Experten-Produktcheck Allianz: Neue BU-Tarife absolut konkurrenzfähig
Eine neue Tariflinie, eine stark verbesserte Arbeitsunfähigkeitsklausel, Optimierungen für junge Leute sowie einige Detailkorrekturen. Die Allianz hat zum Ende des Jahres ein recht umfangreiches Update für ihre Berufsunfähigkeitsversicherung herausgebracht. Unser Experte Tobias Bierl erklärt, was er davon hält und wie er die Allianz generell im Marktvergleich sieht.
Allianz kann mit Maklerversicherern mithalten
Eine gewisse Behäbigkeit bei den Prozessen und Produkt-Updates, die gern lange auf sich warten lassen - so kennen wir die großen Player am Markt. Das Motto lautet allzu oft: Man springt nur so hoch, wie man muss. Das gilt allerdings nicht für den Marktführer Allianz. Zumindest im Bereich der Arbeitskraftabsicherung sind die Münchener ziemlich am Nabel der Zeit und konkurrieren eher mit typischen Maklerversicherern.
Ende des Tarif-Wirrwarrs
Trotzdem gab es einige Schwachpunkte, die nun aber angegangen wurden. Der Tarifdschungel wurde beendet - eine einheitliche Tariflinie nahm Einzug. Welcher Kunde, aber auch Vermittler, konnte schon mit einer Tarifbezeichnung wie „(Ergänzende) BerufsunfähigkeitsPolice Plus EBUU (mit AU)“ oder „BerufsunfähigkeitsPolice BUU OBUU (mit AU)“ etwas anfangen? Im Produktportfolio gibt es jetzt praktisch nur noch zwei Tarifvarianten, nämlich „Komfort“ und „Premium“. Ergänzt werden kann das Produkt noch um den Baustein „Pflege“ (in der „Komfort“-Variante aber nur von Selbstständigen in der 3. Schicht der Altersvorsorge).
„Komfort“-Tarif bereits auf hohem Leistungsniveau
Im Zuge des Relaunchs wurde auch gleich ein qualitativ minderwertiger Tarif entsorgt, welcher beispielsweise noch einen Prognosezeitraum von drei Jahren beinhaltete. Das ist die Zeitdauer, für den man in Zukunft berufsunfähig sein muss, um die Leistung zu erhalten. Marktüblich sind sechs Monate. Jetzt gibt es mit der „Komfort“-Variante schon einen Grundtarif, welcher keine größeren Schwachpunkte beinhaltet. Der Unterschied zwischen „Komfort“- und „Premium“-Tarif besteht nur in zwei Punkten. In der „Premium“-Absicherung gibt es zusätzlich Leistungen bei Krebserkrankung sowie im Fall einer Krankschreibung.
Arbeitsunfähigkeitsklausel: Endlich separater Leistungsantrag möglich
Das bringt uns gleich zum nächsten Punkt - die Arbeitsunfähigkeitsklausel. Sie ist jetzt kostenpflichtig, wurde aber massiv verbessert. Bisher war die Klausel kostenfrei im damaligen besten Tarif für 24 Monate integriert. Der große Nachteil lag aber darin, dass diese kundenunfreundlich definiert wurde. Es war nicht möglich, einen eigenständigen Leistungsantrag auf Arbeitsunfähigkeit zu stellen - stattdessen musste zusätzlich ein umfangreicher Antrag auf Berufsunfähigkeit erfolgen. Das ist mittlerweile marktunüblich, wenngleich es von manch anderen Versicherern wie der HDI, Continentale oder der Canada Life praktiziert wird. Die Allianz hat dies nun hinter sich gelassen. Die Verbesserungen in der Übersicht:
● Statt 24 Monate leistet die AU-Klausel nun auch bis zu 36 Monaten, was derzeit die Spitze des Marktes darstellt.
● Möchte man die sogenannte „Gelbe-Schein-Regelung“, so muss man den Tarif „Premium“ auswählen. Der Mehrpreis liegt nach ersten Berechnungen bei rund 7 Prozent.
