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Die Allianz hat die Gespräche über einen möglichen Zusammenschluss ihrer Fondstochter Allianz Global Investors (AGI) mit dem französischen Asset Manager Amundi vorerst unterbrochen. Wie die "Financial Times“ unter Berufung auf informierte Kreise berichtet, wurden die Verhandlungen am Samstagmorgen ausgesetzt. In Finanzkreisen wird von einer „taktischen Pause“ gesprochen. Ähnliches berichtet das „Handelsblatt“.
Die seit etwa einem Jahr laufenden Gespräche zwischen der Allianz und Amundis Mehrheitseigner Crédit Agricole sind damit zwar nicht gescheitert, ein schneller Durchbruch ist jedoch nicht in Sicht. Kernpunkt der Unstimmigkeiten sei den Medienberichten die künftige Machtkonstellation in dem fusionierten Unternehmen – ein klassischer Stolperstein bei Übernahmeverhandlungen dieser Größenordnung.
Ein Zusammenschluss würde einen europäischen Vermögensverwalter mit einem verwalteten Vermögen von knapp 2,8 Billionen Euro schaffen – ein Schritt, der die Position europäischer Asset Manager im globalen Wettbewerb deutlich stärken könnte.
Eine Frage der Mehrheitsverhältnisse
Amundi verwaltet mit 2,2 Billionen Euro ein deutlich größeres Vermögen als AGI mit 560 Milliarden Euro. Dennoch strebt die Allianz Insidern zufolge eine gleichberechtigte Rolle in der neuen Einheit an. Der „Financial Times“ zufolge existiert ein Vorschlag, nach dem die Crédit Agricole über 50 Prozent an dem fusionierten Vermögensverwalter halten könnte, während die Allianz etwa 30 Prozent erhielte und der Rest in Streubesitz käme.
Allianz-Chef Oliver Bäte hat wiederholt betont, dass er für den Konzern weiteres Wachstum anstrebt – sowohl im Versicherungsgeschäft als auch in der Vermögensverwaltung. AGI erfüllt derzeit nicht den konzernweiten Anspruch, in allen Geschäftsbereichen zu den Marktführern zu gehören.
Parallel zu den Amundi-Gesprächen sondiert die Allianz auch andere Optionen. So gab es bereits Gespräche mit der Deutschen Bank über ein mögliches Zusammengehen von AGI und deren Vermögensverwaltungstochter DWS, die ein verwaltetes Vermögen von 963 Milliarden Euro aufweist.
Branchenweiter Konsolidierungsdruck
Die Verhandlungen zwischen Amundi und Allianz Global Investors spiegeln einen branchenweiten Trend wider. Steigende Kosten und der Druck auf die Gebühren zwingen Vermögensverwalter zu Größenvorteilen durch Zusammenschlüsse. Viele europäische Anbieter, oft noch im Besitz von Banken oder Versicherungen, verfügen nicht über die nötige Größe, um mit expandierenden US-Fondshäusern und alternativen Investmentfirmen zu konkurrieren.
Dies zeigt sich auch an anderen aktuellen Entwicklungen: Die BNP Paribas gab Anfang des Jahres Pläne zur Übernahme der Vermögensverwaltungssparte von Axa bekannt, während der italienische Versicherer Generali einen Zusammenschluss mit Natixis Investment Managers erwägt.
Sowohl die Allianz als auch Amundi haben sich zu den aktuellen Entwicklungen bisher nicht öffentlich geäußert. Finanzkreise betonen jedoch, dass beide Häuser weiterhin großes Interesse an einer Zusammenarbeit zeigen. Die Unterbrechung der Gespräche könnte somit tatsächlich nur eine taktische Pause auf dem Weg zu einer späteren Einigung sein.