97 Gerichtsverfahren enthüllen Machtkampf Kleinkrieg zwischen Allianz-Spitze und Teilen des Betriebsrats
Laut eines Berichts von „Focus Online“ herrscht bei der Allianz ein regelrechter Dauerkrieg zwischen der Konzernführung und einer Handvoll Arbeitnehmervertreter. Das Verhältnis zwischen den Betriebsräten der Allianz Reinsurance, dem Konzern-eigenen Rückversicherer, und dem Management sei völlig zerrüttet. Dies werde besonders an der rekordverdächtigen Zahl von 97 anhängigen Gerichtsverfahren deutlich, die derzeit an Arbeitsgerichten anhängig seien. Die dadurch entstandenen Prozesskosten hätten mittlerweile einen einstelligen Millionenbereich erreicht.
Auswirkungen auf Mitarbeiter und Management
Dem Bericht zufolge hat dieser anhaltende Konflikt massive Auswirkungen auf die Belegschaft. Die Interessen der Mitarbeiter lägen brach, da wichtige Entscheidungen von Gerichtsurteilen abhingen. Zudem würden einige Top-Manager und Betriebsräte beim Münchener Marktführer fast nichts anderes mehr tun, als vor Gericht Argumente auszutauschen.
Franziska Lorenz, Personalchefin beim Allianz-Rückversicherer, wird von „Focus Online“ mit den Worten zitiert: „Anders als in anderen Gesellschaften der Allianz Gruppe werden bei der Allianz Reinsurance zahlreiche Fragestellungen vor Einigungsstellen oder Gerichten diskutiert und es ist derzeit eine Vielzahl von gerichtlichen Verfahren anhängig. Die ganz überwiegende Mehrheit davon wurde vom Betriebsrat der Allianz Re angestrengt.“ Das Verhältnis zwischen Betriebsrat und Management sei kontrovers. Und weiter: „Ich kann Ihnen aber versichern, dass wir weiterhin nichts unversucht lassen, um im Interesse unserer Mitarbeitenden zu guten Lösungen zu gelangen.“
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Laut eines Berichts von „Focus Online“ herrscht bei der Allianz ein regelrechter Dauerkrieg zwischen der Konzernführung und einer Handvoll Arbeitnehmervertreter. Das Verhältnis zwischen den Betriebsräten der Allianz Reinsurance, dem Konzern-eigenen Rückversicherer, und dem Management sei völlig zerrüttet. Dies werde besonders an der rekordverdächtigen Zahl von 97 anhängigen Gerichtsverfahren deutlich, die derzeit an Arbeitsgerichten anhängig seien. Die dadurch entstandenen Prozesskosten hätten mittlerweile einen einstelligen Millionenbereich erreicht.
Auswirkungen auf Mitarbeiter und Management
Dem Bericht zufolge hat dieser anhaltende Konflikt massive Auswirkungen auf die Belegschaft. Die Interessen der Mitarbeiter lägen brach, da wichtige Entscheidungen von Gerichtsurteilen abhingen. Zudem würden einige Top-Manager und Betriebsräte beim Münchener Marktführer fast nichts anderes mehr tun, als vor Gericht Argumente auszutauschen.
Franziska Lorenz, Personalchefin beim Allianz-Rückversicherer, wird von „Focus Online“ mit den Worten zitiert: „Anders als in anderen Gesellschaften der Allianz Gruppe werden bei der Allianz Reinsurance zahlreiche Fragestellungen vor Einigungsstellen oder Gerichten diskutiert und es ist derzeit eine Vielzahl von gerichtlichen Verfahren anhängig. Die ganz überwiegende Mehrheit davon wurde vom Betriebsrat der Allianz Re angestrengt.“ Das Verhältnis zwischen Betriebsrat und Management sei kontrovers. Und weiter: „Ich kann Ihnen aber versichern, dass wir weiterhin nichts unversucht lassen, um im Interesse unserer Mitarbeitenden zu guten Lösungen zu gelangen.“
Allianz-Betriebsräte womöglich nicht auf einer Linie
Beate Höffken, Vorsitzende des Konzern-Betriebsrates, wollte sich „weder zu der Arbeit und Vorgehensweise des Betriebsrates der Allianz Re noch zu betriebsinternen Vorgängen“ äußern, heißt es in dem Online-Artikel. Zitiert wird sie mit einer Aussage, die wie nach einer Abgrenzung zum Betriebsrat der Tochtergesellschaft klingt: „Mein Betriebsrat und ich sind jederzeit zu konstruktiven Verhandlungen mit allen Beteiligten bereit, um die Interessen der Mitarbeitenden der Allianz SE Holding mit größtmöglichem Nutzen für alle zu vertreten“. Höffken war nach Darstellung des Berichts selbst Opfer eines Schmähvideos auf Youtube, das der Betriebsrat der Allianz Re angeblich produzieren ließ und nach einer entsprechenden gerichtlichen Anordnung habe löschen musste.
