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Aktualisiert am 09.09.2022 - 14:32 Uhrin AnalysenLesedauer: 9 Minuten

Aktiv gegen passiv Aktiver Fonds versus ETF – wer ist besser bei globalen Anleihen?

Aktion versus Passivität
Aktion versus Passivität: In der neuen Ausgabe unseres Aktiv-passiv-Vergleichs nimmt Fonds-Finanz-Analyst Sven Gruse zwei globale Anleihefonds unter die Lupe. | Foto: Fotomontage: Jessica Hunold mit Canva

Welcher Anleihe-Fonds erfüllt die Erwartungen seiner Anleger besser? Um diese beiden Produkte geht es in unserem heutigen Aktiv-passiv-Vergleich:

Jährlich zweistellige Kuponrenditen konnten Anleger Anfang der 1980er Jahre einfahren, wenn sie zehnjährige deutsche Staatsanleihen kauften. Über 11 Prozent Zinsen pro Jahr zahlte die Bundesrepublik damals. Doch schon kurz darauf begannen die Anleihezinsen zu fallen. Dieser Trend hielt 40 Jahre an und endete erst im Jahr 2020. Anleger, die zu diesem Tiefpunkt bei zehnjährigen Bundesanleihen zugriffen, müssen dem Staat auch die nächsten Jahre noch 0,8 Prozent pro Jahr schenken.

Doch der Trend scheint nun gebrochen. Die zuletzt akut hohen Inflationsraten zwangen die Europäische Zentralbank (EZB) zum Handeln: Erstmals seit mehr als zehn Jahren erhöhten die Währungshüter dieses Jahr wieder die Leitzinsen – was sich auch an den Anleihemärkten widerspiegelt. Euro-Anlegern bieten sich dadurch zwar erneut Chancen, ihr Geld in den heimischen Märkten ohne nominale Verluste anzulegen. Um jedoch nennenswerte Erträge zu erreichen, müssen sie weiterhin international investieren.

Der Passive: iShares Core Global Aggregate Bond Ucits ETF Hedged Euro

Quelle Fondsdaten: FWW 2024

ISIN: IE00BDBRDM35
Kategorie: Anleihen Global Euro-hedged
Fondsgesellschaft: Blackrock Asset Management Ireland 
Index: Bloomberg Global Aggregate Bond Ucits ETF Euro 

Obwohl der ETF-Markt in den letzten Jahren boomte, ist die Auswahl in manchen ETF-Segmenten dennoch beschränkt. Dabei sind nicht nur Nischen davon betroffen. So ist Blackrock einer von nur drei Vermögensverwaltern in Deutschland, die einen breit gestreuten globalen ETF anbieten, der in Staats- und Unternehmensanleihen investiert und zudem währungsgesichert ist.

Mit einem Volumen von circa 5,5 Milliarden Euro ist der im November 2017 aufgelegte iShares Core Global Aggregate Bond Ucits ETF Hedged Euro aber einer der größten und am schnellsten wachsenden Anleihe-ETFs in Deutschland. Er basiert auf dem Bloomberg Global Aggregate Bond Index und wird in verschiedenen Anteilsklassen angeboten, darunter auch die hier analysierte, für Euro-Anleger interessante Tranche, die Schwankungen von Fremdwährungen zum Euro absichert.

Anlageidee des passiven Investments

Der vom ETF abgebildete Index umfasst derzeit rund 28.000 Vermögenswerte. Aufgrund der hohen Anzahl kann der ETF diesen nur näherungsweise abbilden. Blackrock konstruiert das ETF-Portfolio aus rund 9.600 Wertpapierpositionen. Trotz der reduzierten Anzahl an Titeln kommt der ETF dem Index in Sachen Performance, aber auch bei der Schwankungsanfälligkeit sehr nahe. Die Abweichung trug zwar dazu bei, dass der ETF seit Auflage eine geringere jährliche Rendite erzielte als der Index, doch die Unterschiede liegen im Bereich von Nachkommastellen.

