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Analyst vergleicht aktive Themenfonds mit ähnlich anlegenden ETFs

Die Message vieler Investmenthäuser ist klar: Die Zukunft des Investierens ist thematisch. Nahezu jeder Fonds- und ETF-Anbieter hat mittlerweile innovative Themen-Aktienfonds im Angebot, die in Investmenttrends unterschiedlichster Couleur anlegen.
Laut dem Fondsanalysehaus Morningstar verdoppelten sich die Neuauflagen thematischer Fonds und ETFs im Jahr 2018, ehe sie mit 139 Produkten 2021 ihren bisherigen Höhepunkt erreichten. Im aktuellen Jahr kollabierten diese Zahlen – auch weil sich das Investmentklima eintrübte. Bis April wurden nur neun neue Themenfonds auf den Markt gebracht.
Fest steht: In einer vollständig globalisierten Welt, in der Unternehmen länder- und branchenübergreifend Umsatzquellen besitzen, präsentierten sich Themenfonds als Problemlöser und sammelten reichlich Anlegergelder ein. Gängige Branchenfonds stießen die letzten Jahre dagegen zunehmend an ihre Grenzen. Ein Blick auf die dominantesten Börsenunternehmen der Welt zeigt, warum:
- So gehören die Börsenschwergewichte Apple, Microsoft und Nvidia gemäß führenden Indexkonstrukteuren dem Technologie-Sektor an.
- Alphabet und Meta Platforms werden hingegen als Telekommunikationsfirmen eingestuft.
- Tesla und Amazon, die ebenfalls von ihrer Technologieführerschaft profitieren, sind dem zyklischen Konsumsektor zugeordnet und nur selten in Tech-Fonds oder -ETFs zu finden.
Auch in Zeiten einer schwächelnden Weltwirtschaft locken strukturelle Trends Anleger mit angeblich überdurchschnittlichen Wachstumschancen. Die Ergebnisse der letzten Jahre waren trotz zwischenzeitlichen Kurseinbrüchen beeindruckend. Insbesondere 2019 und 2020 glänzten Themenfonds mit außergewöhnlichen Kurszuwächsen, gegen die der MSCI World alt aussah.
Anlagethemen wie Robotics und Cloud-Computing legten im Vergleich zum Weltaktienmarkt über fünf Jahre stärker zu. Erneuerbare Energien übertrafen den MSCI World sogar um 75 Prozent, und selbst das als konservativ geltende Thema Wasser übertraf den breiten Markt.
Auf mehrere Themen gleichzeitig setzen
Ein Portfolio, das aus 25 der beliebtesten Fonds und ETFs besteht, hätte den MSCI World über den Zeitraum von fünf Jahren nach Kosten jährlich um fast drei Prozentpunkte übertroffen. Angesichts der famosen Erträge des Weltaktienmarkts ist diese Outperformance bemerkenswerter als sie scheint.
Thematisches Investieren funktioniert. Aber funktioniert es auch für Anleger? Weder an der Verfügbarkeit noch an der Erfolgsbilanz wird der Anlegererfolg scheitern, wohl aber an der Volatilität, die den Einsatz von Themenprodukten heikel gestaltet. Absatzauswertungen zeigen, dass der Großteil der Anlegergelder vor allem prozyklisch und häufig in der Nähe der Allzeithochs investiert wird – zum Leidwesen der persönlichen Rendite. Anlegerergebnisse für Themenfonds fallen dadurch im Schnitt bis zu 70 Prozent, in Einzelfällen über 100 Prozent, geringer als die Fondsperformance aus.
Die Lösung des Problems könnten sogenannte Multi-Themen-Fonds sein, die mehrere Trends in ihrem Portfolio miteinander kombinieren. Eine breite Diversifikation sollte diesen Produkten zu einer geringeren Schwankungsanfälligkeit und besseren Anlegerergebnissen verhelfen. Ob das Prinzip „eierlegende Wollmilchsau“ aufgeht, zeigt diese Analyse.
Die aktiven Investments: Multithematisch, praktisch, gut
Vergleichsweise früh erkannte der Vermögensverwalter Allianz Global Investors das Potenzial von Themeninvestments, sowohl für die Fondsperformance als auch für den Vertriebserfolg. Mit ihrem Thematica (LU1479563717) startete die Fondstochter des gleichnamigen Versicherers 2016 einen Multi-Themenfonds, der heute ein stattliches Volumen von 4,4 Milliarden Euro aufweist. Portfoliomanager Andreas Fruschki und sein Team legen in sieben bis zehn Themen an, die sie als die aussichtsreichsten erachten. Derzeit sind das „Digitales Leben“ mit 22 Prozent, „Energie der Zukunft“ mit 18 Prozent und „Infrastruktur“ mit 17 Prozent Portfoliogewicht.
