Neuordnung des AusschließlichkeitsvertriebsHarterEinschnitt:AllianzschließtimOstenfastjedefünfte Versicherungsagentur
Die Allianz strukturiert ihr Geschäft in Ostdeutschland um. 430 von 2500 Agenturen und drei Geschäftsstellen sollen 2025 schließen. Die Veränderungen sollen den Vertrieb modernisieren und an den demografischen Wandel anpassen. Die Mitarbeiter sollen bleiben. Kritik kommt von einer Verbraucherzentrale.
Deutschland größter Versicherungskonzern Allianz will sein Agenturnetzwerk im Osten neu aufstellen.
| Foto: Imago Images / Future Image
Die Allianz Beratungs- und Vertriebsgesellschaft (ABV) strukturiert ihr Geschäft in den ostdeutschen Bundesländern und Berlin um. Dabei sollen 430 Agenturen und drei Geschäftsstellen des Vertriebsgebiets Nordost im kommenden Jahr geschlossen werden, wie die Allianz Deutschland gestern mitteilte.
Agentur-Versorgung in den ostdeutschen Ländern wird um 15 Prozent reduziert
Die betroffenen Mitarbeiter, rund 15 Prozent der selbstständigen Vertreter des Vertriebsgebiets, sollen in anderen Funktionen weiter beschäftigt werden – beispielsweise als Agenturpartner oder Kundenberater im Vertrieb. Betriebsbedingte Kündigungen werde es nicht geben. Die Veränderungen sind Teil des „ABV Zukunftsprogramms“, das bereits seit Anfang 2023 läuft.
Die ABV verantwortet die Ausschließlichkeitsorganisation, die digitale Beratungs- und Vertriebseinheit sowie den Vertrieb über Bankpartner der Allianz in Deutschland. Dazu gehören nach Unternehmensangaben rund 8.000 selbstständige Vertreter bundesweit. Das Vertriebsgebiet Nordost umfasst die Bundesländer Sachsen, Thüringen, Sachsen-Anhalt, Mecklenburg-Vorpommern, Brandenburg und Berlin. Dort gib es aktuell rund 2.500 Allianz-Agenturen, die in 18 Geschäftsstellen organisiert sind.
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Die Allianz Beratungs- und Vertriebsgesellschaft (ABV) strukturiert ihr Geschäft in den ostdeutschen Bundesländern und Berlin um. Dabei sollen 430 Agenturen und drei Geschäftsstellen des Vertriebsgebiets Nordost im kommenden Jahr geschlossen werden, wie die Allianz Deutschland gestern mitteilte.
Agentur-Versorgung in den ostdeutschen Ländern wird um 15 Prozent reduziert
Die betroffenen Mitarbeiter, rund 15 Prozent der selbstständigen Vertreter des Vertriebsgebiets, sollen in anderen Funktionen weiter beschäftigt werden – beispielsweise als Agenturpartner oder Kundenberater im Vertrieb. Betriebsbedingte Kündigungen werde es nicht geben. Die Veränderungen sind Teil des „ABV Zukunftsprogramms“, das bereits seit Anfang 2023 läuft.
Die ABV verantwortet die Ausschließlichkeitsorganisation, die digitale Beratungs- und Vertriebseinheit sowie den Vertrieb über Bankpartner der Allianz in Deutschland. Dazu gehören nach Unternehmensangaben rund 8.000 selbstständige Vertreter bundesweit. Das Vertriebsgebiet Nordost umfasst die Bundesländer Sachsen, Thüringen, Sachsen-Anhalt, Mecklenburg-Vorpommern, Brandenburg und Berlin. Dort gib es aktuell rund 2.500 Allianz-Agenturen, die in 18 Geschäftsstellen organisiert sind.
Demografischer Wandel: Vertriebsstrukturen nicht mehr zeitgemäß
Die Allianz ist aus ihrer Historie heraus im Osten der Republik besonders stark vertreten. 1990 hatte sie die Staatliche Versicherung der DDR übernommen. Doch 35 Jahre nach der Wiedervereinigung verweist der Konzern auf deutlich veränderte Rahmenbedingungen in den neuen Bundesländern. Eine rückläufige und stark alternde Bevölkerung, eine schleichende Entvölkerung der ländlichen Regionen und eine zunehmende Urbanisierung seien externe Treiber eines tiefgreifenden Wandels in den ostdeutschen Ländern.
