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Studie zur Gen X: So unrealistisch sind die Renditeerwartungen

Von „Reality Bites“ bis „Fight Club“: Die Generation X ist mit Filmen groß geworden, die von Orientierungslosigkeit und Zukunftsängsten erzählen. Wie eine aktuelle Studie des Vermögensverwalters Natixis Investment Managers zeigt, drohen vielen „Xern“ nun auch im wahren Leben unruhige Zeiten – zumindest wenn es um ihre Altersvorsorge geht.
Der Ruhestand mag vielen Angehörigen dieser demografischen Mittelschicht noch weit entfernt erscheinen. Doch für die älteren der „Gen X“ – dazu zählt die Generation, die zwischen 1965 und 1980 geboren wurde – ist die Rente schon in Sichtweite. Durchschnittlich wollen sie schon mit 60 Jahren die Arbeitswelt hinter sich lassen, so die Umfrage unter 8.550 Anlegern weltweit. Die Realität dürfte allerdings viele auf dem falschen Fuß erwischen.
Denn finanziell ausgesorgt haben dürfte dann kaum jemand. Zumal viele nur von einer 20-jährigen Rentenbezugszeit ausgehen. Beides könnte sich als fataler Trugschluss erweisen. Schon heute liegt das gesetzliche Renteneintrittsalter in vielen Ländern eher bei Mitte 60. Und dank steigender Lebenserwartung dürften die Ruhestandsjahre im Schnitt deutlich länger ausfallen als gedacht. Vielen Babyboomern drohen so empfindliche Versorgungslücken.
Lieber Kopf in den Sand als vorsorgen
Dennoch stecken laut Studie 50 Prozent von ihnen lieber den Kopf in den Sand, statt sich mit dem Thema Altersvorsorge auseinanderzusetzen. Auf die hohe Kante legen die Generation X-Vertreter zwar immerhin 17 Prozent ihres Einkommens. Trotzdem fürchten 48 Prozent, im Alter nicht genug Geld zu haben.

Aktuell macht den Sparern vor allem die hohe Inflation zu schaffen. 83 Prozent bezeichnen die Teuerung als massive Bedrohung für die Altersvorsorge, 69 Prozent sehen dadurch ihre Sparfähigkeit beeinträchtigt. Aber auch die anschwellende Staatsverschuldung bereitet der Generation X Kopfzerbrechen.
Ein Kernproblem der Generation X sind überzogene Renditeträume, befeuert durch erschreckende Wissenslücken. Stolze 13,1 Prozent Wertentwicklung über Inflation pro Jahr erwarten die Probanden im Schnitt von ihren Investments – und damit weit an der Realität vorbei. Zum Vergleich: Finanzberater halten lediglich 9 Prozent für realistisch. Woher kommen diese Fehleinschätzungen?
- Erfahrungen mit Bullenmärkten: Viele Gen Xer erlebten in ihren 40ern ein Jahrzehnt steigender Aktienkurse. „Diese Gewinne dürften die größte Herausforderung darstellen“, so die Studie.
- Fokus auf Aktien: In Zeiten niedriger Zinsen rückten Anleihen in den Hintergrund. 61 Prozent meinen, es sei spannender, in Aktien zu investieren. Nur 6 Prozent sehen die Gefahr, zu viel Bargeld zu halten.
- Bildungslücken und Beratungsmangel: Über die Funktionsweise von Anleihen herrscht laut Studie große Unklarheit. Auch haben bislang zu wenige Babyboomer eine professionelle Finanzplanung in Anspruch genommen.
Die Gen X braucht den Berater
Patrick Sobotta von Natixis IM sieht eine Ursache in mangelnder Finanzbildung. Eine Wertentwicklung von 13 Prozent pro Jahr sei „eine Hoffnung, die möglicherweise durch falsche Risikoeinschätzungen, falsche Vorstellungen über passive Investitionen und eine kritische Wissenslücke bei Anleihen geprägt wird.“ In konkreten Zahlen heißt das: „Nur 2 Prozent der Befragten in der Generation X wissen, dass höhere Zinssätze zu einem Kursrückgang bei den Anleihen, die sie heute besitzen, führen könnten.“
Überhaupt scheinen Anleihen für viele Privatanleger ein Buch mit sieben Siegeln zu sein. Die größten Fragezeichen herrschen bei den Themen:
- Funktionsweise verschiedener Anleihentypen (39 Prozent)
- Optimale Haltedauer (37 Prozent)
- Steuerliche Auswirkungen (35 Prozent)
- Notwendigkeit im Portfolio (32 Prozent)
Trotz der inzwischen wieder höheren Zinsen bevorzugt die Generation X bislang zu stark Bargeld. Damit lässt sich aber kaum eine reale Rendite erzielen. Weltweit haben Anleger Billionen auf Geldmarktkonten geparkt, allein in den USA über 6 Billionen US-Dollar.
Auch in Deutschland halten die privaten Haushalte laut Studie rund ein Drittel ihres Geldvermögens von 7,7 Billionen Euro in Bargeld und Sichteinlagen. "Cash ist jedoch kaum geeignet, das Inflationsrisiko zu mitigieren", mahnt Natixis-Experte Patrick Sobotta.
Angesichts dieses komplexen Bildes geben 56 Prozent der Generation X an, dass sie professionelle Beratung zu Themen benötigen, die vom Erreichen allgemeiner Finanzplanungsziele (48 Prozent) bis hin zu spezifischeren Plänen für das Alterseinkommen (44 Prozent) reichen.