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Amundi Asset Management Italiens Wahlentscheid und die Folgen für Anleger

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Wie schätzen Sie die wirtschaftliche Lage Italiens insgesamt ein? Welche Rolle spielt die politische Situation für die Wirtschaft?

Kruse: 2017 konnte Italien überraschend stark wachsen. Dafür gab es drei Gründe: Erstens wurde das Land wettbewerbsfähiger, was die Exporte ankurbelte und das Leistungsbilanzsaldo verbesserte. Zweitens stiegen die Investitionen in Maschinen und Anlagen wegen der besseren Konjunkturprognosen im Inland und der Nachfrage aus dem Ausland. Drittens konnten sich vor allem kleine und mittlere Unternehmen leichter finanzieren.

Zum Beginn des neuen Jahres trübten sich Stimmungsbarometer und harte Wirtschaftsindikatoren deutlich ein, in Italien genau wie in der gesamten Eurozone. Dafür kann es mehrere Gründe geben, zum Beispiel das Wetter, den starken Euro oder drohenden Protektionismus. Allerdings hat das Wachstum in der Eurozone und in Italien seinen Höhepunkt erreicht und dürfte in diesem und im nächsten Jahr abnehmen, dabei jedoch oberhalb des Potenzialwachstums liegen. Diese Analyse deckt sich mit unserem globalen Szenario.

Aktuell ist die Wirtschaft jedoch besonders anfällig für schwindendes Vertrauen und schlechte Stimmung. Der bisherige Vertrauensverlust und das schwächere Wachstum liegen noch immer im Rahmen unseres Szenarios und beunruhigen uns nicht, anhaltende politische Unsicherheit könnte sich jedoch auf wichtige Wachstumsmotoren wie Investitionsentscheidungen und Konsumausgaben auswirken und damit auch unseren insgesamt positiven Ausblick belasten. Deshalb muss die neue Regierung unbedingt den Haushalt für das kommende Jahr verabschieden und einen automatischen Anstieg der Mehrwertsteuer im Januar 2019 verhindern.

Wie schätzen Sie die Ertragsaussichten italienischer Unternehmen in diesem Umfeld ein? Wo sehen Sie Chancen, worauf kommt es in Zukunft besonders an?

Kruse: Seit letztem Jahr konnten italienische Unternehmen ihre Gewinne deutlich steigern. Bei genauer Betrachtung fällt auf, dass die Erholung vor allem auf den Bankensektor zurückgeht, der mehrere Jahre schmerzhafter Bereinigungen hinter sich hat. Auch der Energiesektor konnte sich dank steigender Ölpreise erholen. Finanz- und Energietitel dominieren den italienischen Aktienmarkt nach Marktkapitalisierung, bei der Anzahl der Notierungen überwiegen jedoch mittlere Industrieunternehmen mit hoher Exportkapazität.

In diesem Jahr erwartet der Markt ein Gewinnwachstum (EPS) von 20 Prozent, im kommenden Jahr fast 10 Prozent. Wegen der Sektorzusammensetzung kommt es einerseits entscheidend auf die Erholung der italienischen Wirtschaft an (gut für Finanztitel), für den industriellen Mittelstand spielt andererseits vor allem das Wachstum der Weltwirtschaft eine wichtige Rolle. In diesem Segment konzentrieren wir uns auf bestimmte Unternehmen mit idiosynkratischem Profil (Luxusmode). Systemische Risiken in Italien sollten hier weniger ins Gewicht fallen.

Wie schätzen Sie das Länderrisiko für Anleger am italienischen Rentenmarkt ein?

Kruse: Im Vergleich zu anderen Peripherieländern sind italienische Staatsanleihen dem Markt seit Jahresbeginn hinterhergelaufen. Grund dafür sind die schwächeren Fundamentaldaten, die langsame Umsetzung der Strukturreformen und Aufschläge für politische Risiken. Eine fundamentale Veränderung können wir in unserem Ausblick kaum erkennen, zumal sich auch die Haushaltslage weiter verschlechtern könnte. Deshalb ist es unwahrscheinlich, dass eine populistische Lega/M5S-Regierung die Schuldenquote des Landes reduziert.

Halten Sie die Risikoaufschläge in Anbetracht der politischen Risiken für angemessen? Welche Strategien empfehlen Sie für Rentenanleger?

Kruse: Die politischen Risiken durch eine populistische Regierung dürften mit den aktuellen Spreads bereits eingepreist sein, kurzfristig sind dennoch Kursausschläge denkbar. An dem höheren Risikoaufschlag wird sich vor diesem Hintergrund jedoch wohl kaum etwas ändern. Zu einem gewissen Grad sind die Marktteilnehmer tatsächlich etwas selbstgefällig, allerdings haben sie in dieser Situation auch kaum Möglichkeiten. Eine weitere Ausweitung der Spreads dürfte der Markt als Chance werten. In diesem Fall rechnen wir mit Kapitalzuflüssen. Im Zusammenspiel mit Unternehmensanleihen sehen wir Peripheriemärkte weiterhin als wertvolle taktische Quelle für Carry-Erträge. Irgendwann wird die EZB ihre Wertpapierkäufe zurückfahren. Dann wird es am Markt zweifellos zu Volatilitätsausschlägen kommen. Wir bekräftigen noch einmal, dass sich diese nur durch flexibles Portfoliomanagement nutzen lassen.

Soweit nicht anders angegeben, beruhen die hier enthaltenen Ansichten auf Recherchen, Berechnungen und Informationen von Amundi Asset Management. Diese Ansichten können sich jederzeit ändern, abhängig von wirtschaftlichen und anderen Rahmenbedingungen. Es gibt keine Gewähr, dass sich Länder, Märkte oder Branchen wie erwartet entwickeln werden. Dieses Dokument ist kein Verkaufsprospekt und stellt kein Angebot zum Kauf oder Verkauf von Anteilen in Ländern dar, in denen ein solches Angebot nicht rechtmäßig wäre. Außerdem stellt dieses Dokument kein solches Angebot an Personen dar, an die es nach der jeweils anwendbaren Gesetzgebung nicht abgegeben werden darf. Amundi Deutschland GmbH ist ein Unternehmen der Amundi Gruppe.

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