ESG-Investments Aktives Management – nachhaltiger Wandel
Mit dem wachsenden Trend zum nachhaltigen Anlegen nimmt auch die Zahl entsprechender ESG-Produkte zu. Investoren können dabei aus einer breiten Palette von Strategien wählen. Die Produkte bieten eine Vielzahl von Lösungen für gesellschaftliche und ökologische Herausforderungen und sind sowohl mit einem passiven als auch mit einem aktiven Ansatz verfügbar: Die Fonds können demnach ESG-bezogene Risiken und Chancen aktiv oder passiv verwalten.
Passive Anlagelösungen waren bisweilen ein bedeutender Treiber für das Wachstum des Marktes für nachhaltige Anlagen. Das ist teils darauf zurückzuführen, dass passive Produkte niedrigere Gebühren aufweisen, skalierbar sind und leichter umgesetzt werden können. Wir bei Carmignac sind jedoch der Ansicht, dass eine aktive Verwaltung unerlässlich ist, um einen Mehrwert für unsere Kunden zu schaffen und wirksame ökologische und gesellschaftliche Veränderungen langfristig voranzutreiben.
Aktives Management für eine bessere Performance
Während passiv gemanagte Produkt einfacher zu verstehen sind, können aktive Fondsmanager Anlegern langfristig ein besseres Risiko-Ertrags-Verhältnis eröffnen. Angesichts der Komplexität der Daten, der Vielfalt der Unternehmen und der unterschiedlichen Produktkombinationen sind aktive Manager in der Lage, Investitionsziele genauer unter die Lupe zu nehmen, um die wesentlichen externen Effekte besser zu verstehen. Diese können sich langfristig auf die finanzielle Performance auswirken.
Da jedes Unternehmen anders ist, wird ein passiver Ansatz, der vermeintlich für alle passt, auf die Dauer nicht funktionieren. Stattdessen gibt es vier Elemente eines aktiven Ansatzes, die Manager nutzen können, um ein starkes nachhaltiges Anlagemandat zu erfüllen.
Qualitätsüberprüfung durch Stakeholder-Ansatz
ESG-Ratings können unzuverlässig sein und möglicherweise nur einen Teil des Nachhaltigkeits-Managements eines Unternehmens widerspiegeln. Aktive Manager können tiefer graben, um die Zusammenhänge zu verstehen und ESG-bezogene Maßnahmen zu untersuchen, die in den Zahlen noch nicht erfasst sind. Mit anderen Worten: Wir sind der Ansicht, dass es die Pflicht eines aktiven Fondsmanagements ist, alle relevanten Faktoren und ihre finanziellen Auswirkungen zu identifizieren, bevor es Kapital in ein Unternehmen investiert.
Komplexe Themen auf eine einzige übergreifende Kennzahl zu reduzieren, kann dagegen irreführend sein. Deshalb verfolgen wie einen Ansatz, bei dem wir berücksichtigen, wie das Unternehmen mit den einzelnen Stakeholdern umgeht. Auf diesem Weg soll die Qualität von Unternehmen und Management bestimmt werden. Um die Risiken zu verstehen, für die verschiedene Branchen anfällig sind, hat die Nichtregierungsorganisation Sustainability Accounting Standards Board (SASB) dazu ein Rahmenwerk als Ausgangspunkt geschaffen.
Recherche statt Pauschalausschluss
Wenn es darum geht, eine Ausschlussliste zu erstellen, beschränken wir uns nicht darauf, Unternehmen nur aufgrund ihrer Branche oder willkürlicher Umsatz- und Produktionsschwellen auszuschließen. Stattdessen ergänzen wir zusätzliche Analyseebenen, die uns ein vorausschauenderes Vorgehen ermöglichen. So muss ein Investor bei einem Energieunternehmen, das Kohle verwendet, den Übergangspfad und die Strategie des Kohleausstiegs verstehen. Ansonsten wäre ein Ausschluss von Unternehmen, allein wegen der Art ihrer Geschäftstätigkeit, sehr subjektiv. Daher sind wir der Meinung, dass diese Verantwortung nicht externen Agenturen überlassen werden sollte.
