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Aktiv gegen passiv Aktiver Fonds versus ETF: Wer investiert besser in Infrastruktur?

Aktiv oder passiv in ESG-Assets aus Schwellenländern investieren:
Aktiv oder passiv in das Thema Infrastruktur investieren: Anlageprofi Maximilian Kreitlmeier hat sich die Vor- und Nachteile beider Arten anzulegen angesehen. | Foto: Fonds-Finanz-Spezialist Simon Nöth vergleicht Fonds miteinander.

Marode Brücken, ein veraltetes Stromnetz oder eine lückenhafte Internet- und Mobilfunkabdeckung – viele Länder haben schon lange nicht mehr ausreichend in ihre Infrastruktur investiert. Die Sanierung von Verkehrs- und Leitungsnetzen, Krankenhäusern und Co. ist teuer und wurde deshalb aufgeschoben, solange es nur ging. Doch früher oder später müssen Staaten aktiv werden, um im internationalen Wettbewerb nicht abgehängt zu werden.

Für Anleger ergeben sich daraus große Chancen, denn in den nächsten Jahren stehen weltweit nicht nur wegen der lange hinausgezögerten Ausgaben große Investitionen an. Auch der Kampf gegen den Klimawandel erfordert zum Beispiel  eine ressourcenschonende und effiziente Strom- und Wasserversorgung. Beste Aussichten also für Investments in Infrastrukturunternehmen, die aufgrund ihrer oft nahezu monopolähnlichen Marktstellung einen defensiven Charakter aufweisen und zudem einen Inflationsschutz bieten.

In der vorliegenden Analyse vergleichen wir, ob sich eher ein aktives oder ein passives Fondsvehikel als Infrastrukturinvestment eignet. Um diese Fonds geht es:

  • M&G (Lux) Global Listed und
  • iShares Global Infrastructure ETF  

Der Aktive:  M&G (Lux) Global Listed Infrastructure

Quelle Fondsdaten: FWW 2024

 

ISIN: LU1665237613
Kategorie:  Aktienfonds Infrastruktur
Fondsgesellschaft: M&G International Investments 
Fondsmanager: Alex Araujo

Anlageidee

Wer an Infrastrukturinvestments denkt, dürfte zuallererst die angestaubten Versorgeraktien im Kopf haben. Und tatsächlich weisen gängige Infrastrukturfonds und -benchmarks in dieser Branche mit durchschnittlich knapp 50 Prozent ein hohes Gewicht auf. Fondsmanager Alex Araujo stellt seinen Themenfonds, den M&G (Lux) Global Listed Infrastructure, dagegen wesentlich breiter auf.

Araujo reduziert die Abhängigkeit von einzelnen Sektoren und integriert unterschiedliche Sub-Themen. Dazu zählen neben altbekannten Bereichen wie Mautstraßen, Häfen, Schienennetzen oder Telekommunikation auch Datenzentren, Zahlungssysteme, erneuerbare Energien oder die Wasserversorgung. Klassische Versorger werden vom Fondsmanager nur mit etwa einem Drittel des Fondsvolumens gewichtet. Konkret heißt das: Weniger Eon oder RWE und dafür mehr Equinix (digitale Infrastruktur), Elia Group (Hochspannungsnetze) oder Unite Students (Studentenwohnungen).  

Dadurch ergibt sich ein interessantes Fondsprofil: Neben den klassischen und stabilen Geschäftsmodellen der Versorger, Telekoms und Pipelinebetreiber werden auch innovativere und vergleichsweise wachstumsstärkere Unternehmen beigemischt, was den Fonds für verschiedene Marktphasen attraktiv macht. Mit planbaren Einnahmen stabilisieren die defensiven Versorger und Telekommunikationsunternehmen den Fonds in turbulenteren Börsenphasen, während die Wachstumsunternehmen aus den Bereichen erneuerbare Energien, IT-Infrastruktur oder Zahlungssysteme für einen Performance-Kick sorgen.   

 

Araujo verantwortet den etwa drei Milliarden Euro schweren M&G (Lux) Global Listed Infrastructure seit der Auflage im Oktober 2017.  Unabhängig von den Branchen setzt der Manager insgesamt auf große und mittelgroße Unternehmen, die über einen wachsenden Einkommensstrom verfügen. Der Vorteil dabei: Zum  einen stehen diese Einnahmen den Unternehmen für Dividendenzahlungen zur Verfügung, was Fondsanlegern über regelmäßige Ausschüttungen zugutekommt. Zum anderen bieten die hohen Cash-Flows Inflationsschutz. Denn: Viele der im Fonds enthaltenen Unternehmen verfügen über Preissetzungsmacht und können – wie im Falle von Mautstraßen- oder Pipelinebetreibern – fast nach Belieben die Preise erhöhen. Während man als Konsument unter steigenden Preisen leidet, kann man als Investor davon profitieren und einen Teil der persönlichen Inflation ausgleichen. 

