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Altersvorsorge Wie Indexpolicen den Rendite-Turbo zünden

Turbo: Wie beim Auto können Versicherte bei manchen Indexpolicen mehr Gas geben. Doch damit steigt auch das Risiko.
Turbo: Wie beim Auto können Versicherte bei manchen Indexpolicen mehr Gas geben. Doch damit steigt auch das Risiko. | Foto: Pixabay

Immer schneller scheint sich die Produktwelt zu drehen, wenn man die Zeiträume vergleicht, in denen Innovationen mehr als 50 Millionen Kunden angezogen haben. Beim ersten Telefon dauerte das noch 50 Jahre. Das Handy brauchte dagegen nur zwölf. Und die Smartphone-App Pokémon Go wurde weltweit nach nur 19 Tagen bereits entsprechend millionenfach heruntergeladen.

„Schnelllebige Zeiten erfordern mehr Flexibilität“, sagt Oliver Horn vom Düsseldorfer Versicherungskonzern Ergo. Beispielsweise bezogen auf Jahressicht zuletzt mehr als 11 Millionen Bundesbürger ein neues Zuhause. Die Umzugsquote hat sich binnen 25 Jahren auf nun 17 Prozent mehr als verdoppelt. „Es gibt hierzulande immer mehr Pendler, Teilzeitbeschäftigte oder erwerbstätige Frauen“, benennt der Bereichsleiter Produktsteuerung Leben gesamtgesellschaftliche Trends, die auch für Deutschlands Versicherungswirtschaft bedeutender werden.

Aktien nach Trendfolgeansatz ausgewählt 

„Flexibilität ist bei uns Standard“, verweist der Ergo-Manager auf die hauseigene Indexpolice Rente Balance. Dieses Produkt vereine Merkmale einer klassischen Lebensversicherung mit denen einer indexgebundenen. Denn monatlich können die Kunden einer der beiden Spielarten den Vorzug geben. Wer sich gegen die klassische Überschussbeteiligung entscheidet, setzt auf die nach einem Trendfolgeansatz ausgewählten Aktien und Anleihen, Rohstoffe und Währungen im Munich Re World Wide Trend Index.

Als typische Kundin für diese Produktkategorie nennt der Ergo-Aktuar seine Ehefrau, die ebenso wie der 41-jährige Horn einst Mathematik studierte und sich heute ein Renditeplus per Aktieninvestment ausrechnet. Auf den Schutz vor Verlusten wolle sie dabei aber – wie Millionen anderer deutscher Vorsorgesparer auch – keinesfalls verzichten. Mit klassischen Indexpolicen, die seit mehr als zehn Jahren am deutschen Markt vertreten sind, verliert der Kunde höchstens die bislang erzielten Überschüsse.

Stuttgarter Pionier der Erhöhungsoption 

Ein leichtes Minus beim Vertragsguthaben müssen hingegen Kunden indexgebundener Rentenversicherungen riskieren, die nicht nur ihre anteiligen Überschüsse gegen ein Börseninvestment eintauschen. Bei diesen Indexpolicen mit Erhöhungsoption werden zusätzlich auch Anteile des Vertragsguthabens in Aktien und Co. angelegt. Mit der höheren Beteiligungsquote steigen zwar die Renditechancen. Doch in Verlustphasen an der Börse kann das Vertragsguthaben gegenüber dem Vorjahr auch mal sinken.

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Als Pionier dieser Erhöhungsoption gilt die Stuttgarter Lebensversicherung. Bei deren Produkt Index-Safe können Kunden bereits seit 2016 den sogenannten Index-Turbo starten. Das heißt, sie verzichten auf die sichere Verzinsung von derzeit 2,06 Prozent und setzen auf den Stuttgarter M-A-X Multi-Asset-Index, der neben Aktien und Anleihen vor allem Immobilien enthält. Und ab sofort ist es möglich, die Renditechancen mit dem Zuschalten des sogenannten Index-Turbo Plus um zusätzliche 50 Prozentpunkte zu erhöhen (siehe Produkttabelle unten).

                                  Quelle: IVFP, Stand: Februar 2019

Eine ähnliche „Chancenturbo“-Option bietet die Allianz für ihre Police Indexselect Plus, den Testsieger bei der Rating-Agentur Morgen & Morgen im Vorjahr. Nahezu zeitgleich erntete das Angebot aber auch harsche Kritik der Verbraucherzentrale Hamburg, die einen „Etikettenschwindel“ monierte. Denn die im Internet beworbene „Beteiligung an der Wertentwicklung des Eurostoxx 50“ sei irreführend, da nicht direkt in die Einzelwerte des Euroland-Aktienindex investiert wird. Ein Urteil gegen die Allianz wurde jetzt im Berufungsverfahren aufgehoben.

Indexpartizipation mit Derivaten umgesetzt 

Umgesetzt wird die Indexpartizipation mit Derivaten. Diese Funktionsweise der Policen ändert sich bei der Wahl einer Erhöhungsoption zwar nicht grundsätzlich, erklärt Michael Hauer, Geschäftsführer des Instituts für Vorsorge und Finanzplanung (IVFP). „Um jedoch eine höhere Beteiligungsquote darstellen zu können, werden neben der Überschussbeteiligung zusätzliche Kapitalmittel benötigt, die dem Vertragsguthaben entnommen werden.“

Und die zusätzlichen Kosten verringern das angesparte Guthaben. „So verlieren Kunden in Jahren, in denen die Rendite aufgrund einer negativen Index-Performance auf null gesetzt wird, neben den Überschüssen auch die Kosten für die Erhöhungsoption.“ Aber auch bei einer Null-Performance fällt die Rendite ohne Index-Turbo mitunter höher aus als mit ihr: Beträgt das Guthaben beispielsweise 10.000 Euro und der Preis für die Erhöhungsoption wie beim Pionierprodukt Index-Safe der Stuttgarter 1,5 Prozent, geht es ans Eingemachte, und das Vertragsguthaben sinkt auf 9.850 Euro. 

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