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Altersvorsorge „Viele Sparer merken nicht, wenn sie mit ihren Vorsorgeprodukten rückwärtsfahren“

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Maschinist 2: Aufsicht

Die europäischen Versicherungsaufseher sorgen dafür, dass ab 2016 die Risiken der Versicherer mit mehr Eigenkapital unterlegt werden müssen. In der Kapitalanlage ist die Welt der Aufseher hier sehr simpel: Europäische Staatsanleihen gelten als risikofrei, erfordern also 0 Euro Eigenkapital.

Aktien gelten als hoch riskant und müssen mit sehr viel Eigenkapital unterlegt werden. Letzteres aber ist so knapp, dass sich viele Versicherer schlicht keine Aktieninvestments mehr leisten können und umso stärker auf mager verzinste Anleihen setzen müssen.

Fazit: Der Geschwindigkeitsregler wird immer stärker auf „volle Kraft zurück“ gedreht.

Immobilien

Ja, niedrige Zinsen können auch Spaß machen. Wer je den Wunsch hatte zu bauen, der tut es jetzt. Baugeld ist so billig wie noch nie und die Kreditbelastung auf dem Haus oder der Wohnung denkbar gering. So lässt sich jetzt möglicherweise endlich das eigene Traumhaus realisieren. Ob das Eigenheim allerdings als Geldanlage fürs Alter taugt, ist fraglich.

Fakt ist: Familien, die Einfamilienhäuser kaufen wollen, werden eher weniger in Deutschland. Ältere Menschen, die barrierefrei und mit guter Infrastruktur und Nahverkehrsanbindung wohnen wollen, dagegen mehr. Inwieweit Mietpreisbremsen und andere staatliche Interventionen Marktpreise beeinflussen, steht ebenfalls in den Sternen. Nachteil: Wer eine Immobilie kauft, bindet viel – oder sogar das gesamte – Kapital der Familie in einer einzigen Anlage, an einem Flecken auf der Welt. Wenn das gutgeht, kann der Ruhestand gerne etwas früher kommen. Läuft es schlecht, dann steht der Rentner von morgen gleich vor einem richtig großen Problem.

Die Alternative zum direkten Immobilienkauf: Offene Immobilienfonds. Mit relativ kleinem Einsatz können Anleger sich an unterschiedlichen Immobilien beteiligen und so Risiken geschickt streuen. Ausgewählte offene Immobilienfonds bieten attraktive Renditechancen oberhalb der Inflationsrate – bei vergleichsweise geringen Schwankungen.

Fazit: Die Richtung stimmt, wenngleich man hier dauerhaft keine sehr hohe Rendite jenseits der Inflation erwarten sollte.

Investmentfonds und Fondspolicen

Hier haben wir eine Anlageform, bei der die Richtung und die Geschwindigkeit der Rolltreppe zumindest bei den aktienlastigen Fonds stimmen. Ob ich mich wohler damit fühle, einen Fondssparplan zu eröffnen oder eine Fondspolice, die gleich noch biometrische Risiken wie den Todesfall oder Berufsunfähigkeit absichert, ist Geschmackssache. Hauptsache, das Produkt ist kostengünstig und eröffnet die Möglichkeit, aktienorientiert und breit gestreut zu sparen.

Leider haben aber gerade diese Formen der Geldanlage bei deutschen Anlegern nicht besonders hoch im Kurs gestanden. Stattdessen nahmen Anleger lieber die gefühlte Sicherheit von Sparbuch, Bausparvertrag, Lebensversicherung und Co. in Anspruch – getreu dem Motto: Lieber schleichend verarmt, aber gut gefühlt. Dabei haben es gute dividendenorientierte Aktienfonds auch in Krisenjahren geschafft, mehr als 3 Prozent Dividende auszuschütten, manchmal sogar mehr als 4 Prozent. Hinzu kamen eventuell noch Wertzuwächse der Aktien selbst.

Ja, diese Anlage schwankt. Schwankungen nach oben machen Spaß, Schwankungen nach unten eher nicht. Aber wenn man einen Zins von unter einem Prozent gegen eine Dividende von 3 Prozent eintauschen kann, ist das nicht hinreichend Schmerzensgeld, um auch mal das eine oder andere schlechte Jahr auszusitzen? Zumal es ja auch reichlich Möglichkeiten gibt, stresshemmende Fonds auszuwählen, die dem eigenen Geschmack entsprechen. Multi-Asset-Fonds, die neben Aktien auf weitere Anlageklassen setzen, haben bewiesen, dass sie Schwankungen auch in turbulenten Märkten reduzieren können und trotzdem noch eine ordentliche Rendite abwerfen.

Fazit: Langfristig stimmt die Richtung. Daher geht kein Weg an aktienlastigen Produkten vorbei.

Was heißt das für Vorsorgesparer? Was im Kindesalter noch Spaß bereitet, kann im Alter ungewünschte Folgen haben. Wer sich auf die falsche Rolltreppe begibt, hat das Nachsehen. Ein schöner Lebensabend mit Reisen, Kultur und Hobbys wird dann deutlich später beginnen oder eben weniger üppig beziehungsweise vollständig ausfallen.

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