Der Thematica ist jedoch kein starres Gebilde, denn die Investments werden fortlaufend gemessen und das Portfolio entsprechend ihrer Attraktivität und Lebenszyklen angepasst. So können Themen bei Bedarf auch vollständig ausgewechselt werden. Anleger erhalten beim AGI-Fonds ein diversifiziertes und damit risikoreduzierteres Portfolio. Bei den einzelnen Titeln handelt es sich um Pure-Player-Unternehmen, die gleichgewichtet werden und eine möglichst hohe Themen-Exponierung gemäß dem Umsatzanteil aufweisen.
Fast 200 Unternehmen sind im Thematica allokiert. Zudem entfallen auf die Top-10-Aktien weniger als 10 Prozent des Fondsgewichts. Somit weist der Thematica eine deutlich geringere Konzentration auf als viele Einzelthemenfonds, deren zehn größte Positionen bis zu 60 Prozent des Portfolios stellen. Auch Börsenschwergewichte wie Apple, Microsoft und Alphabet finden sich unter den größten Positionen, mit weniger als 1 Prozent Gewicht sind diese jedoch deutlich untergewichtet.
Der Thematica gehört, sowohl seit Auflage als auch über fünf Jahre gemessen an der Rendite, zum besten Viertel der globalen Aktienfonds. Dass sich der Thematica zwischenzeitlich Wachstumsaktien zuneigte, trug dazu bei. Daneben verhalf ihm auch sein strukturell höheres Engagement in Nebenwerte zu einem Mehrertrag. Geringere Fondskosten, die mit fast 2 Prozent pro Jahr erhöht ausfallen, hätten Anlegern noch mehr Ertrag beschert.
Seit 2021 setzt Fruschki auf eine ausgewogene Mischung an Value- und Growth-Aktien mit Bewertungen auf MSCI-World-Niveau. Dies reduziert den Gleichlauf mit vielen growth-lastigen Trendthemen-Aktien. Dadurch will der Manager vermeiden, dass Anleger bei Trendbrüchen im Regen stehen.
Mehr Wachstum und Kursdynamik bietet der auf Innovation ausgerichtete globale Multi-Themen-Fonds DPAM Equities Newgems Sustainable (BE0946563377). Vor knapp zehn Jahren stellte die belgische Degroof Petercam Asset Management (DPAM) eines ihrer globalen Aktienmandate um, woraus dieser nachhaltige Multi-Themenfonds entsprang.
Nichts Geringeres als die Gewinnerunternehmen von morgen zu identifizieren, hat DPAM den beiden erfahrenen Managern, Dries Dury und Tom Demaecker, zum Ziel gesetzt. Mit Nachhaltigkeitskriterien, wie Sektor- und Unternehmensausschlüssen sowie hauseigenen ESG-Aktienratings ausgestattet, sucht das Duo unter anderem innerhalb der Bereiche „Digitale Gesellschaft“ (25 Prozent Portfoliogewicht), „Wellness und Gesundheit“ (19 Prozent) oder „Industrie 4.0“ (17 Prozent) branchenübergreifend nach bis zu 80 Firmen. Diese müssen sich als Innovationsführer behaupten, disruptive Technologien bereitstellen oder ein planbares und nicht angreifbares Geschäftsmodell besitzen.
Mit fast Zwei-Drittel-Fondsgewicht liegt der Schwerpunkt des Fonds derzeit auf gereiften Unternehmen mit vorhersehbaren Gewinnen wie Microsoft (6 Prozent), Alphabet (4 Prozent) oder Apple (3 Prozent). Mit den verbleibenden 30 Prozent des Fonds investieren die Manager in besonders vielversprechende Wachstumsfirmen wie den Chipdesigner Nvidia oder die Cloud-Spezialisten Datadog und Cloudflare.
Bei der Themenauswahl ist der DPAM-Fonds, der derzeit ein Volumen von 1,3 Milliarden Euro aufweist, nicht flexibel – dafür aber bei deren Gewichtung. Mit derzeit knapp 70 Titeln, bei denen die Top 10 etwa 32 Prozent des Fonds ausmachen, ist der Newgems konzentriert genug, sodass die Aktienauswahl auch jenseits der Themenauswahl einen Mehrertrag lieferte. Das US-Gewicht (67 Prozent) ähnelt dem Weltaktienmarkt, während die Sektoraufteilung mit über 40 Prozent erwartungsgemäß technologielastig ausfällt.
Durch die vorteilhaft gewählten Themen platzierte sich der Fonds über drei und fünf Jahre unter den besten 10 Prozent der globalen Aktienfonds. Anleger, die hohe Bewertungen (KGV 30) nicht scheuen und innovationskräftige Investments suchen, werden hier fündig. Mit einer Kostenquote von 1,8 Prozent ist der Fonds nicht günstig, aber auch nicht teurer als die meisten aktiv gemanagten Wettbewerber.