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Aktiver Fonds oder ETF - zwei defensive Mischportfolios im Vergleich

Der Siegeszug von Mischfonds begann in Deutschland bereits in den 1950er Jahren – mit einer vergleichsweise einfachen Portfolioaufteilung in 60 Prozent Aktien und 40 Prozent Anleihen. In den 1970er Jahren weckten die Ölkrise, die damit verbundenen wirtschaftlichen Unsicherheiten und die hohe Inflation bei den Anlegern den Wunsch, ihre Portfolios breiter zu diversifizieren. Und vor allem das Risiko zu senken. Defensive Mischfonds mit einer Aktienquote deutlich unter 50 Prozent waren geboren.
Seit den Anfängen hat sich die Anlageklasse immer weiterentwickelt. Das Niedrigzinsumfeld der vergangenen Jahre bewog viele Anbieter dazu, ihr Anlageuniversum um Rohstoffe und insbesondere um Goldanlagen zu erweitern. Jahrelang versprachen Anleihen, die den Hauptteil defensiver Mischfonds ausmachten, keine nennenswerten Erträge. Die ultralockere Geldpolitik der großen Zentralbanken verhalf Anleihen bis 2021 noch zu Kursgewinnen, die in Folge des Inflations- und Zinsanstieges aber wieder ausradiert wurden.
Mit der Rückkehr der Zinsen haben defensive Mischfonds wieder an Relevanz für Anleger gewonnen. Anleiheinvestments werden im Verhältnis zum potenziellen Risiko wieder deutlich besser entlohnt. Neben möglichen Kursgewinnen können Fondsmanager zudem mit einigen Prozent Kuponrenditen planen. Auch als Gegengewicht zu Aktien eignen sich Anleihen wieder. Den Fondsmanagern eröffnet sich dadurch endlich wieder ein breites Spielfeld, einerseits zwischen mehreren rentablen Anlageklassen zu wählen, andererseits um eine Outperformance zu passiven Anlagen zu generieren.
Wer dem aktiven Management jedoch skeptisch gegenübersteht, der hat laut Daten des Analysehauses Morningstar nicht sonderlich viel Auswahl: Weniger als eine Handvoll ETFs, die ein defensives Mischfondskonzept verfolgen, gibt es am deutschen Markt. Wer sich für eine Kombination von Einzel-ETFs entscheidet, erhöht den Aufwand gegenüber einem Mischfonds deutlich, denn mehrere ETFs auf die verschiedenen Anlageklassen wollen passend zusammengesetzt werden. Schließlich muss dieses Portfolio überwacht und regelmäßig auf die Ursprungsallokation zurückgesetzt werden.
Welche komfortableren All-in-One-Lösungen Anlegern zur Verfügung stehen und wie sie sich im Wettbewerb schlugen, haben wir uns genauer angeschaut.
Auf der aktiven Seite haben wir uns die Fonds
- FvS Multi-Asset Defensiv (LU0323577923) und
- Prisma Aktiv (DE000A1W9A77) angeschaut.
Auf der passiven Seite haben wir die ETFs
- Lyxor Portfolio Strategy Defensiv ETF (DE000ETF7029) und
- Blackrock ESG Multi-Asset Conservative Portfolio ETF (IE00BLP53M98) betrachtet.
Die aktiven Investments: Firmenphilosophie im Portfolio
Die Zeiten, in denen diversifizierte defensive Portfolios nur aus Aktien und Anleihen bestanden, sind längst vorbei. Um eine Streuung und Absicherung im Krisenfall zu erzielen, investieren einige defensive Mischfonds auch in Edelmetalle.
Besonders bekannte Überzeugungstäter in Sachen Goldquote, sind die Manager aus dem Hause Flossbach von Storch. Die Mischfondsreihe des Kölner Vermögensverwalters ist vom unternehmenseigenen Weltbild geprägt. Diese Hausmeinung resultiert in einer Exponierung zu Unternehmensanleihen, einem Fokus auf hochwertige Qualitätsaktien und eine ordentliche Portion Gold. So hat auch der von Stephan Scheeren und Julian-Benedikt Hautz verwaltete FvS Multi-Asset Defensiv (LU0323577923) eine Goldquote von rund 10 Prozent.
Der zweite aktive Fonds dieses Vergleichs stammt ebenfalls aus Deutschland, nämlich von der Frankfurter Firma Prisma Investment. Der Fondsanbieter entstand, um das Vermögen der Software-AG-Stiftung – dem gleichnamigen M-Dax-Unternehmen zugehörig – zu verwalten. Traditionell spielt für Stiftungen das Thema Nachhaltigkeit eine entscheidende Rolle, was sich auch im Prisma Aktiv (DE000A1W9A77) widerspiegelt.
Das Fondsmanager-Team um Firmengründer Andreas Rachor setzt aber ebenso wie die FvS-Manager auf bis zu 10 Prozent Gold im Fonds. Die Teams beider Firmen investierten in den letzten Jahren außerdem verstärkt in kurzlaufende Staats- und Unternehmensanleihen, um Kursverlusten bei steigenden Zinsen vorzubeugen, die vor allem Langläuferanleihen treffen.
Bei der Auswahl der Aktien unterscheiden sich die Ansätze:
- Der Fonds von Flossbach von Storch hat eine stabile Aktienquote von rund 35 Prozent, die global breit diversifiziert ist.
- Der Prisma Aktiv hingegen setzt im Schwerpunkt auf europäische Titel, mischt aber Aktien aus anderen Wirtschaftsräumen bei. Bei diesem Fonds liegt die Aktienquote bei circa 30 Prozent, kann sich aber flexibel zwischen 20 Prozent und 40 Prozent bewegen.
Das Potenzial beider Fonds zeigt sich langfristig am deutlichsten: Über fünf Jahre liegen beide Ansätze sowohl in Performance- (+7,4 Prozent und +0,9 Prozent) und Risikokennzahlen (5,3 Prozent und 6,2 Prozent) vor der Vergleichsgruppe (-1,6 Prozent und +6,3 Prozent). Beide Fonds gelten als nachhaltig und arbeiten mit Mindestausschlüssen. Außerdem achten die Manager bei den Investitionen auf die Treibhausgasemissionen sowie auf den CO2-Fussabdruck.
Der Ansatz des Prisma Aktiv ist hierbei als restriktiver anzusehen. Beispielsweise sind Hersteller von Endprodukten im Bereich Rüstung oder auch Gentechnik gänzlich ausgeschlossen. Auch müssen Unternehmen Produkte anbieten, die nach Einschätzung der Fondsmanager gesellschaftlich sinnvoll sind und einen Bezug zur Realwirtschaft besitzen. Die Prüfung erfolgt hier durch ein fünfköpfiges Team.
Auf der Vergütungsseite liegen die Kosten bei beiden Fonds um die 1,6 Prozent, wobei beim Prisma Aktiv noch eine erfolgsabhängige Vergütung von 15 Prozent fällig wird. Dank der höheren Basisverzinsungen der Anleiheseite und der Spielräume bei der Asset Allocation sollten die erhöhten Fondskosten künftig auch wieder besser kompensiert werden.