Blick ins Portfolio 

Das Fondsportfolio setzt sich aus 40 weltweit tätigen Unternehmen zusammen. Trotzdem will Araujo Klumpenrisiken vermeiden und achtet daher auf eine ausgewogene Themengewichtung.  Neben hoher Cash-Flows hat er auch die Bewertungen im Blick und setzt bei den Portfoliounternehmen eine anlegerfreundliche und vorausschauende Dividendenpolitik voraus. Einzelpositionen werden nicht über 4 Prozent gewichtet. Die zehn größten Positionen bilden dadurch ein Drittel des Fondsvolumens.

Gemessen an der Branchenaufteilung ist der Fonds im Vergleich zum ETF deutlich besser diversifiziert. Zwar wird auch bei diesem aktiven Fonds der Löwenanteil im Versorgersektor investiert (35 Prozent), im Vergleich zur Peergroup stellt dies aber eine deutliche Untergewichtung dar. Die nächstgrößten Sektoren sind Immobilien (22 Prozent), Industrie (17 Prozent) und Energie (15 Prozent).

Auf Länderebene entfällt mit gut 40 Prozent das höchste Gewicht auf die USA, vor Kanada (+15 Prozent) und Großbritannien (13 Prozent). Der Active Share – eine Kennzahl, die anzeigt, ob ein Manager seinen Vergleichsindex eher kopiert oder unabhängig Entscheidungen trifft – fällt mit 97 Prozent zum weltweiten Aktienmarkt inklusive der Schwellenländer sehr hoch aus. Aber auch zum FTSE Core Global Infrastructure Index, einer weit verbreiten Benchmark für Infrastrukturfonds, liegt der Active Share mit 78 Prozent im hohen Bereich.

Für Anleger bedeutet das: Araujo und sein Team liefern, was sie versprechen, nämlich aktives Management. Die Fondsanleger müssen diese Arbeit aber mit jährlichen Fondskosten von 1,94 Prozent bezahlen.

Stichwort Nachhaltigkeit

Weil viele Unternehmen des Anlageuniversums in umweltschädlichen Branchen tätig sind, erfüllen nachhaltige Infrastrukturfonds eine wichtige Funktion. M&G verfolgt seit Auflage des Fonds einen strengen Nachhaltigkeitsansatz, um Firmen mit zweifelhafter ESG-Bilanz auszuschließen. Der Fonds vermeidet bestimmte negative Nachhaltigkeitsauswirkungen (PAIs).

Manager Araujo tauscht sich außerdem aktiv mit den Unternehmenslenkern aus, um Verbesserungen anzustoßen (Engagement-Ansatz). All das führt dazu, dass der Fonds im Kategorievergleich beim Morningstar Sustainability Rating die Höchstnote von fünf Globen erhält. Passive Investments können hier meist nicht mithalten. 

So hat sich der aktive Fonds entwickelt

Araujos Strategie zahlte sich bisher aus. Seit Auflage im Oktober 2017 konnte der M&G (Lux) Global Listed Infrastructure (+7,8 Prozent p. a.) sowohl die Morningstar-Vergleichsgruppe ‚Aktien: Branchen Infrastruktur‘ (+4,6 Prozent p. a.) als auch das passive Investment, den hier zum Vergleich herangezogenen iShares Global Infrastructure ETF (+6,5 Prozent p. a.), deutlich übertreffen.

In den ersten Jahren des Fonds kam die Performance überwiegend von Unternehmen aus dem Bereich der erneuerbaren Energien wie Orsted sowie von den Anbietern von Zahlungssystemen wie Mastercard und Visa. Im äußerst anspruchsvollen Kapitalmarktjahr 2022 waren es hingegen Unternehmen aus den Bereichen Versorger, Energie und Grundstoffe, die sich positiv bemerkbar machten. So konnten die Aktien des amerikanischen Pipelinebetreibers Oneok trotz Zinserhöhungen und Inflation um knapp +26 Prozent zulegen.

Aber auch die Versorger Elia Group und Gibson Energy sowie der französische Baukonzern Vinci konnten das vergangene Jahr positiv abschließen, den Fonds stabilisieren und die Verluste eingrenzen. So verlor der Fonds nur  3,8 Prozent, während der MSCI ACWI ein Minus von -13 Prozent verzeichnete.

Gegenüber der Vergleichsgruppe, die 2022 um -4,8 Prozent nachgab, konnte er ebenfalls punkten. Seine Outperformance erkaufte er sich mit einem etwas höheren Risiko. Ein kleiner Makel, den der Fonds jedoch in vielerlei Hinsicht mehr als wett machen kann. 

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