


Aktive ETFs galten lange als Nischenprodukt für institutionelle Investoren. Eine aktuelle Befragung von J.P. Morgan Asset Management und Extra ETF zeigt nun: Die Produkte haben sich inzwischen auch bei Privatanlegern etabliert. Für die Untersuchung wurden über 1.000 ETF-Investoren im Frühsommer 2025 befragt – mit teils überraschenden Ergebnissen.
Hohe Bekanntheit, wachsende Nutzung

So gaben 91,3 Prozent der befragten Privatanleger an, aktive ETFs bereits zu kennen. 40,5 Prozent investieren bereits in diese Produkte. Weitere 34,3 Prozent denken über ein Investment nach.
„Diese Ergebnisse verdeutlichen nicht nur ein immer besseres Wissen auch bei Privatanlegern, dass ein ETF nicht per se ein passives Investment ist“, erklärt Ivan Durdevic, Leiter ETF-Distribution Deutschland, Österreich und Schweiz bei J.P. Morgan Asset Management.
Regelmäßige Ausschüttungen als Hauptmotiv
Doch was treibt Anleger zu aktiven ETFs? Die Studie identifiziert klare Motive: Mehr als die Hälfte der Nutzer (55,3 Prozent) schätzen aktives Management zu günstigen Konditionen. 45,2 Prozent wollen ihre Rendite maximieren. Besonders auffällig: 63,5 Prozent der Befragten geben regelmäßige Ausschüttungen als Anlagefokus an.

Jens Jüttner, Head of Content bei Extra ETF, ordnet dieses Ergebnis ein: „Ein erheblicher Teil der befragten Anleger ist bereits in einer Lebensphase, in der ein zusätzliches Einkommen besonders attraktiv ist: Rund 30 Prozent sind zwischen 55 und 64 Jahre alt, etwa 16 Prozent sogar 65 Jahre und älter. Speziell aktive ETFs mit ihrem Ansatz, teils Ausschüttungsquoten von 7 Prozent und mehr zu generieren, bieten hier eine interessante Lösung und stoßen deshalb auf großen Zuspruch.“
Durdevic nennt als Beispiel einen aktiven ETF, der ein Aktienportfolio mit Covered Calls kombiniert und Ausschüttungsraten von 7 bis 9 Prozent biete – bei gleichzeitig geringeren Schwankungen als der breite Aktienmarkt.
Strategische Beimischung dominiert
Die meisten Privatanleger nutzen aktive ETFs laut Umfrage als strategische Ergänzung zum bestehenden Portfolio. Immerhin 23,1 Prozent sehen sie bereits als Kerninvestment. Der Anteil am Gesamtvermögen bleibt meist moderat: Nur bei 15,4 Prozent der Befragten machen aktive ETFs mehr als 30 Prozent des Portfolios aus.
„Insbesondere in Zeiten erhöhter Marktkonzentration und Volatilität bieten aktive Strategien im Vergleich zu reinen Indexinvestments Mehrwert“, betont Durdevic. Mit aktiven ETFs lasse sich das Risiko-Ertrags-Profil eines Portfolios gezielter steuern.
Höhere Investmentsummen als bei passiven Produkten
Die Studie zeigt außerdem, dass die investierten Beträge bei aktiven ETFs höher ausfallen als bei passiven Produkten. 29 Prozent nutzen Sparpläne, 35,5 Prozent Einmalanlagen – ein Drittel kombiniert beide Ansätze. Dabei investieren 20,1 Prozent monatlich 500 Euro oder mehr per Sparplan – das liegt deutlich über dem deutschen Durchschnittswert von 136 Euro monatlich. Doch warum ist das so?
„Wir beobachten sowohl in unserer Studie bei Privatanlegern als auch bei zahlreichen Nutzern unseres Extra-ETF-Portfoliotrackers, dass viele Investoren über ein Vermögen im sechsstelligen Bereich verfügen. Da sie oft ein zusätzliches Einkommen in Form von Ausschüttungen anstreben, lohnen sich Investments in aktive ETFs meist erst ab einer bestimmten Größenordnung. Andernfalls wäre diese Strategie nicht rentabel. Ein weiterer Beweggrund ist die gezielte Risikoreduktion im Gesamtportfolio durch die Beimischung aktiver ETFs. Auch hierfür werden häufig größere Summen investiert, um in vergleichsweise umfangreichen Portfolios tatsächlich spürbare Effekte zu erzielen“, erläutert Jüttner.
Durdevic sieht noch einen weiteren Grund: „Privatanleger haben ihre Investments in aktive ETFs eher strategisch angelegt, das heißt für einen mittel- bis langfristigen Investmentzeitraum. Diese Investments erfolgen mit einem höheren Überzeugungsgrad als eine taktische Entscheidung.“
Anleihen-ETFs als nächster Wachstumsmarkt
Neben Aktien-ETFs rücken zunehmend auch aktive Anleihen-ETFs in den Fokus. „Das Interesse der Kunden wächst, da einige der festverzinslichen Märkte rein passiv nur schwer zugänglich sind, ETFs aber durch mehr Liquidität und einfacheren Zugang Abhilfe schaffen“, erklärt Durdevic. Laut einer Befragung institutioneller Anleger planen 74 Prozent der europäischen Profis, ihr Engagement in diesem Bereich zu erhöhen.

Wissenslücken als Wachstumsbremse
Trotz der positiven Entwicklung gibt es noch Hürden. Ein Viertel der Nicht-Investoren gibt zu geringes Produktwissen an. 23,5 Prozent warten auf längere Track Records. Mit 35,9 Prozent empfindet gut ein Drittel die Kosten als zu hoch.
„Gerade die Kosten der aktiven ETFs werden häufig als Hindernis angeführt“, räumt Jüttner ein. Ein Vergleich zeige aber: Passive ETFs kosten in Deutschland durchschnittlich 0,20 Prozent, aktive 0,31 Prozent. Für Anleger kann sich der Vergleich von Fall zu Fall lohnen.