Aktives Fondsmanagement „Es fehlt der Mut“
Philipp Langeheinecke, Gründer und Geschäftsführer von Finance-Doc Multimanagement
DAS INVESTMENT.com: Ist das Active Share die beste Fondskennzahl, um künftige Outperformance vorauszusagen?
Philipp Langeheinecke: Angenommen, Anleger müssten sich anhand nur einer Kennzahl für ein Fondsinvestment entscheiden, müssten sie das Active Share nehmen. Dank der wissenschaftlichen Studie von Antti Petajisto und Martijn Cremers wissen wir, dass keine Kennzahl zuverlässiger ist, wenn es um die Vorhersage von künftiger Performance geht. Die meisten anderen Kennzahlen dagegen sind rückwärtsgewandt.
Wieder eine neue Fondskennzahl. Reicht nicht bereits der Tracking Error, um das Fonds- gegenüber dem Benchmark-Risiko zu messen?
Zunächst einmal muss man wissen, dass der Tracking Error sich über mehrere Methoden berechnen lässt. Die meisten benutzen dafür die vergangene Performance von Wertpapieren. Anfällig ist die Kennzahl dadurch in Phasen, in denen sich die Korrelationen annähern.
So geschehen in der Finanzkrise. Nicht der Tracking Error an sich war falsch, sondern die getroffenen Annahmen, wie sich Einzelpositionen entwickeln werden. Fonds, die einen zeitweise sehr niedrigen Tracking Error haben, können sehr hohe Risiken bergen, denn die Kennzahl kann von einem auf den anderen Tag explodieren. Das Active Share dagegen wird sich in solchen Marktphasen nicht verändern.
Arbeiten wir hierzulande dann nicht mit der falschen Kenngröße?
Um das Risiko eines Fonds gegenüber dem Kunden zu dokumentieren, arbeitet der Großteil der europäischen Fondsindustrie mit dem Tracking Error. Es gibt leider nur einige wenige Häuser, die die Aussagekraft des Tracking Errors infrage stellen und stattdessen das Active Share verwenden.
Viele Fondsmanager kleben regelrecht an ihrem Vergleichsindex, sind wenig aktiv. Müsste ihnen nicht klar sein, dass sie von der Benchmark abweichen müssen, um eine Underperformance zu vermeiden?
Voraussetzung dafür ist, dass ein Manager den Mut hat, von der Benchmark abzuweichen. Nur zwei Typen von Managern machen das auf Dauer. Jene, die verzweifelt sind, und jene, die von sich glauben, dass sie gut sind und einen Informationsvorsprung zum Markt haben.
Ein hohes Active Share ist nichts anderes als ein Maß für die Höhe des Zutrauens eines Fondsmanagers in sich selbst. Und das kann über die Zeit variieren. Fährt ein Manager beispielsweise im Laufe der Zeit das Active Share seines Fonds zurück, gibt er quasi zu, dass er derzeit wenig Zutrauen und keine guten Ideen hat, um den Markt zu schlagen.
Allerdings gibt es auch Phasen, in denen es am Markt schlicht wenige unterbewertete Titel gibt. Auch das kann dazu führen, dass das Active Share eines Fonds sinkt.
Wenn das Active Share über die Zeit eine hohe Aussagekraft hat, dann doch bestimmt auch bei einem Fondsmanagerwechsel.
Was wir beobachten, ist, dass Manager, die einen existierenden Fonds übernehmen, in der Regel nicht mit den aggressivsten Ideen anfangen. Einen Managerwechsel kann man deswegen meist am niedrigeren Active Share oder Tracking Error festmachen.
Es gibt aber auch Fälle, in denen es eine sogenannte Back-to-Benchmark-Order gibt. Das ist die typische Reaktion der Chefetage, wenn ihnen die jüngsten Fondsergebnisse bei Performance oder Risiko nicht gefallen.
Der Manager bekommt dann die Weisung, den Fonds aufs Benchmark-Risiko zurückzuführen. Es wird erst einmal versucht, Ruhe ins Management zu bekommen und Zeit zu gewinnen. Ziel ist auch zu verhindern, dass die Underperformance des Fonds zu groß wird
Philipp Langeheinecke ist Gründer und Geschäftsführer des unabhängigen Finanzdienstleisters Finance-Doc Multimanagement. Die Schweizer Firma bietet Fondsanalysen und -beratungen. Zuvor war der Volkswirt von 2000 bis 2003 stellvertretender Direktor bei der Julius Bär Investmentfonds-Dienstleistungsgesellschaft.