Unsere Fondsmanager beschäftigen sich eingehend mit jedem Unternehmen, das in externen Listen aufgeführt ist, und erlangen auf diesem Wege ein besseres Verständnis des Anlageuniversums. Dieses Wissen ermöglicht es ihnen, eine eigene Ausschlussliste von Unternehmen zu erstellen, die gegen Vorschriften, ethische Überzeugungen oder globale Normen verstoßen.
Die gesamt Wertschöpfungskette im Blick
Thematisches Investieren ist laut einer Eurosif-Umfrage aus dem Jahr 2018 eine der am stärksten wachsenden Strategien. Im Unterschied zu passiven Ansätzen haben aktive Manager die Möglichkeit, Investitionen auszuwählen, die themenspezifische Lösungen entlang der gesamten Wertschöpfungskette bieten. So ist es beispielsweise sehr einfach, in einen reinen Elektroautohersteller zu investieren. Wenn es jedoch Probleme mit dem Unternehmen gibt, kann unter Umständen ein Verkauf mit hohem Abschlag nötig werden, der zu einem dauerhaften Kapitalverlust führt.
Aktive Manager sollten verstehen, wer die Akteure entlang der Wertschöpfungskette sind – vom Rohstofflieferanten über den Chiphersteller bis hin zum Softwareanbieter. Auf diese Weise können übersehene Unternehmen identifiziert werden, die über einen strategischen Plan, eine effiziente Kapitalallokation sowie ein langfristiges Humankapitalmanagement verfügen und damit alle Voraussetzungen für eine langfristig positive Entwicklung mitbringen.
Veränderung durch Engagement
Es gibt zahlreiche Belege dafür, dass ein aktives Engagement nicht nur die langfristigen Aktionärsrenditen, sondern auch den Stakeholder Value verbessert. Wir müssen einräumen, dass auch viele passive Investoren ihr Engagement in diesem Bereich ernst nehmen. In ihrem Fall eignet sich besonders der „Top-Down“-Ansatz, der auf alle Unternehmen in einer „Einheitsgröße“ angewandt werden kann, ohne den strategischen Kontext zu verstehen. So waren passive Anlagelösungen beispielsweise erfolgreich bei der Sicherstellung von mehr gleichen Stimmrechten – also bei Aktionen, die verfolgt werden können, ohne das einzigartige Geschäftsmodell eines Unternehmens zu kennen.
Aktive Investoren eignen sich dagegen besonders gut für ein „Bottom-up“-Engagement, das eine tiefgreifende Analyse der spezifischen Herausforderungen und Chancen eines Unternehmens erfordert. Dabei können sie beispielsweise schlechte Arbeitspraktiken nicht nur im Unternehmen, sondern in der gesamten Lieferkette aufdecken und somit Druck auf das Management ausüben.
Aktiver Einsatz für nachhaltigen Wandel
Insgesamt ist die Welt des nachhaltigen Investierens in den vergangenen Jahren signifikant gewachsen. Das macht sich auch anhand der Vielzahl von Ansätzen zur Integration von ESG in den Investmentprozess bemerkbar. Bislang waren passive ESG-Ansätze ein wichtiger Treiber für das Wachstum nachhaltiger Investitionen. Inkonsistente ESG-Ratings, ein übermäßiger Rückgriff auf kohlenstoffbezogene Daten oder eine starke Vereinfachung bei Ausschlüssen können die Effektivität dieser Fonds bei der Erreichung langfristiger Nachhaltigkeit jedoch verringern. Aktive Manager können diese Einschränkungen überwinden und die Effektivität nachhaltiger Investitionen bei der Lösung globaler Probleme erhöhen. Da Nachhaltigkeitsthemen komplex sind, sind wir der Auffassung, dass ein aktiver Ansatz am besten geeignet ist, um einen erfolgreichen Wandel zu ermöglichen. Dieser muss ein gründliches ESG-Research, einen aktiven Ausschlussansatz sowie Stewardship-Strategien umfassen.