Wie bei den allermeisten Anleihe-ETFs üblich, gewichtet auch das Blackrock-Produkt seine Positionen nach ihrer Marktkapitalisierung. Rund 66 Prozent des ETF-Portfolios sind in Staats- oder staatsnahe Anleihen angelegt. Der Rest ist überwiegend in Unternehmens- und besicherte Anleihen investiert. Zu circa 41 Prozent kommen die Papiere aus den USA, zu 12 Prozent aus Japan und 9 Prozent aus China. Dieser Anlageschwerpunkt drückt sich auch in einer relativ niedrigen effektiven Verzinsung von circa 2,8 Prozent der Papiere im ETF-Portfolio aus, und dies bei einer sehr hohen Zinssensitivität (sieben Jahre).

Die Ausrichtung nach Marktkapitalisierung führt dazu, dass Anleger vorrangig in die größten Schuldner und zwangsläufig nicht in die besten Schuldner investieren. So liegt beispielsweise bei der zweitgrößten Position, die auf das hoch verschuldete Land Japan entfällt, das nationale Zinsniveau seit fast 30 Jahren bei unter einem Prozent. Der Ertrag für die Anleger fällt entsprechend niedrig aus.

Bei manchen aktiven Fonds fressen hohe Gebühren einen Großteil der ohnehin schmalen Renditen auf. Blackrock veranschlagt beim iShares Core Global Aggregate Bond ETF Gesamtkosten von nur 0,1 Prozent pro Jahr. Der Anbieter sichert sich aber etwas Zusatzeinkommen, indem die im ETF enthaltenen Wertpapiere an andere Investoren verliehen werden, die diese dann etwa für Leerverkäufe nutzen. 37,5 Prozent dieser Einnahmen kommen Blackrock zugute, die restlichen 62,5 Prozent dem Fondsvermögen. Dennoch trug die Wertpapierleihe bisher nur maximal 0,01 Prozent pro Jahr zum ETF-Wert bei.

So hat sich der Passiv-Fonds entwickelt

Bei der Wertentwicklung des ETFs fallen Abweichungen zum Index auf, die sich nicht vollständig durch die laufenden Kosten erklären lassen. Die Diskrepanzen können unter anderem auf die vereinfachte Abbildung des Index zurückzuführen sein. So entwickelte sich der iShares Core Global Aggregate Bond Ucits ETF Hedged Euro im Vergleich zur in Euro abgesicherten Index-Variante mit -0,2 Prozent per annum schwächer. Seit Auflage verzeichnete der ETF ein Minus von -3,1 Prozent, wohingegen der Index mit ‑2,2 Prozent weniger an Wert verlor.

Auch bei weiteren Kennzahlen wie dem maximalen Verlust fällt der ETF mit -12,2 Prozent leicht hinter den Index mit -11,9 Prozent zurück. Auffällig ist, dass der ETF in Abwärtsphasen stärker verliert als die Benchmark. Seit seiner Auflage zeigt sich der iShares Core Global Aggregate Bond Ucits ETF Hedged Euro aber dennoch stabiler als der Durchschnitt der globalen Rentenfonds mit Fokus auf Anleger in der Eurozone.

Der durchschnittliche vergleichbare aktive Fonds liegt mit einer Wertentwicklung -0,5 Prozent pro Jahr hinter dem ETF zurück – bei vergleichbarer Schwankungsanfälligkeit. Die Differenz lässt sich mit den höheren Kosten der aktiven Fonds gegenüber dem ETF erklären. Diese liegen im Schnitt 0,9 Prozentpunkte höher als beim iShares Core Global Aggregate Bond Ucits ETF Hedged Euro. Das Abwärtsrisiko ist in der Vergleichsgruppe mit -10,2 Prozent nicht so hoch wie beim ETF.

Im Gegenzug bleiben die aktiven Fonds aber auch in Aufwärtsphasen, beispielsweise wenn die Kuponrenditen fallen, hinter dem Markt zurück.

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