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Alles unlogisch oder was? Wie tief Anleger Anleiherenditen noch drücken können

Seine vorletzte Pressekonferenz als Präsident der Europäischen Zentralbank (EZB) im September hat Mario Draghi wirkungsvoll genutzt: Er kündigte ein umfangreiches Maßnahmenprogramm zur Lockerung der Geldpolitik an, das unter anderem die Wiederaufnahme der Anleihekäufe sowie eine weitere Senkung der Einlagezinsen beinhaltete. Draghi zementierte damit sein geldpolitisches Erbe weit über seine Amtszeit hinaus. Zudem forderte er die Politik deutlicher denn je auf, ihre fiskalpolitische Verantwortung endlich ernstzunehmen und mit entsprechenden Maßnahmen zu unterfüttern.

Dabei mag der scharfe Ton Draghis überrascht haben, die Konsequenz aus den Entscheidungen hingegen weniger: Die Zinsen bleiben niedrig. Nicht nur die EZB, auch das US-amerikanische Pendant, die Fed, senkte zuletzt die Leitzinsen wieder. Die Auswirkungen der langfristigen Niedrig- und sogar Negativzinspolitik insbesondere der EZB sind dabei vielfältig. Doch gerade an den Anleihemärkten treibt sie bemerkenswerte Blüten.

Derzeit rentieren zehnjährige deutsche Staatsanleihen bei etwa minus 0,35 Prozent. An diesen negativen Renditen dürfte sich in absehbarer Zeit nichts ändern. Angesichts dessen stellt sich die Frage: Wieso sind Investoren dazu bereit, Wertpapiere zu kaufen, mit denen sie mit Sicherheit einen negativen Ertrag erzielen, wenn sie diese über die gesamte Laufzeit halten?

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Immer noch rentabel

Die Antwort setzt sich aus mehreren Aspekten zusammen, von denen einer der sogenannte Repomarkt ist, auf dem Anleihen nicht nur gekauft, sondern gleichzeitig auch über einen kurzen Zeitraum refinanziert werden können. Die Anleihe, beispielsweise eine Bundesanleihe, dient dabei als Sicherheit. Der Zinssatz für diese besicherte Refinanzierung, auch Reporate genannt, liegt derzeit bei zirka minus 0,5 Prozent und somit sogar noch niedriger als die Rendite der Bundesanleihe. Über diesen Weg kann der Käufer noch einen kleinen Zinsertrag erhalten – trotz negativer Rendite.

Zudem können die Papiere auf dem Future-Markt gehandelt werden. Der Bund-Future ist nichts anderes als ein Kauf einer deutschen Staatsanleihe auf Termin. Aus dem Kurs des Futures lässt sich eine sogenannte „implizierte“ Reporate für die zugrundeliegende Bundesanleihe errechnen. Hierbei kann sogar ein Zins von minus 0,55 Prozent errechnet werden. Es gibt also mehrere Ansätze, eine Untergrenze für die Renditen auf zehnjährige Bundesanleihen zu prognostizieren. Des Weiteren gibt es durchaus Argumente, warum diese Untergrenze potenziell noch deutlicher unter der Nullgrenze liegt.

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