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Amundi-Anlagestratege Das erwartet Anleger an der Börse

Wall Street in New York: Aktuell spielt Inflation an den Märkten keine Rolle.
Wall Street in New York: Aktuell spielt Inflation an den Märkten keine Rolle. | Foto: imago images / Travel-Stock-Image

Vor der Ausbreitung des Corona-Virus hatten wir es schon lange mit der viralen Verbreitung von Nachrichten, Vorstellungen und Erwartungen – also Narrativen – an den Finanzmärkten und auch in der Realwirtschaft zu tun. In den Worten des Ökonomen und Nobelpreisträgers Robert Shiller sind es Geschichten und Bilder, die rund um neue wirtschaftliche Ereignisse entstehen und die einen großen Einfluss auf die Finanzmärkte haben können.

Allerdings werden neue Geschichten oft von Erinnerungen an Vergangenes gesteuert. Auch die Corona-Krise hat eine Reihe von Bildern aus früheren Zeiten zu Pandemien, Kriegen und Finanzkrisen wiederauferstehen lassen. Regierungen und Zentralbanken sahen sich dadurch veranlasst, schneller und entschlossener zu handeln als je zuvor. Das Thema des neuen Leitbildes lautet folglich: Nach Corona.

Die Finanzmärkte haben dieses Narrativ übernommen und preisen das günstigste Szenario, nämlich die Renaissance der Wirtschaft nach Corona, ein. Aber um die Erholung der Konjunktur zu stabilisieren, werden noch weitere fiskal- und geldpolitische Maßnahmen notwendig sein. Denn die Auswirkungen der Pandemie auf die Realwirtschaft und die Gesellschaft sind tiefgreifend: Die Gesamtverschuldung schießt in Rekordhöhen, und für einige Branchen ist eine Rückkehr auf Vorkrisenniveau sehr unwahrscheinlich. Die Ungleichheiten in der Gesellschaft und zwischen den Generationen nehmen zu. Sie sind der Feind, der bekämpft werden muss, um sozialen Aufruhr zu vermeiden.

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Die Politik fungiert dabei als Klammer für Narrative, die in der Bevölkerung verbreitet sind und durch die sozialen Medien verstärkt werden, und solche, die aus den politischen Institutionen kommen. An den Finanzmärkten werden Narrative, die im Zuge wichtiger politischer Ereignisse entstehen – insbesondere der US-Präsidentschaftswahlen und der Debatte um die Mittelverwendung im EU-Wiederaufbaufonds – die Richtung vorgeben.

Starke Narrative können einen Marktkonsens forcieren, der dann das Handeln der Marktteilnehmer auf breiter Front bestimmt. Wenn es dadurch vermehrt zu sogenannten sogenannten Crowded Trades kommt – also Investments, auf die sich viele Anleger gleichzeitig konzentrieren –, kann eine konträre Sichtweise sehr gefährlich für das Portfolio sein.

So wurden die Märkte in der Zeit vor Covid-19 durch das Stimulus-Narrativ getrieben, zuerst durch die Zentralbanken, dann durch die Finanzpolitik von US-Präsident Donald Trump. Dieses Bild hält sich weiter: Konjunkturanreize, gepaart mit Nullzinsen und Inflation, die im Zuge der Pandemie scheinbar dauerhaft in Vergessenheit geraten sind. Aber Anleger sollten beachten, dass sich die dominierenden Geschichten schnell ändern können.

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