Philipp Langeheinecke: Angenommen, Anleger müssten sich anhand nur einer Kennzahl für ein Fondsinvestment entscheiden, müssten sie das Active Share nehmen. Dank der wissenschaftlichen Studie von Antti Petajisto und Martijn Cremers wissen wir, dass keine Kennzahl zuverlässiger ist, wenn es um die Vorhersage von künftiger Performance geht. Die meisten anderen Kennzahlen dagegen sind rückwärtsgewandt.
Wieder eine neue Fondskennzahl. Reicht nicht bereits der Tracking Error, um das Fonds- gegenüber dem Benchmark-Risiko zu messen?
Zunächst einmal muss man wissen, dass der Tracking Error sich über mehrere Methoden berechnen lässt. Die meisten benutzen dafür die vergangene Performance von Wertpapieren. Anfällig ist die Kennzahl dadurch in Phasen, in denen sich die Korrelationen annähern.
So geschehen in der Finanzkrise. Nicht der Tracking Error an sich war falsch, sondern die getroffenen Annahmen, wie sich Einzelpositionen entwickeln werden. Fonds, die einen zeitweise sehr niedrigen Tracking Error haben, können sehr hohe Risiken bergen, denn die Kennzahl kann von einem auf den anderen Tag explodieren. Das Active Share dagegen wird sich in solchen Marktphasen nicht verändern.
Arbeiten wir hierzulande dann nicht mit der falschen Kenngröße?
Um das Risiko eines Fonds gegenüber dem Kunden zu dokumentieren, arbeitet der Großteil der europäischen Fondsindustrie mit dem Tracking Error. Es gibt leider nur einige wenige Häuser, die die Aussagekraft des Tracking Errors infrage stellen und stattdessen das Active Share verwenden.
Viele Fondsmanager kleben regelrecht an ihrem Vergleichsindex, sind wenig aktiv. Müsste ihnen nicht klar sein, dass sie von der Benchmark abweichen müssen, um eine Underperformance zu vermeiden?
Voraussetzung dafür ist, dass ein Manager den Mut hat, von der Benchmark abzuweichen. Nur zwei Typen von Managern machen das auf Dauer. Jene, die verzweifelt sind, und jene, die von sich glauben, dass sie gut sind und einen Informationsvorsprung zum Markt haben.
Ein hohes Active Share ist nichts anderes als ein Maß für die Höhe des Zutrauens eines Fondsmanagers in sich selbst. Und das kann über die Zeit variieren. Fährt ein Manager beispielsweise im Laufe der Zeit das Active Share seines Fonds zurück, gibt er quasi zu, dass er derzeit wenig Zutrauen und keine guten Ideen hat, um den Markt zu schlagen.
Allerdings gibt es auch Phasen, in denen es am Markt schlicht wenige unterbewertete Titel gibt. Auch das kann dazu führen, dass das Active Share eines Fonds sinkt.
Wenn das Active Share über die Zeit eine hohe Aussagekraft hat, dann doch bestimmt auch bei einem Fondsmanagerwechsel.
Was wir beobachten, ist, dass Manager, die einen existierenden Fonds übernehmen, in der Regel nicht mit den aggressivsten Ideen anfangen. Einen Managerwechsel kann man deswegen meist am niedrigeren Active Share oder Tracking Error festmachen.
Es gibt aber auch Fälle, in denen es eine sogenannte Back-to-Benchmark-Order gibt. Das ist die typische Reaktion der Chefetage, wenn ihnen die jüngsten Fondsergebnisse bei Performance oder Risiko nicht gefallen.
Der Manager bekommt dann die Weisung, den Fonds aufs Benchmark-Risiko zurückzuführen. Es wird erst einmal versucht, Ruhe ins Management zu bekommen und Zeit zu gewinnen. Ziel ist auch zu verhindern, dass die Underperformance des Fonds zu groß wird
Philipp Langeheinecke ist Gründer und Geschäftsführer des unabhängigen Finanzdienstleisters Finance-Doc Multimanagement. Die Schweizer Firma bietet Fondsanalysen und -beratungen. Zuvor war der Volkswirt von 2000 bis 2003 stellvertretender Direktor bei der Julius Bär Investmentfonds-Dienstleistungsgesellschaft.
PDF nur für Sie. Weitergabe? Fragen Sie uns.