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Fondsmanager meint Aktuelle Fiskalpolitik spricht für Value-Aktien

Salzgitter Stahl
Salzgitter Stahl: Die Aktie des Stahlherstellers ist aktuell günstig zu haben. | Foto: imago images/Jochen Eckel

Derzeit kann man schon den Eindruck gewinnen, in einer verkehrten Welt zu leben. Von gleich mehreren Seiten hagelt Kritik auf die EZB ein. Die Währungshüter sollten schneller und energischer die Zinsen raufsetzen, um endlich der Inflation entgegenzuwirken, so der Tenor. Tatsächlicher haben die amerikanische Fed und die Bank of England schon deutlich früher begonnen, ihre Geldpolitik zu straffen.

Hans-Peter Schupp
Hans-Peter Schupp: Der Portfoliomanager von Fidecum verrät, wo er aktuell Anlageschnäppchen findet. © Fidecum

Die EZB hat dagegen erst Anfang Juni angefangen, ihre Anleihekäufe zu stoppen. Eine erste Zinserhöhung soll bei der nächsten Sitzung am 21. Juli folgen. Dabei geht es gerade einmal um 25 Basispunkte. Zum Vergleich: Die Fed hat die Leitzinsen zuletzt um 75 Basispunkte auf eine Spanne von 1,5 bis 1,75 Prozent erhöht und damit so kräftig wie seit 1994 nicht mehr. Es handelte sich schon um die dritte Erhöhung in diesem Jahr.

Staat konterkariert Geldpolitik

Keine Frage: Die Inflation ist sowohl in Europa als auch in Deutschland (zu) hoch. Da drängt sich auf den ersten Blick der Ruf nach einer restriktiveren Geldpolitik auf. Das Absurde ist, dass der Staat mit seinen Ausgabenprogrammen das zarte Bemühen der EZB, ihre geldpolitischen Zügel zumindest etwas fester anzuziehen, um die Inflation in den Griff zu bekommen, fast schon bekämpft. Das Neun-Euro-Ticket, subventionierte Benzinpreise oder auch Heizkostenzuschüsse – bei all diesen Maßnahmen geht es darum, die Nachfrage anzuheizen.

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Das Problem ist, dass es insgesamt überhaupt nicht an Nachfrage mangelt. Natürlich treffen die starken Preissteigerungen vor allem die kleineren Einkommen, die den Großteil ihres Gelds verkonsumieren (müssen) härter als die Gutverdiener. Das spricht jedoch für eine Umverteilung und nicht für generelle Ausgabenprogramme, die weitgehend allen zugutekommen. Dazu dürfte sich allerdings die Ampel-Regierung mit einem FDP-Finanzminister kaum durchringen können.

Der wesentliche Grund für die hohen Inflationsraten ist das zu geringe Angebot, was maßgeblich mit den gestörten Lieferketten aus Asien und hier vor allem aus China zusammenhängt. Bildlich gesprochen gibt es weiterhin eine robuste Nachfrage nach Autos. Nur das Angebot ist knapp, weshalb die Hersteller ihre Rabatte streichen, was einer Preiserhöhung gleichkommt.

Viel Geld auf dem Bankkonto

Während der Corona-Pandemie haben die Verbraucher deutlich mehr gespart als in normalen Zeiten. Ihnen blieb ja auch kaum etwas anderes übrig. Reisen gingen zeitweise gar nicht, Restaurants und Geschäfte waren geschlossen. Wenn es jetzt etwas Außergewöhnliches auf der Nachfrageseite gibt, dann sind das am ehesten Nachholeffekte.