ETFs (Exchange Traded Funds) zählen zu den beliebtesten Anlageprodukten unter Privatanlegern. Dabei handelt es sich um börsengehandelte Fonds, die passiv einen Index wie den Dax oder den MSCI World abbilden.

Aber auch sogenannte aktive ETFs erfreuen sich immer größerer Beliebtheit. Diese Anlageform vereint die Flexibilität und Handelbarkeit klassischer ETFs mit dem aktiven Management traditioneller Investmentfonds.

Sowohl in den USA als auch in Europa gewinnen aktive ETFs zunehmend an Bedeutung, wobei sich interessante Unterschiede in der Entwicklung und Regulierung zwischen den beiden Märkten abzeichnen.

In diesem Artikel beleuchten wir die Grundlagen aktiver ETFs sowie ihre Vor- und Nachteile gegenüber den passiven Pendants und werfen einen detaillierten Blick auf die Marktdynamiken in den USA und Europa.

Vor- und Nachteile von aktiven ETFs

Aktive ETFs sind eine spezielle Form von ETFs, die aktiv von Fondsmanagern verwaltet werden. Im Gegensatz zu passiven ETFs streben sie durch gezielte Auswahl von Wertpapieren an, eine bessere Performance als der zugrundeliegende Index zu erzielen. Der Index dient lediglich als Benchmark, von der abgewichen werden kann – beispielsweise durch Über- oder Untergewichtung einzelner Titel.

Beispiel: JPM Global Research Enhanced Index Equity ESG ETF 

  • Asset-Schwerpunkt: Aktienfonds All Cap Welt
  • Auflegung: 10.10.2018
  • ISIN: IE00BF4G6Y48
  • Maximal Drawdown seit Auflage: 33,95%
  • Performance YTD: 13,59%
  • Performance 5 Jahre: 93,42%
  • Sum. lfd. Kosten: 0,31%
  • Volatilität 5 Jahre: 17,76%
  • Volumen in Mio. EUR: 5428

Ein Beispiel für einen aktiven ETF, der seinen Referenzindex, den MSCI World, übertreffen möchte, ist der JP Morgan Global Research Enhanced Index Equity ESG ETF. Dies gelingt der Strategie durchaus erfolgreich. Im Vergleich zum 1.400 Titel starken Weltindex beschränken sich die Analysten von J.P. Morgan mit annähernd 700 Positionen auf die Hälfte. Mindestens 51 Prozent der Vermögenswerte sollen in Unternehmen mit positiven ESG-Merkmalen (Environment, Social und Governance) investiert sein.

Trotz dieser Anpassungen lassen sich nur kleine prozentuale Verschiebungen der Top-10-Holdings und Länder- sowie Branchen-Allokation feststellen. Allerdings ergibt sich daraus eine Performance, die sich sehen lassen kann. Über fünf Jahre verzeichnet der ETF ein Wachstum von 93,4 Prozent. Der mit 71 Milliarden Euro größte ETF auf den MSCI World, der iShares Core MSCI World ETF, kommt im gleichen Zeitraum nur auf 82,9 Prozent.

Mit einer Gesamtkostenquote von 0,31 Prozent handelt es sich bei dem JP Morgan Global Research Enhanced Index Equity ESG ETF um einen vergleichsweise sehr günstigen aktiven ETF. Für gewöhnlich können für die aktiven, an der Börse gehandelten Varianten bis zu 2 Prozent fällig werden.   

Als Hybrid zwischen den beiden Produktarten kombinieren aktive ETFs die Vorteile von aktiv gemanagten Fonds und passiven ETFs. Sie bieten die Möglichkeit, durch gezieltes Management höhere Renditen zu erzielen. Dafür sind sie im Vergleich zu passiven ETFs mit höheren Kosten und Performance-Risiken verbunden, teilen jedoch ebenfalls deren Transparenz und Flexibilität.

Vergleich: Passive ETFs, Aktive ETFs und Aktiv gemanagte Fonds
Merkmal Passive ETFs Aktive ETFs Aktiv gemanagte Fonds
Management Passiv, folgt einem Index Aktiv durch Fondsmanager Aktiv durch Fondsmanager
Ziel Index nachbilden Markt übertreffen, Risiken reduzieren, ... Markt übertreffen, Risiken reduzieren, eigene Strategie umsetzen, ...
Kosten Oft geringer als bei aktiven ETFs und Fonds Oft etwas höher als bei passiven ETFs Oft höher als bei ETFs
Flexibilität Gering, folgt strikt dem Index Mittel, kann auf Marktveränderungen reagieren, aber Index bleibt Basis Hoch, kann auf Marktveränderungen reagieren
Transparenz Regelmäßige Offenlegung der Fondsbestandteile Regelmäßige Offenlegung der Fondsbestandteile Regelmäßigkeit und Umfang der Offenlegung variiert
Renditepotenzial Entspricht dem Index abzüglich der Kosten Höher, aber keine Garantie Höher, aber nur wenige überperformen langfristig

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Aktive ETFs holen im Neugeschäft auf

Trotz dieser Vorteile konnten aktive ETFs in Europa noch nicht wirklich durchstarten und sind hierzulande wenig bekannt. In den USA hingegen sieht das anders aus: Dort erleben aktive ETFs einen regelrechten Boom. Ihre zunehmende Bedeutung lässt sich an dem starken Wachstum der vergangenen Jahre ablesen. Zwar dominiert nach wie vor der Marktanteil der passiven ETFs. Doch seit 2018 verzeichneten aktive ETFs in den USA jährlich Nettomittelzuflüsse von mindestens 25 Milliarden US-Dollar – Tendenz steigend.

