme die Entscheidungen über Depotzusammensetzung und die Auswahl der Zielfonds automatisch nach internen Berechnungen und Algorithmen vornehmen. Argumentiert wird mit den geringen Kosten und der Tatsache, dass es viele Fondsmanager nicht schaffen, ihre Benchmark zu schlagen. Diese Art zu Investieren, hat ihre Berechtigung, aber Anleger dürfen auch kritisch hinterfragen, welche Nachteile damit verbunden sind.
Jede Entscheidung ist aktiv!
Diese Aussage ist von zentraler Bedeutung: Jede Entscheidung muss aktiv getroffen werden unter Berücksichtigung aller Vor- und Nachteile. Es ist fahrlässig, die Entscheidungen dem Computer zu überlassen, wenn gar nicht klar ist, welche Berechnungen und Entscheidungsprozesse letztlich zugrunde liegen. Allerdings dürfen wir nicht übersehen, dass die Digitalisierung auch in der Vermögensverwaltung zunehmend Einzug hält.
Die Frage, ob diskretionäre Entscheidungen von Menschen, den Entscheidungen eines Computerprogramms überlegen sind, lässt sich nicht abschließend beantworten. Empirische Ergebnisse im realen Alltag liegen über einen längeren Zeitraum bislang noch nicht vor. Allerdings zeichnet sich bereits jetzt ab, dass der Trend zu passiven Investments weiter zunehmen wird und die Erkenntnisse der modernen Portfoliotheorie umgesetzt werden. Damit dürften sich auch bestimmte Kapitalmarkttrends verstärken und die Schwankungen werden zunehmend heftiger ausfallen. Die Bewegungen im August und im September 2015 sind dafür beispielhaft.
Vor- und Nachteile der Digitalisierung
Positiv an dieser Entwicklung ist, dass die Transparenz und die Vergleichbarkeit der Ergebnisse bei allen Fonds zunimmt. Fondsmanager, die indexnah investieren und die Gebühren wie bei aktiven Fonds verlangen, bringen keinen Mehrwert für die Anleger und werden betreutes Volumen verlieren, da die Indexfonds preiswerter und effizienter agieren.
Auf der anderen Seite bieten sich für hervorragende aktive Manager auch erstklassige Chancen - gerade in den Nischen, die die ETFs nicht oder nicht so gut besetzen können. Die Unterscheidung zwischen aktiven und passiven Fonds wird zunehmend klarer und differenzierter werden. Sie unterscheiden sich in den Gebührenstrukturen und in den Ergebnissen.
Die Korrektur im Sommer diesen Jahres hat im Bereich der Nebenwerte und in den Anlagen in Schwellenländern gezeigt, dass ETFs nicht so liquide sind, wie immer behauptet wird. Bei einigen ETFs kam es kurzzeitig zu heftigen Schwankungen, die sogar stärker ausfielen als beim zugrundeliegenden Index. Auch die Kostenvorteile von ETFs müssen kritisch hinterfragt werden, wenn die Geld-Briefspannen für den Handel hinzugerechnet werden und gezahlte Vertriebskosten bei aktiven Fonds entfallen. Dann sind ETFs zwar noch preiswerter, aber der Vorteil fällt erheblich geringer aus als er in der Öffentlichkeit dargestellt wird.
Wie kann eine sinnvolle Umsetzung aussehen?
Bei der Ermittlung der Ertragsquellen eines Depots kann das Faktorenmodell von Eugine Fama und Kenneth French herangezogen werden. Fama und French haben festgestellt, dass sich Aktien mit vergleichsweise kleiner Marktkapitalisierung wie Small und Mid-Caps und Value-Aktien mit günstigen Bewertungsrelationen besser als der Gesamtmarkt entwickelten.
Mit dieser Erkenntnis lassen sich künftig Kombinationen im Depot abbilden, bei denen bewusst bestimmte aktive Fonds von kleineren Boutiquen ausgewählt werden, um einen Mehrwert für die Investoren zu generieren. Die aktiv gemanagten Mandate dürften in Zukunft noch konzentrierter und individueller verwaltet werden. In Ergänzung dazu können liquide ETFs eingesetzt werden, um die gängigen Indices wie den MSCI World oder den S&P 500 für taktische Zwecke abzubilden.
Über Computerprogramme lassen sich bislang nur Indizes abbilden, für die entsprechend lange historische Zeitreihen bestehen. Deshalb behält die aktive Vermögensverwaltung weiterhin ihre Berechtigung. Die Digitalisierung bietet hilfreiche Instrumente, die die Qualität der Entscheidungen verbessern und die Arbeit erleichtern können. Dem sollten sich Vermögensverwalter nicht verschließen, aber die Entscheidungen komplett dem Computer zu überlassen, müssen sie auch nicht. Sie verfügen über etwas, was der Computer nicht hat, nämlich Erfahrung!
