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Aktualisiert am 08.09.2022 - 16:28 Uhrin AnalysenLesedauer: 10 Minuten

Aktiv gegen passiv Aktiver Fonds versus ETF – wer findet die besten Value-Aktien?

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Der Passive: iShares Edge MSCI World Value Factor ETF

Quelle Fondsdaten: FWW 2024

ISIN: IE00BP3QZB59
Kategorie: Aktienfonds Global
Fondsgesellschaft: iShares / BlackRock Asset Management Ireland
Index: MSCI World Enhanced Value Index

Anlageidee

Der iShares Edge MSCI World Value Factor ETF wurde im Oktober 2014 aufgelegt. Als sogenannter Faktor-ETF filtert der Fonds den weltweiten Aktienmarkt anhand bestimmter Kennzahlen nach Value-Titeln. Die laufenden Fondskosten von 0,3 % sind höher als bei einem breiten MSCI-World-Indexprodukt, jedoch deutlich niedriger als bei aktiv gemanagten Fonds. Anleger können somit besonders günstig am Value-Anlagestil teilhaben, der in großen Teilen der Finanzhistorie eine Outperformance zum breiten Aktienmarkt einbrachte. Mit einem Volumen von 4,8 Mrd. Euro gehört er zu den beliebtesten Value-ETFs in Deutschland.

Der iShares Edge MSCI World Value Factor ETF investiert in die günstigsten Substanzaktien aus dem Universum des MSCI World Index. Aktien werden nach drei Value-Kennzahlen ausgewählt: dem Kurs-Gewinn-Verhältnis basierend auf dem erwarteten Gewinn, dem Kurs-Buchwert-Verhältnis und dem Unternehmenswert zum Cash-Flow-Verhältnis. Die Werte mit den niedrigsten Bewertungskennzahlen erhalten das höchste Gewicht in ihrem Sektor.

Die Sektorenaufteilung dieses Value-ETFs orientiert sich stark an der Branchen-Aufteilung des Gesamtmarktindexes MSCI World, unterscheidet sich jedoch deutlich vom MSCI World Value Index. Dies erscheint zunächst ungewöhnlich, liegt jedoch daran, dass der Anbieter iShares für den Faktor-ETF eine abgewandelte Version dieses Value-Indexes verwendet, um Anlegern ein dem MSCI World ähnliches Produkt mit deutlich geringer bewerteten Aktien anzubieten.

 

 

Typische Value-Produkte gewichten in der Regel solche Branchen stärker, die einen Ruf als Value-Sektoren haben, etwa Finanzen und Energie. Der iShares Edge MSCI World Value Factor ETF gehört eindeutig nicht zu dieser Produktgattung. Der größte Unterschied zwischen diesem ETF und dem typischen Value-Index ist somit das Tech-Aktien-Gewicht: In diesem ETF fällt es mit 21 Protent mehr als doppelt so hoch aus.

Dennoch ist der ETF sehr breit gestreut, sodass er nicht von der Entwicklung einzelner Aktien abhängig ist. Sein Portfolio besteht aus 400 Aktien, wobei lediglich 20 Prozent des Volumens auf die Top-10-Werte entfällt. Zu den größten Positionen gehören Unternehmen aus der ersten Technologiewelle der 2000er – darunter Intel, Cisco und IBM. Auch die Ölriesen Shell, Total Energies und BP finden sich unter den Top-Werten.

Der größte Teil der Unternehmen im ETF (circa 42 Prozent) sind in den USA beheimatet. Sie erzielen jedoch nur 35 Prozent ihrer Umsätze von dort. Das US-Gewicht fällt im Vergleich zum MSCI World (68,1 Prozent) deutlich niedriger aus, was vor allem daran liegt, dass US-Aktien die weltweit höchsten Bewertungen aufweisen.

In Schwellenländern wie China oder Indien investiert der ETF grundsätzlich nicht. Mit seinem strengen Fokus auf die am niedrigsten bewerteten Aktien – 66 Prozent des ETFs sind laut Morningstar in Value-Aktien investiert – gehört der ETF zu den besonders unverfälschten Produkten für Substanztitel. Viele aktive Manager interpretieren Value-Investing hingegen flexibler, sodass sie vermehrt auch in Wachstumsaktien investieren. Im iShares Edge MSCI World Value Factor ETF sind dagegen nur 3 Prozent der Aktien dem Growth-Segment zuzuordnen.

So hat sich der ETF entwickelt

Der iShares Edge MSCI World Value Factor ETF liegt Ende Juni 2022 mit einer Rendite von 58,7 Prozent seit seiner Auflage 2014 deutlich hinter dem MSCI World Index (109,5 Prozent). Auch die Vergleichskategorie der aktiven Value-Fonds (63,9 Prozent) konnte er trotz geringerer Kosten nicht übertreffen.

Bis zum Ausbruch der Coronakrise lieferte der ETF etwa die gleiche Performance wie die Vergleichskategorie. Im Anschluss an den Corona-Ausverkauf ab März 2020 litt er jedoch an seiner deutlichen Value-Ausprägung, da ihm schlichtweg die Digitalunternehmen und Lockdown-Gewinner fehlten. Während für die Konkurrenz der aktiven Value-Fonds ein höherer Anteil an Wachstumsaktien ein Vorteil war, blieb das passive Vehikel in Value-Aktien investiert.

Seit Ende 2021 hat sich der extreme Value-Hang jedoch ausgezahlt. So liegt der ETF in der ersten Jahreshälfte 2022 mit -5,8 Prozent vor der Kategorie, die -7,6 Prozent verlor, und deutlich vor dem MSCI World Index (-13,5 Prozent).

Der Value-ETF hat dabei von Aktien profitiert, die so niedrig bewertet sind, dass der mit steigenden Zinsen eintretende Bewertungsrückgang auf diese Aktien kaum eine Auswirkung hatte. Zu den aktuellsten Top-Performern gehören British American Tobacco (+27, 7 Prozent) oder der US-Telekomgigant AT&T (+17,9 Prozent).

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