Aktiv gegen passiv Aktiver Fonds versus ETF: Welcher Rentenfonds ist besser?
Während Rentenfonds im Niedrigzinsumfeld lediglich zinsloses Risiko versprachen und in den Jahren 2021 und 2022 aufgrund steigender Zinsen vielfach zweistellige Kursverluste verzeichneten, bieten sie nun wieder eine auskömmliche Rendite. Mehr noch: Anleihen sind zurückgekehrt in ihre wichtige Rolle als Portfoliobaustein, der Aktienrisiken abfedern kann. Das zeigte sich zuletzt, als die Aktienmärkte deutlich korrigierten, die Kurse vieler Anleihen gleichzeitig jedoch anzogen.
Für Anleihen ist die Aussicht auf Zinssenkungen ein großer Einflussfaktor. Wer die Anleihen-Rally von 1980 bis 2020 mitmachte, konnte den Einfluss fallender Zinsen auf die Anleihenkurse hautnah im eigenen Portfolio miterleben. Gleichzeitig spielen neben der Kursentwicklung auch die Kuponzinsen eine entscheidende Rolle. Doch Anleihe ist nicht gleich Anleihe. Viele dieser Anlagen verhalten sich völlig unterschiedlich. Während sich zum Beispiel aus deutschen oder US-Staatsanleihen eine defensive Portfoliokomponente bauen lässt, korrelieren Hochzinsanleihen in der Regel stark mit der Konjunktur und dem Aktienmarkt, bieten meist aber auch deutlich höhere Verzinsungen.
Mittlerweile steht Anlegern ein kaum zu überblickendes Angebot an Rentenfonds zur Verfügung, auch im passiven Segment. Neben einem Rundum-Sorglos-Fonds, der verschiedene Rentensegmente miteinander kombiniert, gibt es auch Produkte, die sich auf bestimmte Anleihensegmente spezialisiert haben. Wir stellen in diesem Artikel sowohl zwei aktive Vertreter unserer Fondsempfehlungsliste als auch zwei Index-Produkte vor, mit denen Anleger vom hohen Zinsniveau und den Aussichten auf Zinssenkungen profitieren können.
Die aktiven Fonds: Die verlässliche Basis und der Renditejäger
Einer unserer Fondsfavoriten stammt nicht – wie man mit Blick auf die Anlageklasse vermuten könnte –von einer großen internationalen Fondsgesellschaft, die mit ihren Analysten und Volkswirten in den Finanzmetropolen der Welt vertreten ist. Nein, dieser Fonds stammt von DJE Kapital, einem 1974 gegründeten Vermögensverwalter mit 200 Mitarbeitern und 17 Milliarden Euro verwaltetem Vermögen aus dem Münchner Vorort Pullach. In der schnelllebigen und kompetitiven Finanzbranche sind 50 Jahre eine halbe Ewigkeit. Wer sich so lange schon gegen die Big Player behauptet, scheint einiges richtig zu machen.
Ein überaus wettbewerbsfähiger Fonds ist der DJE – Zins Global (ISIN: LU0159549574). Damit erhalten Anleger mit nur einem Produkt Zugang zu Anleihen in fast allen ihren Spielarten. Die Besonderheit ist, dass der Fonds konsequent aus der Warte eines Euro-Anlegers verwaltet ist und stets das absolute Risiko im Blick hat. Was sich wenig spektakulär anhört, ist eher die Ausnahme bei globalen Rentenfonds.
Der Manager des Fonds ist Firmengründer Jens Ehrhardt, der den DJE – Zins Global seit Auflegung zusammen mit wechselnden Co-Managern verwaltet. Seit Januar 2003 konnte Ehrhardt mit +2,6 Prozent per annum sowohl den Durchschnitt der globalen Rentenfonds (+2,3 Prozent p. a.) als auch den Durchschnitt globaler Rentenfonds mit Euro-Fokus (+1,4 Prozent p. a.) deutlich übertreffen. Beeindruckend sind zudem die Beständigkeit und das Verhalten in turbulenten Zeiten. Der maximale Verlust des Fonds liegt lediglich bei -6,5 Prozent, während beispielsweise globale Anleihen in der Spitze -13,2 Prozent verloren. Hinzu kommt, dass die Erholungsdauer beim DJE – Zins Global mit großem Abstand am kürzesten ausfiel.
Ehrhardt investiert sowohl in Staats- als auch Unternehmensanleihen. Phasenweise mischt er bis zu 50 Prozent Fremdwährungsanleihen bei. Auch eine teilweise Absicherung der Währungen über Derivate kommt vor. Während viele Fonds eine benchmarknahe Duration umsetzen, steuert das DJE-Team diesen Wert zwischen drei und sieben Jahren. Aktuell liegt die Duration des Fonds bei fünf Jahren, wohingegen sie bei gängigen Rentenbenchmarks bis zu sieben Jahre beträgt. Trotzdem beläuft sich die Portfoliorendite derzeit auf auskömmliche 4,1 Prozent. Die Anlagesegmente Hochzins- und Schwellenländeranleihen mischt DJE je nach Attraktivität mit je maximal 20 Prozent bei.