Kein Wort zu den Konsequenzen für Kunden
Für die Allianz bedeutet der demografische Wandel einen notwendigen Schrumpfkurs. Viele Büros in der Fläche dürften kaum noch wirtschaftlich rentabel sein. Laut eines Berichts des Fachmagazins „Procontra“ sagte eine Sprecherin des Unternehmens auf Nachfrage: „Wir haben hier Orte, wo es keinen Bäcker oder Lebensmittelladen mehr gibt, dafür aber zwei Allianz-Agenturen. Darauf müssen wir einfach reagieren.“ Für viele Kunden dürfte die Umstrukturierung in Zukunft vor allem längere Wege und neue Ansprechpartner bedeuten. Doch hiervon spricht die Allianz in ihrer Mitteilung nicht. Ebenso wenig nennt der Konzern Details zu den Standorten der betroffenen Agenturen.
Kritik von Verbraucherzentrale
So wundert es nicht, dass es nach der Ankündigung umgehend negative Reaktionen gab. Die Verbraucherzentrale Sachsen kritisiert die geplanten Schließungen. Ein Sprecher sagte „MDR Aktuell“, dass die Vertreter gerade im ländlichen Raum gebraucht würden. Vor allem ältere Menschen schätzten persönliche Beratung. Telefongespräche könnten das nicht ersetzen. „Da haben wir nicht wenig Beschwerden über lange Zeiten in Warteschleifen. Es ist einfach etwas Anderes, ob man vorbeifahren kann zu den Öffnungszeiten oder ob man darauf angewiesen ist, dass auf der Gegenseite auch jemand abnimmt.“
Agenturnetzwerk bleibe über dem bundesweiten Durchschnitt
Vielmehr versuchen die Münchener die Veränderungen, als Eingriff in homöopathischer Dosis zu verkaufen, der für weiteres Wachstum unerlässlich sei. Andreas Schmid, Mitglied des Vorstands der ABV und verantwortlich für Vertrieb Nord sagt: „Wir haben aus einer Position der Stärke entsprechende Veränderungen beschlossen – mit dem Ziel, die unangefochten starke Marktposition der Allianz im Nordosten weiter auszubauen. Mit den beschlossenen Maßnahmen schaffen wir für mehr als 2.000 Agenturen in den neuen Bundesländern eine verbesserte Arbeitsgrundlage. Wir sind vor Ort: Die Dichte unseres Agenturnetzwerks bleibt für unsere Kundinnen und Kunden auch nach den Anpassungen über dem bundesweiten Durchschnitt.“
Ziel: urbaner, unternehmerischer, digitaler und jünger werden
Mit der Fortsetzung des Zukunftsprogramms soll der Agenturvertrieb laut der Allianz urbaner, unternehmerischer, digitaler und jünger werden. Untern anderem soll in die Gründung neuer, größerer Agenturen in urbanen Zentren sowie die digitalen Fähigkeiten ihrer Vertreter investiert werden. Die verbleibenden 15 Geschäftsstellen sollen nach Unternehmensangaben die betroffenen Angestellten und Aufgaben übernehmen.
Für Produktgenerationen, die noch aus der Staatlichen Versicherung herrühren, soll der Service für Kunden durch eine neue, zentrale Betreuungseinheit, die auf die Besonderheiten regionaler Produkte, wie beispielsweise der „Erweiterten Haushaltsversicherung“, spezialisiert sei, vereinheitlicht werden. Zudem wurde eine Erhöhung der Einstellungen pro Jahr für Auszubildende als Kaufleute für Finanzen und Versicherungen sowie Bürokaufleute auf 100 angekündigt. Sämtliche Maßnahmen seien mit den zuständigen Arbeitnehmergremien bereits abschließend verhandelt worden.
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