 

Blackrock hat vor Kurzem die Auflegung von fünf neuen aktiv verwalteten iShares-ETFs in Europa bekannt gegeben. Im Rahmen des Launchs erklärte der weltweit größte Vermögensverwalter, dass das Segment der aktiven ETFs in den USA mit einer organischen Rate von 30 Prozent wächst.

In der EMEA-Region machen aktive ETFs zwar noch weniger als 2 Prozent des gesamten ETF-Vermögens aus, ihr Anteil am Neugeschäft wächst jedoch langsam. 2023 waren aktive ETFs für 4 Prozent der Netto-Neugelder und 7 Prozent der Netto-Neugeschäftsgebühren der ETF-Branche verantwortlich.

Marktbedingungen für aktive ETFs in den USA und Europa

Der US-Markt für ETFs ist insgesamt älter und größer als der europäische Markt. Die seit einigen Jahren hohen Nettomittelzuflüsse in aktive ETFs haben zu einer breiteren Akzeptanz und einem größeren Angebot an von Fondsmanagern verwalteten ETFs geführt. Hinzukommen regulatorische Gründe, die das Wachstum dieser Anlageklasse in den USA begünstigen.

In den USA müssen aktive ETFs aufgrund von weniger strengen Transparenzanforderungen nicht täglich alle Positionen offenlegen, was den Fondsmanagern mehr Flexibilität bei der Verwaltung ihrer Portfolios gibt und ihre Strategien schützt. In Europa hingegen sind die Transparenzregelungen strenger, was dazu führt, dass viele aktive ETFs einen geringeren aktiven Anteil und/oder Tracking Error als vergleichbare aktive offene Fonds haben.

Regulatorische Vorteile für Privatanleger in den USA 

US-amerikanische Anleger sind tendenziell offener für innovative und risikoreichere Anlagestrategien. Eine Vorreiterrolle ist dem Ark-Innovation-ETF von Cathie Wood zuzuschreiben, dessen zuweilen beeindruckende Renditen das Interesse und Vertrauen von Anlegern gegenüber aktiven ETFs gestärkt haben.

Doch sind es vor allem steuerliche Vorteile, die langfristiges Sparen und Investieren fördern, sodass Privatanleger ihre Vermögenswerte effizienter aufbauen können. Steuerlich begünstigte Konten und Altersvorsorgemodelle wie IRA und 401(k) ermöglichen es, Kapitalgewinne steuerfrei oder steuerbegünstigt zu reinvestieren. Beziehungsweise einen Teil des Gehalts in einem Wertpapierdepot anzulegen, wobei viele Arbeitgeber die Einzahlungen zu einem gewissen Prozentsatz „matchen“. Die Einzahlungen und Erträge des 401(k) sind in der Ansparphase steuerfrei. Erst bei Auszahlung im Ruhestand werden die Entnahmen als Einkommen versteuert.

Neben den steuerlichen Annehmlichkeiten genießen Privatanleger in den USA direkten Zugang zu umfassenden Unternehmensinformationen und können ihre Stimmrechte bei Hauptversammlungen aktiv nutzen. Die Möglichkeit, direkt mit Unternehmen zu kommunizieren und an deren Entscheidungen teilzuhaben, stärkt die Position der Privatanleger und kann zu besseren Anlageentscheidungen führen.

 

Aktive ETFs: Wachstum auch in Europa  

In Europa sind Anleger oft konservativer und bevorzugen etablierte, passive Anlagestrategien. Die noch jungen aktiven ETFs bieten Investoren eine noch wenig aussagekräftige Historie, da sie teils noch keine drei Jahre auf dem Markt sind. Abgesehen davon besteht für den deutschen Markt laut einer Scope-Analyse die gesonderte Problematik, dass die gängigen Vertriebswege mit Provision arbeiten. Daher besteht wenig Anreiz, statt aktiven Fonds ausgerechnet aktive ETFs zu verkaufen.

Die Kombination aus regulatorischen Unterschieden, einer reiferen Marktinfrastruktur, unterschiedlichen Anlegerpräferenzen erklärt, warum aktive ETFs in den USA erfolgreicher und beliebter sind als in Europa. Dennoch wächst auch in Europa das Interesse an aktiven ETFs, und es ist zu erwarten, dass sich der Markt in den kommenden Jahren weiterentwickeln wird. 

Anleger sollten ihre Anlageziele, Risikotoleranz und den gewünschten Grad an Involvierung in das Management des Investments berücksichtigen, um zu entscheiden, ob aktive ETFs für sie geeignet sind.