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Alex Gitnik im Interview Warum Absolute-Return-Bond-Strategien in das Anleiheportfolio gehören

Alex Gitnik, Investment Director Fixed Income bei Standard Life Investments
Alex Gitnik, Investment Director Fixed Income bei Standard Life Investments
Was ist der Vorteil von Absolute-Return-Strategien, die sich auf Anleihen fokussieren – auch gegenüber den flexibleren Multi-Asset-Lösungen?

Alex Gitnik: Absolute-Return-Bond-Strategien können eine sehr gute Wahl für ein Anleiheportfolio sein. Sie bieten Diversifikation, eine niedrige Volatilität und unkorrelierte Erträge. Im Vergleich zu Multi-Asset-Lösungen bergen sie häufig niedrigere Risiken und einen besseren Schutz in Abwärtsmärkten.

Wie gehen Sie bei der Titelauswahl vor?

Gitnik: Der Anlageprozess folgt einem Top-down-Ansatz. Unsere makroökonomische Analyse ist die Basis für unsere Entscheidungen. Ins Portfolio gelangen rund 20 bis 30 individuelle Investmentideen aus dem gesamten Anlageuniversum. Jede dieser Strategien soll über 18 bis 24 Monate einen positiven Ertrag liefern. Wir beobachten kontinuierlich und sehr streng alle Engagements, jede einzelne Position kann jederzeit verändert oder geschlossen werden. Zusammengefasst: Wir bauen ein wirklich diversifiziertes Anlageportfolio basierend auf unseren fundamentalen Makro-Einschätzungen.

Wie stellen Sie diese Diversifizierung sicher?

Gitnik: Unser Ziel ist es, Strategien auszuwählen, die ein sehr hohes Liquiditätsniveau bieten und das Potenzial haben, einen signifikanten Performancebeitrag zu leisten, selbst wenn sich unsere Einschätzung der Zukunft als falsch erweist. Wenn einige Strategien sich nicht so gut wie erwartet entwickeln, dürften sich andere besser beweisen – und die Portfolioziele können so immer noch erreicht werden. Wir stellen zudem mithilfe verschiedener Instrumente zur Risikokontrolle sicher, dass der Fonds nicht zu abhängig von einem einzigen Risiko ist, etwa dem Kreditrisiko, um einen absoluten Ertrag zu erzielen. Üblicherweise begrenzen wir den Anteil eines Risikos am gesamten undiversifizierten Anlagerisiko auf 40 Prozent.

Kommen wir zu Ihren Makro-Einschätzungen. Welche Themen spielen Sie zurzeit im Portfolio?

Gitnik: Zu unseren wichtigsten Themen zählen zum Beispiel die zunehmende Erholung der US-Wirtschaft, der Abschwung in Asien und anhaltende strukturelle Probleme, die das Wachstum in der Eurozone beinträchtigen.

Und welche konkreten Investmentideen resultieren aus diesen Einschätzungen?

Gitnik: Wir hatten zum Beispiel bereits, bevor die US-Notenbank Fed die Zinsen im Dezember erhöht hat, den US-Dollar long gegenüber zahlreichen Währungen gehandelt. Das setzen wir fort und investieren in eine Aufwertung des US-Dollars gegenüber dem Australischen Dollar. Wir denken, dass trotz wiederholt schwacher Daten im vergangenen Jahr die US-Wirtschaft auf einem guten Weg ist. Wir erwarten daher eine straffere Geldpolitik und einen starken US-Dollar. Der Australische Dollar hingegen scheint langfristig überbewertet. Dazu tragen das schwache Wirtschaftswachstum und die aufgrund der sinkenden Minen- und Gasinvestitionen rückläufigen Kapitalzuflüsse bei.

Und welche Chancen nutzen Sie in Europa?

Gitnik: Dort handeln wir beispielsweise italienische Staatsanleihen long gegen deutsche Staatanleihen. Wir sehen eine Reihe von Faktoren, die die Risikoaufschläge der italienischen Papiere gegenüber den deutschen verengen dürften. So sind die Flexibilität des Kaufprogramms der EZB und der Emissionszeitplan sehr vorteilhalft für die Peripherieländer. Die Spannungen um Griechenland haben begonnen sich aufzulösen. Das Einstiegsniveau ist attraktiv, nachdem ein starker Einbruch der Inflationserwartungen Anfang 2015, als die EZB ihr Quantitative-Easing-Programm ankündigte, eingepreist wurde.

Handeln Sie nur erwartete Markteinschätzungen gegeneinander oder haben Sie auch direktionale Positionen im Portfolio?

Gitnik: Wir investieren zum Beispiel in Contingent Convertible Bonds, kurz CoCos. Nach der Finanzkrise 2008 hat sich der europäische Bankensektor einem Entschuldungsprozess unterzogen, um seine Bilanzen zu stärken. Daraus ist ein Markt für CoCo-Bonds entstanden. Die speziellen Anleihen reagieren weniger stark auf Gewinnschwankungen, haben eine attraktiven Kupon und sind im Vergleich zu vielen anderen Bankanleihen günstig.

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