Wirtschaftsforscher Alfred Taudes
Die sieben am weitesten verbreiteten Blockchain-Mythen
Alfred Taudes: Der wissenschaftliche Leiter des WU-Forschungsinstituts für Kryptoökonomie vergleicht die Blockchain mit der Frühphase des Internets. Foto: Wirtschaftsuniversität Wien
Alfred Taudes von der Wirtschaftsuniversität Wien räumt auf mit den sieben gängigsten Mythen rund um Blockchain und die weltweit bekannteste Kryptowährung Bitcoin. Der Experte für Kryptoökonomie vergleicht die Blockchain mit der Frühphase des Internets.
Mythos 3: Blockchain ist nur ein vorrübergehender Hype
Global gesehen gibt es bereits unzählige Bereiche, in denen erste Anwendungen auf Blockchain-Technologie in Erprobung sind: Etwa beim Carsharing in Deutschland, wo die bis dato komplexen Abläufe – von der Fahrzeugauswahl bis hin zum endgültigen Abschluss eines personalisierten Mietvertrages – dank Blockchain derart vereinfacht werden konnten, dass das System beinahe völlig ohne Infrastruktur oder Verträge mit Bezahldienstleistern auskommt.
Oder im Rahmen eines dezentralen Stromnetz-Projekts in New York, bei dem mittels Smart Meter und Smart Contracts Solar-Häuser ihren tatsächlichen Stromverbrauch automatisch...
Märkte bewegen Aktien, Zinsen, Politik. Und Menschen. Deshalb präsentieren wir dir hier die bedeutendsten Analysen und Thesen von Top-Ökonomen - gebündelt und übersichtlich. Führende Volkswirte und Unternehmensstrategen gehen den wichtigen wirtschaftlichen Entwicklungen clever und zuweilen kontrovers auf den Grund.
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Mythos 3: Blockchain ist nur ein vorrübergehender Hype
Global gesehen gibt es bereits unzählige Bereiche, in denen erste Anwendungen auf Blockchain-Technologie in Erprobung sind: Etwa beim Carsharing in Deutschland, wo die bis dato komplexen Abläufe – von der Fahrzeugauswahl bis hin zum endgültigen Abschluss eines personalisierten Mietvertrages – dank Blockchain derart vereinfacht werden konnten, dass das System beinahe völlig ohne Infrastruktur oder Verträge mit Bezahldienstleistern auskommt.
Oder im Rahmen eines dezentralen Stromnetz-Projekts in New York, bei dem mittels Smart Meter und Smart Contracts Solar-Häuser ihren tatsächlichen Stromverbrauch automatisch berechnen und die überschüssige Energie selbstständig an „traditionelle“ Haushalte weiterverrechnet wird.
Auch in Österreich existieren erste vielversprechende Anwendungen, etwa bei der Stadt Wien, im Finanzdienstleistungsbereich und bei Energieversorgern. Ich kann Ihnen nicht beantworten, wo der Bitcoin-Kurs in drei Jahren sein wird, oder welche der vielen alternativen Kryptowährungen dann noch existieren werden. Wovon ich aber überzeugt bin, ist, dass sich Blockchain als Technologie durchsetzen und die Welt, wie wir sie kennen, revolutionieren wird.
Mythos 4: Blockchains sind als Basis für Zahlungsmittel ungeeignet, da sie nur eine beschränkte Anzahl an Transaktionen verarbeiten können.
Die Beschränkung auf eine Maximalzahl von Bitcoins, die nicht überschritten werden kann, ist eine Konsequenz des in Mythos 2 beschriebenen Proof-of-Work Mechanismus. Die erwähnten Blockchain-Systeme für den Einsatz im Unternehmensverbund sind davon nicht betroffen, und bei öffentlichen Blockchains sind bereits neue Techniken, wie etwa das Bitcoin Lightning Network, in Entwicklung. Bei diesem Ansatz wird ein Zahlungskanal zwischen zwei Knoten eröffnet, über den diese Zahlungen ohne aufwändige Verifikation senden können. Lediglich beim Eröffnen und Schließen des Kanals erfolgen die Verifikation und der Proof-of-Work.
Mythos 5: Blockchains sind das Ende des Datenschutzes.
Die Einträge in der Bitcoin-Blockchain müssen für alle Knoten lesbar sein, nur dann kann man dezentral Überweisungen verifizieren und Bitcoins minen. Zur Kontenidentifikation werden allerdings keine persönlichen Daten verwendet, sondern pseudonyme Adressen, die sich jedermann über ein sogenanntes Wallet erzeugen kann.
Solange man sich also innerhalb der Bitcoin-Blockchain bewegt, sind die Überweisungen privat. Wenn jemand allerdings einen Bezug zwischen der Bitcoin-Adresse und einer Person herstellen kann, können alle Überweisungen dieser Person nachverfolgt werden. Es gibt aber auch Kryptowährungen wie Dash, die völlig anonym sind und daher kompletten Datenschutz garantieren.
Mythos 6: Blockchains sind die Zukunft, bald werden alle IT-Anwendungen auf dieser Basis laufen
Das ist ein Unsinn. Blockchains sind im Vergleich zu Datenbanken für klassische Anwendungen in Unternehmen – etwa für die Buchhaltung – zu teuer und nicht effizient. Für diese Anwendungsbereiche macht das keinen Sinn, sondern nur dort, wo der Datenaustausch derzeit unsicher und ineffizient ist, etwa bei Transaktionen zwischen den Akteuren in einer globalen Lieferkette.
Mythos 7: Blockchains sind unsicher, immer wieder hört man von gestohlenen oder verlorenen Geldbeträgen.
Alle Transaktionen, die in einer Blockchain gespeichert sind, können in der Datenbank von niemandem im Nachhinein verändert, also gefälscht oder gelöscht werden. Somit gelten alle über die Blockchain durchgeführten Geschäfte als sicher. Wenn etwas gestohlen wurde, dann nur deshalb, weil der private Schlüssel des Nutzers Unbefugten bekannt war. Das ist vergleichbar mit dem Diebstahl des PIN-Codes für die Bankomatkarte.
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