Altersvorsorge in Deutschland Wie hohe Inflation die Rente entwertet

Die steigenden Kosten für Energie, Lebensmittel und andere Produkte des Alltags beschäftigen viele Menschen hierzulande zunehmend auch bei ihren langfristigen Finanzplänen: Die Zahl derjenigen, die sich intensiver mit den Folgen der Inflation auf ihre Altersvorsorge beschäftigen, ist im Vergleich zum Vorjahr deutlich gestiegen.
Das zeigt eine Analyse der Daten, die Nutzer des Rentenkompasses der Allianz Lebensversicherung eingegeben haben. Der Online-Service steht auch Nichtkunden kostenfrei zur Verfügung. Mehr als eine halbe Million Menschen in Deutschland haben damit innerhalb der vergangenen zwei Jahre anonymisiert berechnet, wie viel netto ihnen voraussichtlich im Alter bleibt.

Mit dem Rechner kann der Nutzer auch die Kaufkraft der eigenen Wunschrente einschätzen - unter Berücksichtigung einer künftigen langfristigen Inflation. Basis hierfür ist das Inflationsziel der Europäischen Zentralbank in Höhe von 2 Prozent. Dieser Wert ist bereits eingestellt. Er kann jedoch nach oben oder unten angepasst werden.

Diese Funktion nutzten noch vor einem nur Wenige: Im Juli 2021 wurde nur in 4 Prozent der Fälle von den standardmäßig vorgegebenen 2 Prozent Inflationsrate nach oben abgewichen. Doch seit März hat sich das Nutzerverhalten deutlich geändert. Im vorigen Monat wurden 25 Prozent der Berechnungen mit einer dauerhaft höheren Inflationsannahme durchgeführt.
Das verwundert nicht, denn bis 2021 lag die Inflation im 20-Jahres-Ddurchschnitt noch bei nur 1,6 Prozent. Insbesondere in der Niedrigzinsphase des vorigen Jahrzehnts sind die Preise deutlich langsamer angestiegen. Auch deswegen hatten viele Verbraucher mit einer dauerhaft niedrigeren Inflationsrate von unter 2 Prozent gerechnet.
Inflation frisst nominale Rente auf
Dass sich die Inflationsrate enorm auf die Kaufkraft zu Rentenbeginn auswirkt, zeigt folgendes Rechenbeispiel: Wer in 33 Jahren eine Rente möchte, die der Kaufkraft von heute 2.160 Euro entspricht, kommt bei einer durchschnittlichen Inflation von 2 Prozent auf eine Wunschrente zum Renteneintritt von 4.152 Euro monatlich. Doch bei einer dauerhaften Inflation von 4 Prozent sind es schon 7.881 Euro.
„Für die wenigsten Menschen sind die Auswirkungen von Inflation auf ihre Wunschrente greifbar“, sagt Alf Neumann, Operationsvorstand der Allianz Leben. „Die Inflation machen wir uns meist eher bewusst, wenn wir sehen, wie viel teurer eine Kugel Eis geworden ist. Aber wir übertragen das nur selten auf unseren eigenen Rentenwunsch.“