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Analyst vergleicht zwei aktive Europa-Aktienfonds mit zwei ETFs

Das überraschende letztjährige Kursfeuerwerk an den Aktienmärkten wurde fast ausschließlich von großkapitalisierten technologienahen US-Aktien getrieben. Insgesamt stieg dadurch auch die Bewertung des von US-Titeln dominierten weltweiten Aktienmarkts in luftige Höhen. Dagegen erscheinen europäische Aktien – die die Rally erst im letzten Quartal so richtig mitgemacht haben – sowohl gegenüber den USA aber auch im Vergleich mit der eigenen Historie moderat bewertet.
Europäische Standardwerte gemessen am MSCI Europe Index kamen Ende 2023 auf ein Kurs-Gewinn-Verhältnis (KGV) von 12,8, während der MSCI World Index ein KGV von 17,4 ausweist. Zudem wird der MSCI- Europe Index nur mit 90 Prozent seines Durchschnitts-KGVs der vergangenen zehn Jahre bewertet. Diese Bewertungsdiskrepanz hat Auswirkungen auf die in Zukunft erwarteten Renditen: Nach Daten des US-Analysehauses Research Affiliates liegen sie über die nächsten zehn Jahre für europäische Aktien bei 7,2 Prozent, während US-Aktien nur 5,5 Prozent erwarten lassen. Auch aus den Kapitalmarktprognosen des Vermögensverwalters Blackrock ergeben sich für beide Regionen auf lange Sicht ähnliche Werte.
Ein weiteres nicht zu unterschätzendes Argument für europäische Aktien ist die Positionierung der Anleger. So sank der Anteil an Europa-Aktien im MSCI World Index, dem wichtigsten Orientierungsmaßstab für internationale Anleger, seit 2010 von rund 30 Prozent auf nur noch 18 Prozent.
Zum Vergleich: Allein die sogenannten „Glorreichen Sieben“ (Apple, Microsoft, Amazon, Alphabet, Meta, Tesla, Nvidia) vereinnahmen derzeit mit 19 Prozent mehr Gewicht im Index als der gesamte europäische Aktienmarkt. In der nach dem verwalteten Vermögen (circa eine Billion Euro) wichtigsten Aktienfondskategorie Globale Aktien Standardwerte Blend halbierte sich der Anteil europäischer Aktien von 40 auf 20 Prozent. In der Fondskategorie Foreign Large Cap Blend (circa 1,3 Billionen Euro), die internationale Aktienfondsinvestments aus US-Anlegersicht unter Ausschluss des Heimatmarktes zusammenfasst, hat sich das Gewicht Europas von 60 auf 50 Prozent verringert.
Vor diesem Hintergrund flossen in den Anlagekategorien für ausgewogene europäische Standardwerte sowie europäische Nebenwerte nach Daten des Analysehauses Morningstar in den letzten fünf Jahren netto rund 230 Milliarden Euro ab – und das in einem für Aktien äußerst positiven Umfeld.
Augenscheinlich erlauben die hohen Kursniveaus am Aktienmarkt insgesamt wenig Fantasie, doch die niedrigen Bewertungen und die einseitige Positionierung der Anleger machen die europäischen Standardwerte im internationalen Vergleich attraktiv. Sollte eine erwartete weltweite wirtschaftliche Abkühlung glimpflich verlaufen und die globale Konjunktur in der zweiten Jahreshälfte wieder Fahrt aufnehmen, könnten Anleger am europäischen Aktienmarkt mit seinen vielen konjunktursensitiven Branchen profitieren.