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Von Lesedauer: 10 Minuten
Collage mit jungen Leuten und ETF-Zeichen
Collage mit jungen Leuten und ETF-Zeichen: Aktive ETFs haben das Ziel, durch aktives Management die Performance eines Indexes zu übertreffen. | Foto: Barbara Bocks, Collage mit Canva

Oft heißt es, aktive ETFs sind eine Mischung aus aktiven Fonds und passiven ETFs, weil sie Merkmale beider Anlageklassen aufweisen. Genau wie bei aktiven Fonds, sei es das Ziel eines aktiven ETFs, eine Benchmark wie den MSCI World zu schlagen - und nicht eine nachzubilden, erklärt Olivier Paquier, Global Head of ETF Sales bei der Fondsgesellschaft Axa Investment Managers im Interview.

Das bedeutet, dass sich aktive ETFs nicht einfach genauso wie der zugrundeliegende Marktindex entwickeln, sondern laut Paquier durch eine aktive Aktienauswahl eine verbesserte Performance erzielen können. Für diese Über-Performance im Vergleich zum Index sorgen aktive Fondsmanager:innen, die die ETFs aufbauen und verwalten.

Fondsmanager:innen ermöglichen Investor:innen aus Paquiers Sicht über aktive ETFs in Chancen oder Themen zu investieren, die sich durch reine passive ETF-Investitionen nicht so einfach nachbilden lassen.

Aktive ETFs kombinieren daher einige der Vorteile von Investmentfonds mit dem Komfort, der Transparenz und der Liquidität eines ETFs, so Paquier. Denn sie werden wie passive ETFs an der Börse gehandelt.

Aktive ETFs können wie aktive Fonds auf einer Vielzahl von Basiswerten wie Aktien, Anleihen oder Rohstoffen basieren.  

 

Der Nachteil: Aktive ETFs sind laut Paquier im Vergleich zu herkömmlichen passiven ETFs teurer, aber im Vergleich zu aktiven Fonds immer noch günstiger.

Der direkte Preisvergleich zwischen aktiven ETFs und aktiv gemanagten Fonds hinkt aus der Sicht von Barbara Claus, Analystin beim Fondsanalysehaus Scope aber: „Wegen ihrer Vertriebskosten sind aktiv gemanagte Fonds auch performanceseitig im Nachteil gegenüber ETFs.“ Die Fondsmanager:innen aktiver Fonds müssten zunächst eine signifikante Kostenhürde überspringen, um überhaupt mit der Performance des Index gleichzuziehen.

Der Grad des aktiven Managements wird aus ihrer Sicht in den einzelnen Fondshäusern ganz unterschiedlich gehandhabt. „Viele lösen sich gar nicht so weit von ihrer Benchmark“, erklärt Claus. Andere nutzen aus Sicht der Expertin die Analyse, die sie im eigenen Haus zu aktiv gemanagten Fonds führen, auch für ihre aktiven ETFs.

„Da ein ETF in der Regel einen Index abbildet, unterliegt er zwangsläufig einer gewissen Disziplin, denn das Portfolio kann nur angepasst werden, wenn der zugrunde liegende Index verändert wird“, erklärt Philipp Prömm, Vorstand und Head of Sales von Shareholder Value Management auf Anfrage. Als Beispiel nennt er den eigenen Frankfurter UCITS-ETF – Modern Value. Er basiert auf dem Frankfurter Modern Value Index.

Die Zusammensetzung des Index wird quartalsweise überprüft und einem Rebalancing unterzogen. Erst dann wird auch der ETF angepasst“, erklärt Prömm. Ein aktiv gemanagter Fonds könne im Gegensatz dazu täglich auf ein verändertes Marktumfeld reagieren.

Ein weiterer Unterschied zwischen den beiden Anlageklassen: „Um bei einem ETF die tägliche Handelbarkeit zu gewährleisten, ist eine entsprechende Liquidität der Titel notwendig. Ein aktiv gemanagter Fonds kann auch in „engen“ Titeln Positionen längerfristig auf- oder abbauen“.

Generell gebe es mehr Gemeinsamkeiten als Unterschiede zwischen klassischen Fonds und aktiven ETFs, erklärt Paquier: „Beide werden von professionellen Fondsmanagern verwaltet, und bieten im Allgemeinen ein Engagement in einer breiten Palette von Anlagen in einem einzigen Produkt“. 