Der Betriebsrat der Allianz Re wollte sich selbst nicht äußern, so der Bericht. Ihr Vertreter Markus Adams, ein langjähriger Allianz-Mitarbeiter, sei zwar durch offene Briefe an den Vorstandsvorsitzenden Oliver Bäte und einer ungewöhnlichen Bewerbung für den Aufsichtsrat als Vertreter der Kapitalseite aufgefallen, verweigere aber den Dialog mit der Öffentlichkeit.
Alter Streitpunkt Home-Office
Ein zentraler Streitpunkt ist nicht neu und machte schon im April 2023 Schlagzeilen. Während die Allianz eine branchenweit wahrscheinlich als sehr großzügig zu bewertende Regelung eingeführt hat, nach der Mitarbeiter nicht mehr als vier Tage pro Monat im Büro sein müssen, strebte der Allianz-Re-Betriebsrat eine 100-Prozent-Home-Office-Lösung an. Der Betriebsrat störte sich daran, dass Führungskräfte zusätzliche Präsenztage anordnen können, wenn diese betrieblich notwendig sind. Dadurch sei es möglich, dass die Mitarbeiter auch wieder zu hundert Prozent ins Büro zitiert werden könnten. Laut eines Berichts der „Süddeutsche Zeitung“ sprach der Betriebsrat damals von einer drohenden „Willkür der Vorgesetzten.“
Der Konflikt betraf sogar Konzernchef Bäte direkt, da der Betriebsrat mit einer einstweiligen Verfügung vor dem Arbeitsgericht München gegen ihn vorging, um die Einführung der neuen Präsenz-Regelung zu verhindern, nachdem man sich in monatelangen Verhandlungen nicht habe einigen können. Erstinstanzlich wurde diese Verfügung jedoch abgelehnt, wobei die Richterin von „Nichtigkeiten“ sprach. Nach eingereichter Klage steht die Entscheidung in der Hauptsache jedoch noch aus, so der Bericht. Als Folge gelte derzeit die alte Allianz-Regelung, die drei Bürotage pro Woche vorsieht.
Re-Betriebsrat sieht sich heftigen Vorwürfen ausgesetzt
„Focus Online“ berichtet weiter, dass der Re-Betriebsrat auch mit offensichtlichen Fehlinformationen hantiert. So seien Medieninformationen zugespielt worden, wonach die Allianz möglicherweise Gehaltsnachforderungen von bis zu 500 Millionen Euro gegenüberstehen könnte. Diese Forderungen hätten sich am Ende jedoch als unhaltbar erwiesen. Allerdings bleibt völlig unklar, woher diese Informationen stammen.
Ein weiterer Streitpunkt sei im Juni 2024 aufgekommen, als der RE-Betriebsrat Flugblätter mit angeblich aus dem Zusammenhang gerissenen Zitaten von Allianz-Chef Bäte und Vorstandsmitglied Renate Wagner aus der Hauptversammlung zum Thema gendergerechte Bezahlung verteilt habe. Die Flugblätter sollten demnach den Eindruck erwecken, die Allianz würde Männer und Frauen für gleiche Arbeit unterschiedlich bezahlen. Die Allianz habe daraufhin deren Verteilung unterbunden. Zwei einstweilige Verfügungen des Betriebsrats dagegen seien gescheitert.
Viele Streitpunkte, keine Lösungen
Doch damit nicht genug. Nach Darstellung von „Focus Online“ ist die Liste der Dauerstreitpunkte weit länger. Ärger gebe es auch wegen des Status der Führungskräfte, die vom Betriebsrat nicht als solche anerkannt würden, sowie Vereinbarungen zur Eingliederung von Mitarbeitern nach längerer Krankheit. Auch individuelle Ansprüche der Betriebsräte spielten in den Gerichtsverfahren eine Rolle. Bei allem gelinge es bisher nicht, Lösungen zu finden.
Möglicher Machtkampf als Hintergrund des Konflikts
„Focus Online“ spekuliert, dass es bei dem Konflikt letztlich um Macht gehen könnte. Wiederholt habe es Überlegungen gegeben, die Obergesellschaft der Allianz und Allianz Re betrieblich zusammenzulegen. In der aktuellen Unternehmensstruktur sei dies aber nicht möglich. Eine Änderung könnte bedeuten, dass der Betriebsrat der Allianz Re seine Eigenständigkeit sowie Macht und Mitspracherecht verlieren würde.
Bei alldem scheint der streitbare Betriebsrat an Rückhalt zu verlieren. So sei eine kürzlich einberufene Betriebsversammlung der Allianz Reinsurance, für die Räumlichkeiten für 300 Personen in einem Münchener Großhotel angemietet wurden, von nur drei Mitarbeitern besucht worden. Eine schnelle Lösung des Konflikts ist dem Bericht zufolge indes nicht in Sicht. Der amtierende Betriebsrat ist noch bis zum Jahr 2026 im Amt.