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Altabt erklärt das Reichwerden „Die Gnade ist größer als die Sünde“

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Sie haben die Ethisierung von Anlagen für das Bankhaus Schelhammer & Schattera verantwortet – wie nachhaltig ist dieser Trend?

Henckel-Donnersmarck:
Ich glaube, dass wir auf Wunsch der Anleger mehr ethische Finanzprodukte anbieten müssen. Wer sein Erspartes anlegen will, möchte kein schlechtes Gewissen haben, und diese Sensibilität ist in unserer Gesellschaft im Steigen begriffen. Ich habe die Ethisierung durchgeführt für eine kleine österreichische Privatbank, die bis vor Kurzem noch der Gemeinschaft der Orden gehörte. Natürlich müssen wir definieren, wo unsere Qualitätskriterien liegen und wie mit diesen gegenüber dem Kunden argumentiert wird.

Was waren dabei schwierige Abgrenzungsfragen?

Henckel-Donnersmarck: Wir hatten zum Beispiel einen Hersteller von Kartonagen im Portfolio, dessen Produkt überwiegend für Zigarettenpackungen verwendet wird. Die Kartonage dient aber mit großen Warnhinweisen auch als Werbeträger gegen die Zigarette. Die Aktie blieb also im Portfolio. Anders bei Waffen: Wenn jemand findet, Waffen seien ethisch vertretbar, da sie auch Kriege verhindern können, dann sollte er auch in eine waffenproduzierende Firma investieren dürfen. In einem Fonds mit dem Label ethisch geht das jedoch nur, wenn die betroffenen Firmen eine Garantie abgeben können, dass ihre Waffen nicht in falsche Hände geraten. Das wird aber schwerfallen.

Sie haben Angehörige, die im Finanzdienstleistungsbereich arbeiten. Suchen sie bisweilen Ihren Rat?


Henckel-Donnersmarck: Einige Vettern, Neffen und Nichten zweiten Grades sind auf dem Wege, im Finanzdienstleistungsbereich Karriere zu machen, und befinden sich in einem Zermürbungskampf. Sie stellen mir Fragen ihres persönlichen Lebens, und ich muss ihnen dann sagen, dass das Problem nicht nur finanztheoretisch, sondern spirituell-menschlich begründet ist. Manchmal muss ich da auch sehr deutlich werden. Meine beiden Neffen sind Gott sei Dank nicht im Finanzdienstleistungsbereich tätig. (Anmerkung der Redaktion: Neffe Florian hat als Regisseur 2007 für „Das Leben der Anderen“ einen Oscar gewonnen.)

Was ist Ihr größter persönlicher Erfolg?

Henckel-Donnersmarck: Im Jahr 2007 hat mich Papst Benedikt in Heiligenkreuz auf meine Einladung hin besucht – das war das größte Ereignis in meinem Leben. Meine Lebenswette ist aufgegangen.

Gregor Ulrich Henckel-Donnersmarck war von 1999 bis 2011 Abt des Zisterzienserstifts Heiligenkreuz. Er stammt aus der gräflichen Linie der schlesischen Familie Henckel von Donnersmarck und studierte Ökonomie an der Hochschule für Welthandel in Wien. Als Diplomkaufmann arbeitete Henckel-Donnersmarck bis 1977 in der Logistikbranche, bevor er ins Kloster eintrat und den Ordensnamen Gregor annahm. Nach Studien an der Philosophisch-Theologischen Hochschule Heiligenkreuz wurde er Magister der Theologie. 1982 erhielt er die Priesterweihe. 2011 gab er altersbedingt das Abtsamt auf. Er tritt auch als Redner und Autor in Erscheinung.

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