 

Hier noch ein paar Daten zum deutschen Markt für aktive ETFs:

  • Laut der Fondsratingagentur Scope gibt es hierzulande 62 aktive ETFs, davon 37 für Aktien und 25 für Anleihen.
  • Die Gesamtkostenquoten dieser untersuchten aktiven ETFs liegen bei bis zu 0,85 Prozent.
  • Die meisten aktiven ETFs gibt es in den Kategorien Aktien Nachhaltigkeit/Ethik Welt, Aktien Nordamerika und Aktien Welt.
  • Neben US-Aktienprodukten performen auch aktive Dividenden-ETFs aus Sicht der Scope-Analysten sehr gut.

Aktuell ist der Markt für aktive ETFs im Vergleich zu den traditionellen passiv anlegenden ETFs eher ein Nischenmarkt. Das Segment der aktiven ETFs wächst aber auf Produkt- und Anbieterseite, weil Anleger:innen laut der Scope-Analyst:innen „zunehmend erkennen, dass die ETF-Hülle auch für aktiv verwaltete Strategien geeignet ist“.

Dass aktive ETFs hierzulande noch keinen größeren Marktanteil haben, liegt aus Sicht der Scope-Analyst:innen vor allem an zwei Gründen:

  • ihrer kurzen Historie: 26 von 62 analysierten Fonds sind weniger als drei Jahre alt.
  • vertrieblichen Gründen: Aktive ETFs sind wegen fehlender Bestandsprovisionen und geringerer Gebühren für Fondsgesellschaften und Finanzberater weniger lukrativ und werden daher weniger vertrieben als beispielsweise aktive Fonds.
 

Es gibt neben den beiden Kategorien aktive und passive ETFs noch eine weitere wichtige ETF-Kategorie: die sogenannten Smart-Beta-ETFs.

Das Wichtigste vorab: Smart-Beta-ETFs, auch Faktor-ETFs, genannt, gehören nicht zur Kategorie der aktiven ETFs.

Denn Faktor-ETFs bilden genau wie passive ETFs einen Index ab. Allerdings bilden sie diesen nicht nur stumpf 1:1 ab, sondern setzen auf bestimmte Regeln, in welche Firmen des Index sie investieren. Diese Strategien legen sie zum Start des ETFs fest und verfolgen diese dann automatisiert.

Eine dieser Strategien, die bei Smart-Beta-ETFs benutzt wird, ist die sogenannte Value-Strategie: Hier geht es darum, unterbewertete Aktien zu identifizieren.

 

Außerdem sind noch die folgenden Strategien üblich bei Smart-Beta-ETFs:

  • die Small-Cap-Strategie mit Fokus auf Firmen mit geringerer Marktkapitalisierung
  • die Quality-Strategie mit Fokus auf Firmen mit stabilen Gewinnen, hohen Eigenkapitalquoten und geringer Verschuldung
  • die Momentum-Strategie mit Fokus auf Firmen, die im vergangenen Jahr oder weniger hohe Rendite erzielt haben
  • die Low-Volatility-Strategie mit Fokus auf Firmen, die hohe Rendite bei geringen Schwankungen erzielt haben.

Wenn du mehr über diese einzelnen Strategien erfahren möchtest, auf denen Smart-Beta-ETFs basieren und an Beispiel-ETFs dazu interessiert bist, findest du die Infos dazu hier.

Aktive ETFs, Smart-Beta-ETFs und normale ETFs im Überblick

Wir haben dir hier zur Übersicht einmal die Hauptunterschiede zwischen aktiven, Smart-Beta- und passiven ETFs zusammengestellt:

 

Aktive ETFs

Smart-Beta-ETFs

Passive ETFs

Management

Aktiv, durch Fondsmanager:in

Passiv, automatisiert

Passiv, automatisiert

Firmenauswahl aus dem Index nach Faktoren

Ja, fortlaufend

Ja, nur zu Beginn

Nein, nur Abbildung des Indexes

Renditeziel

Höhere Rendite als der zugrundeliegende Index

Höhere Rendite als der zugrundeliegende Index

Die Rendite des zugrundeliegenden Indexes erreichen

Kosten

Höhere Kosten als passive ETFs

Höhere Kosten als passive ETFs

Niedrigste Kosten im Vergleich zu den anderen beiden

Quelle: eigene Recherche

Auf diese Unterschiede solltest du also achten, wenn du dir ETFs für dein Depot auswählst.

Die Abgrenzung zwischen den Produkten ist tatsächlich nicht immer so einfach“, sagt selbst Scope-Analystin Barbara Claus, die sich seit Jahrzehnten mit dem Kapitalmarkt beschäftigt, im Interview mit DAS INVESTMENT.

Das Innovative an aktiven ETFs ist aus ihrer Sicht aber, dass Anleger:innen nun aktive Strategien, die nicht nur systematisch Faktoren abgreifen, sondern aktiv gemanagt werden, als börsengehandelte ETFs kaufen können.

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