Alexander Mozer von Ökoworld im Interview „Nachhaltigkeit kostet Zeit, aber keine Rendite“
DAS INVESTMENT: Ökoworld als Urgestein des nachhaltigen Investierens müsste sehr zufrieden sein. Die Fondsindustrie greift das Thema zunehmend auf, und endlich gibt es sportlichen Wettbewerb.
Alexander Mozer: Schön wär’s. Nachhaltigkeit als Modebegriff wird leider zunehmend werblich missbraucht, um am Zeitgeist teilhaben zu können. Es finden sich viele Unternehmen in angeblich nachhaltigen Portfolios, die so überhaupt nicht zur Wertevorstellung der Anleger passen. Aber nur wer genauer hinschaut, findet dies heraus. Wer Kinder liebt und eine eigene Familie hat, sollte nicht in ausbeuterische Kinderarbeit investieren. Wer Ökostrom bezieht, sollte keinen Atomkraftbetreiber mitfinanzieren. Wer Pazifist ist, sollte keine Aktien von Rheinmetall kaufen. Die Liste der sich auftuenden Widersprüche ist lang und ein ernst zu nehmendes Thema, das für böse Überraschungen sorgen wird. Es ist gut, dass die Säulen Ethik, Ökologie und Soziales mehr und mehr Einzug in der Kapitalverwaltung finden. Statt es primär im Marketing zu nutzen, sollte es aber besser konsequenter in der Auswahl der Zielunternehmen angewendet werden.
Begegnet Ihnen immer noch der Irrglaube, dass Nachhaltigkeit Rendite kostet?
Schaut man sich unsere Rendite der vergangenen Jahre an, so wird man erkennen, dass man mit zukunftsfähigen Investments auch eine ordentliche Rendite erwirtschaften kann. Investitionen in umweltfreundliche Geschäftsmodelle erzeugen selbstverständlich neben ökologischem auch ökonomischen Mehrwert. Die globalen Herausforderungen durch das Bevölkerungswachstum und die damit verbundenen Investmentchancen heißen insbesondere Gesundheit, Bildung und Ernährung. Rendite und Nachhaltigkeit sind kein Widerspruch.
1.200% Rendite in 20 Jahren?
Muss man als Fondsmanager verschiedene Messlatten für die unterschiedlichen Kulturen, für Industrie- und Schwellenländer anlegen?
Natürlich muss man Nachhaltigkeit in den Schwellenländern differenzierter betrachten als in den entwickelten Ländern. Denn diese Länder haben sich erst auf den Weg gemacht, und man kann den Nachhaltigkeitsbericht eines kleineren Unternehmens in Indien nicht mit dem eines Dax-Konzerns vergleichen. Dennoch kann man harte Ausschlusskriterien einhalten. Ein Atomkraftwerk in China ist bei Ökoworld genauso tabu wie eines in Deutschland. Das gestehen wir auch den Schwellenländern nicht zu.
Warum ist nachhaltiges Investieren aus Anlegersicht eigentlich so schwierig?
Es ist nicht schwierig. Es ist nur mit Aufwand verbunden, denn Berater wie Anleger müssen sich intensiver damit beschäftigen. Das kostet Zeit, und man muss wissen, was kritisch zu hinterfragen ist. Das wiederum benötigt Aufklärung und Schulung, egal ob beim Endkunden, Banker, Vermögensverwalter oder Finanzberater.