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Allianz-Chef Diekmann: Von Parkuhren, Krisen und Inflation

Michael Diekmann, Vorstandsvorsitzender der Allianz
Michael Diekmann, Vorstandsvorsitzender der Allianz
„Wenn Sie in Chicago Ihre Kreditkarte in die Parkuhr stecken, sind wir dabei“, erklärt Michael Diekmann, Vorstandsvorsitzender der Allianz. Das Unternehmen hat sich im Rahmen von amerikanischen Infrastruktur-Investments für 75 Jahre die Rechte an den Parkuhren gesichert.

Denn Michael Diekmann, Vorstandsvorsitzender der Allianz, hält offenbar nicht mehr viel von  Staatsanleihen: „Wir versuchen, in der Neuanlage Staatsanleihen zu vermeiden“, sagte er dem „Handelsblatt“ in einem Interview. Stattdessen streue die Allianz das Vermögen stark.

Dabei konzentriere sie sich auf erneuerbare Energien, die Schwellenländer und auf Infrastruktur-Projekte. „Auch die USA sind wieder attraktiv“, fügt Diekmann hinzu. Hier kauft die Allianz Firmenanleihen und investiert in Infrastruktur. Wie zum Beispiel auch in Chicagos Parkuhren.

Über Jahre hinweg waren Staatsanleihen für Versicherer das Maß aller Dinge wenn es um sicheres Geldanlegen ging. Die Finanzkrise hat das geändert. Die Zinsen für eine Festgeldanlage liegen nun unter der Inflationsrate. Die zehnjährige Bundesanleihe bringt heute nur noch 1,39 Prozent Rendite, die Inflationsrate beträgt im September 2,0 Prozent. Das ist auch für die Allianz ein großes Problem.

Die Allianz muss also Alternativen finden. Unternehmensanleihen seien seit Jahren ein großer Bestandteil im Allianz-Portfolio, so Diekmann. „Wenn aber alle in eine Richtung laufen, dann haben wir schnell wieder eine Blase. Wir sind keine Spekulanten und müssen unsere Versicherungsverbindlichkeiten so abdecken, dass nichts passiert.“, fügt er hinzu.

Die Allianz befindet sich also in einem Anlagenotstand. Auf der einen Seite existieren nur noch wenige Staatsanleihen mit Top-Bonität, die allerdings nur sehr geringe Verzinsungen mit sich bringen. Auf der anderen Seite suchen auch andere Investoren neue Anlagemöglichkeiten. Der Herdentrieb kann schnell Blasen aufblähen.

„Die Überschuldung ist gewaltig“


Als Kernproblem der Eurokrise sieht der Allianz-Vorstandschef die Staatsschuldenkrise. Damit Deutschland aus den Schulden rauskommen kann, benötige es „ein Wachstum von 4 Prozent und eine Inflation von 4 Prozent.“ Diese Werte hält er allerdings auf kurze Sicht für nicht erreichbar. Als einfachste Lösung nennt Diekmann deshalb einen Schuldenschnitt von 50 Prozent, weiß aber auch, dass die Auswirkungen für die Finanzwelt fatal wären.

Vehement spricht er sich aber gegen die Bankentrennung aus. Diese fordern etwa der künftige Kanzlerkandidat Peer Steinbrück und Munich-Re-Vorstandschef Nikolaus von Bomhard.

Für Diekmann bedeutet diese Maßnahme das Ende aller Investmentbanken, da die Kapitalbeschaffung für sie zu teuer würde.



Die Allianz ist eines der weltweit größten Versicherungsunternehmen. Seit 2003 führt Michael Diekmann den Konzern und ist laut Handelsblatt Herr über 1,65 Billionen Euro.


Das Interview mit Michael Diekmann veröffentlichte das Handelsblatt heute.


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