Immer mehr Anleger und Vermögensverwalter verfolgen passive Anlagestrategien, bei denen die gängigen Marktindices durch ETFs abgebildet werden. Inzwischen gibt es sogar Anbieter, bei denen Computerprogramme die Entscheidungen über Depotzusammensetzung und die Auswahl der Zielfonds automatisch nach internen Berechnungen und Algorithmen vornehmen. Argumentiert wird mit den geringen Kosten und der Tatsache, dass es viele Fondsmanager nicht schaffen, ihre Benchmark zu schlagen. Diese Art zu Investieren, hat ihre Berechtigung, aber Anleger dürfen auch kritisch hinterfragen, welche Nachteile damit verbunden sind.
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Jede Entscheidung ist aktiv!
Diese Aussage ist von zentraler Bedeutung: Jede Entscheidung muss aktiv getroffen werden unter Berücksichtigung aller Vor- und Nachteile. Es ist fahrlässig, die Entscheidungen dem Computer zu überlassen, wenn gar nicht klar ist, welche Berechnungen und Entscheidungsprozesse letztlich zugrunde liegen. Allerdings dürfen wir nicht übersehen, dass die Digitalisierung auch in der Vermögensverwaltung zunehmend Einzug hält.
Die Frage, ob diskretionäre Entscheidungen von Menschen, den Entscheidungen eines Computerprogramms überlegen sind, lässt sich nicht abschließend beantworten. Empirische Ergebnisse im realen Alltag liegen über einen längeren Zeitraum bislang noch nicht vor. Allerdings zeichnet sich bereits jetzt ab, dass der Trend zu passiven Investments weiter zunehmen wird und die Erkenntnisse der modernen Portfoliotheorie umgesetzt werden. Damit dürften sich auch bestimmte Kapitalmarkttrends verstärken und die Schwankungen werden zunehmend heftiger ausfallen. Die Bewegungen im August und im September 2015 sind dafür beispielhaft.
Vor- und Nachteile der Digitalisierung
Positiv an dieser Entwicklung ist, dass die Transparenz und die Vergleichbarkeit der Ergebnisse bei allen Fonds zunimmt. Fondsmanager, die indexnah investieren und die Gebühren wie bei aktiven Fonds verlangen, bringen keinen Mehrwert für die Anleger und werden betreutes Volumen verlieren, da die Indexfonds preiswerter und effizienter agieren.
Auf der anderen Seite bieten sich für hervorragende aktive Manager auch erstklassige Chancen - gerade in den Nischen, die die ETFs nicht oder nicht so gut besetzen können. Die Unterscheidung zwischen aktiven und passiven Fonds wird zunehmend klarer und differenzierter werden. Sie unterscheiden sich in den Gebührenstrukturen und in den Ergebnissen.
Die Korrektur im Sommer diesen Jahres hat im Bereich der Nebenwerte und in den Anlagen in Schwellenländern gezeigt, dass ETFs nicht so liquide sind, wie immer behauptet wird. Bei einigen ETFs kam es kurzzeitig zu heftigen Schwankungen, die sogar stärker ausfielen als beim zugrundeliegenden Index. Auch die Kostenvorteile von ETFs müssen kritisch hinterfragt werden, wenn die Geld-Briefspannen für den Handel hinzugerechnet werden und gezahlte Vertriebskosten bei aktiven Fonds entfallen. Dann sind ETFs zwar noch preiswerter, aber der Vorteil fällt erheblich geringer aus als er in der Öffentlichkeit dargestellt wird.
Wie kann eine sinnvolle Umsetzung aussehen?
Bei der Ermittlung der Ertragsquellen eines Depots kann das Faktorenmodell von Eugine Fama und Kenneth French herangezogen werden. Fama und French haben festgestellt, dass sich Aktien mit vergleichsweise kleiner Marktkapitalisierung wie Small und Mid-Caps und Value-Aktien mit günstigen Bewertungsrelationen besser als der Gesamtmarkt entwickelten.
Mit dieser Erkenntnis lassen sich künftig Kombinationen im Depot abbilden, bei denen bewusst bestimmte aktive Fonds von kleineren Boutiquen ausgewählt werden, um einen Mehrwert für die Investoren zu generieren. Die aktiv gemanagten Mandate dürften in Zukunft noch konzentrierter und individueller verwaltet werden. In Ergänzung dazu können liquide ETFs eingesetzt werden, um die gängigen Indices wie den MSCI World oder den S&P 500 für taktische Zwecke abzubilden.
Über Computerprogramme lassen sich bislang nur Indizes abbilden, für die entsprechend lange historische Zeitreihen bestehen. Deshalb behält die aktive Vermögensverwaltung weiterhin ihre Berechtigung. Die Digitalisierung bietet hilfreiche Instrumente, die die Qualität der Entscheidungen verbessern und die Arbeit erleichtern können. Dem sollten sich Vermögensverwalter nicht verschließen, aber die Entscheidungen komplett dem Computer zu überlassen, müssen sie auch nicht. Sie verfügen über etwas, was der Computer nicht hat, nämlich Erfahrung!
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