● Es kann ein separater Leistungsantrag gestellt werden, auf Wunsch erfolgt aber eine parallele BU-Leistungsfallprüfung
Auch die bisherige Problematik beim Thema Elternzeit wurde kundenfreundlich gelöst. Bisher gab es bei der Allianz, wie auch bei deren Tochter DLVAG das Problem, dass die Elternzeit eine eigene Berufsgruppe (= nicht erwerbstätig) gewesen ist. Das zog exorbitante Beiträge nach sich. Möchte man nun während der Elternzeit eine BU-Versicherung abschließen, so wird der zuletzt (maximal drei Jahre) ausgeübte Beruf herangezogen. War man vor der Elternzeit also beispielsweise Assistenzärztin, folgt auch die Berufsgruppeneinstufung entsprechend. Dies gilt neben der BU-Versicherung auch für die Risikolebensversicherung sowie die Grundfähigkeitsversicherung der Allianz. Damit hat man sich jetzt den kundenfreundlichen Regelungen am Markt angepasst.
Hallo, Herr Kaiser!
Mehrwert für Jüngere - Verbesserte Berufsgruppenüberprüfung
Je jünger man ist und je stärker man sich man sich in Ausbildung und Weiterbildung engagiert, desto wichtiger ist eine Überprüfungsoption der damaligen Berufsgruppeneinstufung. Bisher konnte die Allianz die Reduzierung des Beitrages von einer erneuten Risikoprüfung abhängig machen, sprich es konnten neue Gesundheitsfragen oder Angaben zu Hobbys erfolgen. Diese Regelung ist weiterhin in den Vertragsbedingungen verankert, dafür wird in den ersten fünf Jahren generell auf eine erneute Risikoprüfung verzichtet (bis maximal zum 35. Lebensjahr). Bei jungen Personen bis zum 20. Lebensjahr wird bei Vertragsabschluss diese Frist auf zehn Jahre verlängert.
Das ist aus meiner Sicht ein erheblicher Mehrgewinn, insbesondere für Schüler und Studenten. Im Detail ist es sicherlich noch etwas ausbaufähig. So sind zum Beispiel Schüler im Alter von elf Jahren außen vor, wenn dieses mit 26 Jahren ein Medizinstudium beenden. Es könnte dann eine erneute Risikoprüfung erfolgen.
Sinnvolle Verbesserungen im Detail
Zu den weiteren Änderungen des Allianz-Produkts zählen:
● Beitragssenkungen für einige auserwählte Berufe wie Projektleiter oder Medizinisch-technischer Assistent
● Im Zuge der Vereinheitlichung wurden die Gesundheitsfragen der Kinderpflegerente der Allianz mit den Fragen für Schüler gemeinsam angepasst
● Verbesserte Möglichkeiten bei Zahlungsschwierigkeiten während der Vertragslaufzeit
● Risikovoranfrage und Anträge bei der Allianz können besser angenommen werden. Die bisherige Zuschlagssystematik war für uns ein Buch mit sieben Siegeln und wurde jetzt angepasst.
Lob für schnelle Weiterentwicklung
Insgesamt legt die Allianz damit erfreulicherweise ein recht großes Tempo in der Berufsunfähigkeitsversicherung vor. Da könnten sich andere große Versicherer durchaus eine Scheibe von abschneiden. Wir merken direkt, dass man auch im kritischen und nicht immer einfachen Maklermarkt eine Rolle spielen möchte.
Für den Verbraucher und mich als Makler ist dies natürlich eine positive Nachricht. Für uns bei der Finanzberatung Bierl gehört die BU-Versicherung der Allianz schon in den erweiterten Kreis der passenden BU-Anbieter. Die Schwachpunkte wurden nun konsequent ausgemerzt, die großen Highlights darf man aber auch nicht erwarten. Braucht man vielleicht aber auch nicht immer, denn das Kernleistungsversprechen einer guten Berufsunfähigkeitsversicherung erfüllt die Allianz definitiv.
Über den Autor:
Tobias Bierl wurde 1984 geboren. Als ausgebildeter Versicherungsfachmann und Finanzanlagenfachmann gründete er mit seinem Bruder 2008 Stefan die Finanzberatung Bierl in Walderbach in der Oberpfalz. Als einer der Geschäftsführer liegt sein Schwerpunkt im Bereich Biometrie / Berufsunfähigkeitsversicherung. Bierl gewann 2019 den OMGV Makler-Award für den besten Blog / Content auf der Homepage und 2021 für die besten Kundenbewertungen.