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ALH-Gruppe: „Vermittler spielen wichtige Rolle bei der bAV“

Die betriebliche Altersversorgung (bAV) gewinnt an Bedeutung, um die Altersvorsorge der Menschen hierzulande zu verbessern. Das erwarten zumindest Christoph Bohn und Jürgen Bierbaum. Der Vorstandschef der Alte Leipziger/Hallesche-Gruppe (ALH) und der stellvertretende Vorstandschef der Alte Leipziger Leben fordern aber auch die Politik auf, an den Stellschrauben zur Stärkung der betrieblichen Altersversorgung zu drehen.
Konkret müssten die Regeln zu den Sozialabgaben auf Betriebsrenten verbessert und das bAV-System vereinfacht werden – zum Beispiel durch digitale Plattformen für Arbeitgeber. Denn Ziel müsse es sein, eine volldigitale Verwaltung der Betriebsrenten einzuführen. Daneben müsse es mehr „positiven Druck“ auf die Unternehmen geben. Ein gutes Vorbild hierfür seien die USA mit Regeln zum Opting-out außerhalb von Tarifverträgen.
Versicherungsvermittler spielen wichtige Rolle
Eine weitere Stellschraube sei die umfassende Information der Arbeitgeber und ihrer Mitarbeiter. „Versicherungsvermittler werden hierbei eine wichtige Rolle spielen“, sagt Bierbaum. „Durch mehr Beratung und schlankere Prozesse ist der gordische Knoten lösbar“, so der Versicherungsmanager zu der noch geringen bAV-Verbreitung bei kleineren Firmen. „Man sollte es lieber einfach halten, dann ist es am Ende auch billiger.“
Für eine hohe Komplexität muss am Ende der Kunde bezahlen, erklärt Bierbaum weiter. Deshalb sei er auch kein Fan davon, die Riester-Förderung mit der bAV zu verquicken. „Dafür gibt es unserer Erfahrung nach nur eine geringe Nachfrage.“ Die aktuell infrage gestellte Riester-Rente sei zwar weiterhin wichtig, um Geringverdiener und Familien zu fördern. „Aber ich setze stärker auf die bAV, weil hier größere Kollektive versicherbar sind.“
Kritik an der Fokusgruppe private Altersvorsorge
Kritisch sieht Bierbaum auch bestimmte Reformvorschläge der Fokusgruppe private Altersvorsorge: „Echter Schutz vor Altersarmut benötigt ein Mindestmaß an Garantien im hinteren Teil der Ansparphase und ein Risikomanagement in der Kapitalanlage.“ Das Expertengremium schlägt hingegen ein förderfähiges Altersvorsorgedepot ohne Garantievorgaben vor, mit dem Sparer zum Beispiel langfristig in Fonds investieren können.
Die Fokusgruppe will deutschen Sparern damit nach eigenen Angaben „chancenreiche Anlagen mit höheren Renditen ermöglichen“. Doch bei einem reinen Auszahlplan drohe immer das „Risiko, im Rentenalter auf staatliche Hilfen angewiesen zu sein“, warnt Bierbaum. Er setzt bei einer staatlich geförderten Altersvorsorge daher eine lebenslange Mindestrente zwingend voraus, um die Existenz und den Lebensstandard im Alter zu sichern.
In der Praxis sei das mit einer Direktversicherung auch dann möglich, wenn der Arbeitgeber lediglich den Mindestzuschuss in Höhe von 15 Prozent beisteuert. Das zeigt er am Rechenbeispiel einer 30-Jährigen mit einem monatlichen Bruttogehalt von 3.000 Euro, die mit 67 Jahren in Rente geht. Sie ist gesetzlich krankenversichert und in Steuerklasse 1. Der bAV-Zuschuss entspricht den eingesparten Sozialversicherungsbeiträgen des Arbeitgebers.
Monatlicher Beitrag: | |
Eigenanteil | 100,00 € |
Arbeitgeber | 15,00 € |
Gesamt | 115,00 € |
Ersparnis in Ansparphase: | |
Steuern | 22,83 € |
Sozialversicherung | 21,00 € |
Nettoaufwand | 56,17 € |
Monatliche Rente*: | |
Garantierte Rente | 105,00 € |
Gesamtrente | 263,00 € |
Rentenfreibetrag | 196,75 € |
Die Musterkundin zahlt in dem Rechenbeispiel oben nur auf 66,25 Euro ihrer Betriebsrente der Alte Leipziger Steuern und Sozialabgaben. 147,25 Euro sind es hingegen in dem zweiten Beispiel unten, bei dem ihr Arbeitgeber diesmal die Hälfte des Beitrags zu der Direktversicherung übernimmt. Diese Ausgaben sind für ihn jedoch als Betriebsausgaben bei der Steuer abzugsfähig.
Monatlicher Beitrag: | |
Eigenanteil | 100,00 € |
Arbeitgeber | 50,00 € |
Gesamt | 150,00 € |
Ersparnis in Ansparphase: | |
Steuern | 22,83 € |
Sozialversicherung | 21,00 € |
Nettoaufwand | 56,17 € |
Monatliche Rente*: | |
Garantierte Rente | 137,00 € |
Gesamtrente | 344,00 € |
Rentenfreibetrag | 196,75 € |
Betriebliche Versorgung aus einer Hand
Der Arbeitnehmer habe als Empfänger der Betriebsrente somit einen echten Mehrwert, für den sein Arbeitgeber aber nur relativ wenig Geld ausgeben muss, betont Bohn ein wichtiges Verkaufsargument. Der Chef der ALH-Gruppe erklärt, dass viele Vertriebspartner des Konzerns aus den bAV-Produkten der Alte Leipziger und den betrieblichen Krankenversicherungen der Hallesche Benefit-Pakete für Unternehmenskunden schnüren.
Das Geschäft mit der betrieblichen Versorgung sieht Bohn aufgrund des aktuellen Fachkräftemangels gestärkt: Die Hälfte aller für die HDI Berufe-Studie 2023 befragten Mitarbeiter nannte die bAV als wichtigen Grund, bei ihrem aktuellen Unternehmen zu bleiben. Und jeder Vierte sagte, dass zusätzliche Leistungen wie eine bAV helfen könnten, um die Stimmung im Unternehmen zu verbessern und Mitarbeiter zu halten.