Derzeit werden diese Quoten vor allem bei den EM-Anleihen aber nicht voll ausgeschöpft. Per Ende Juli ist der DJE – Zins Global zu circa 53 Prozent in Unternehmens- und zu 41 Prozent in Staatsanleihen überwiegend aus dem Investment-Grade-Segment (hohe Bonität) investiert. Auf Länderebene spielen die USA (38 Prozent), Italien (21 Prozent) und Deutschland (14 Prozent) die größte Rolle im Fonds. Bei der Konkurrenz dominieren neben den USA dagegen japanische Anleihen das Portfolio.
Die beeindruckenden Ergebnisse des Fonds sind auf den erfahrenen Fondsmanager und seine Freiheitsgrade zurückzuführen. Ehrhardt hat erheblichen Spielraum, den Fokus auf das absolute Ertrags-Risiko-Profil einer Anleihe anstatt auf Vergleichsindizes zu setzen. All das relativiert die hohen Kosten. Diese schlagen mit 1,45 Prozent pro Jahr plus einer erfolgsabhängigen Vergütung zu Buche.
Eine andere, aber ebenfalls benchmarkfrei zusammengestellte Strategie bietet Axa Investment Managers mit dem Axa WF Euro Credit Total Return (LU1164219682). Dieser Fonds verfolgt einen wesentlich offensiveren Ansatz als der DJE – Zins Global. Die erst seit 2023 verantwortlichen Fondsmanager Benoit de Laval und Boutaina Deixonne, die auch das Team für Unternehmensanleihen leitet, investieren flexibel in Euro-Unternehmens- und Hochzinsanleihen.
Anders als sonst üblich griffen wir bei diesem Fonds trotz erst kürzlich verändertem Management zu. Unsere Überzeugung rührt daher, dass der Fonds seit vielen Jahren mittels eines besonders institutionalisierten Team-Ansatzes gemanagt wird. Die einzelnen Teammitglieder, die sich auf Sektoren spezialisiert haben, treffen eigenständig Investmententscheidungen, sodass die Wertentwicklung von allen und nicht allein von den beiden neuen Fondsmanagern abhängig ist.
Herzstück des Investmentprozesses ist der Top-Down-Ansatz, der makroökonomische Daten, technische Faktoren sowie die Bewertung und Marktstimmung in einzelnen Rentensegmenten berücksichtigt. Investiert wird in auf Euro lautende Unternehmensanleihen, was Währungsrisiken ausschließt. Hochzinsanleihen dürfen maximal 50 Prozent des Fonds ausmachen, wobei ihre Gewichtung wesentlich von deren Attraktivität gegenüber Anleihen hoher Bonität abhängt.
Per Ende Juli sind circa 43 Prozent des Fonds in Anleihen von Banken und Versicherungen investiert. Dahinter folgen Industriewerte mit 41 Prozent und Versorger mit 9 Prozent. Auf Länderebene zählen Unternehmen aus Frankreich (19 Prozent), Deutschland (13 Prozent) und Italien (13 Prozent) zu den größten Gewichten. Damit weichen die Manager insbesondere auf Sektorebene deutlich von der üblichen Verteilung relevanter Unternehmensanleihen-Indizes ab.
Neben der Titelauswahl ist die Durationssteuerung elementar für den Fondserfolg. Sie kann zwischen -2 und +6 Jahren betragen, was für die Manager große Freiheitsgrade bedeutet. So ist auch möglich, dass der Fonds in Phasen steigender Zinsen eine positive Rendite erwirtschaftet oder zumindest drohende Verluste abfedern kann. Diese Flexibilität ist selten zu finden und erfordert Erfahrung, Mut und das richtige Team-Setup. Die Auswirkung einer falschen Durations-Positionierung könnte die positiven Renditebeiträge der einzelnen Anleihen weit überlagern.
Seit Fondsauflegung hat dieser Managementstil exzellent funktioniert, auch wenn gängige Risikokennzahlen gegenüber der flexiblen Fondskategorie etwas höher ausfallen. Allerdings verlor der Fonds in Abwärtsphasen weniger als klassische Euro-Unternehmens- beziehungsweise Euro-Hochzinsanleihefonds. Seit April 2015 konnte der Axa WF Euro Credit Total Return einen Ertrag von +3,8 Prozent p. a. erzielen. Dabei verwies er jede genannte Rentenkategorie, etwa die flexiblen Euro-Rentenfonds (+0,7 Prozent p. a.), auf ihre Plätze.
Der gut 1,8 Milliarden Euro schwere und mit 1,16 Prozent pro Jahr bepreiste Axa WF Euro Credit Total Return ist trotz seiner überdurchschnittlichen Ergebnisse nicht als Basisinvestment im Kundenportfolio zu sehen. Vielmehr kommt dem Fonds mit seinem renditeorientierten Charakter die Rolle der Diversifikation und des offensiven Spielers im Portfolio zu.