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Amundi zu Aktienmärkten Risikoscheu trotz guter Konjunktur

Von Aktualisiert am Lesedauer: 3 Minuten
Thomas Kruse, Investmentchef von Amundi Deutschland

Europäische Unternehmen mit solidem Gewinnwachstum

Zum ersten Mal innerhalb der Zeitspanne von 10 Jahren erweisen sich Value-Aktien in einer Marktkorrektur als stark. Die Bilanzsaison ist von weiterem Gewinnwachstum der Unternehmen geprägt, doch der Markt kennt keine Gnade: Unternehmen, die ihre Gewinnerwartungen verfehlen, werden abgestraft. Diejenigen Unternehmen hingegen, die ihre Gewinnerwartungen übertreffen, können mit Blick auf die Aktienkurse kaum profitieren. Insgesamt beeinflussen erhöhte Produktionskosten, der Handelsstreit und Herausforderungen auf der Währungsseite die Gewinne der im Stoxx600 gelisteten Unternehmen maßgeblich. Diesen drei Faktoren kommt deshalb bei der Titelauswahl große Bedeutung zu. Wir bevorzugen Unternehmen, deren Bewertungen im Vergleich zu den fundamentalen Kennzahlen übertrieben stark abgerutscht sind.

Gute Konjunkturentwicklung in den USA dürfte anhalten

Der US-Aktienmarkt korrigierte im Oktober 2018, auch hier wendeten sich Anleger von Aktien ab, die von Wachstum und Momentum getragen wurden. Auf kurzfristige Sicht sollten Anleger infolge der leichten Abschwächung der US-Industrieproduktion mit weiteren Preiskorrekturen rechnen.

Dennoch dürfte der generell positive Trend anhalten. Der Blick in die Geschichte der Aktienmärkte zeigt: In der Vergangenheit wurden Bärenmärkte stets von Rezessionen ausgelöst (vom Jahr 1987 abgesehen). Entsprechende Indikatoren zeigen sich in der jetzigen Marktphase jedoch noch nicht. Im Gegenteil: Die Bilanzsaison präsentierte sich im dritten Quartal 2018 sehr stark. Bereits 90 Prozent der im S&P 500 gelisteten Unternehmen haben ihre Berichte zum dritten Quartal vorgelegt: Das EPS-Wachstum verbesserte sich durchschnittlich um 27 Prozent und das Ertragswachstum legte um 12 Prozent zu. Die deutlich verbesserten Ergebnisse je Aktie hingen dabei nicht nur mit der Wirkung der US-Steuerreform zusammen, sondern generell haben sich in den ersten drei Quartalen 2018 die US-Vorsteuergewinne um 14 Prozent im Vorjahresvergleich erhöht.

Im kommenden Jahr erwarten wir eine Normalisierung der Unternehmensgewinne. Zugleich dürften die Marktteilnehmer ganz genau prüfen, wie es um die Nachhaltigkeit dieser Ergebnisse bestellt sein wird. Alles in allem dürften die Margen unter Druck geraten: Zölle, höhere Zinsen, eine abflachende Zinskurve und höhere Erzeugerpreise, die nicht zuletzt von Lohnsteigerungen getrieben werden, fordern ihren Tribut. Mit Interesse werden Marktteilnehmer beobachten, wie sich in den USA die Infrastrukturausgaben entwickeln und wie die Regulierung in der Medizin- und Pharmabranche vorankommt.

In einem von Herausforderungen geprägten Umfeld kommt der gezielten Titelauswahl entscheidende Bedeutung zu. Wir suchen bevorzugt nach Chancen in den Sektoren Investitionsgüter, Bauen und Wohnen, Finanzen und Telekommunikation.

Schwellenländer: Brasilien und Mexiko besonders interessant

Die Anlegerstimmung bleibt weiterhin uneindeutig. Schwerwiegende Ungleichgewichte auf der Makroseite können wir nicht erkennen. Belastet wird die Anlageklasse von gedämpftem  Wirtschaftswachstum und entsprechend niedrigeren Unternehmensgewinnen. Nicht zuletzt drückt die Eintrübung der konjunkturellen Entwicklung in China auf die Kaufbereitschaft von Schwellenländer-Anlegern. Die Bewertungen in den einzelnen Märkten erscheinen uns jedoch günstig. Wann die Markteilnehmer mit Blick auf die Schwellenländer den Schalter in Richtung Zukäufe umlegen, ist noch nicht absehbar.

Sollte es allerdings zu einer Erleichterungsrally am Gesamtmarkt kommen, wird auch in den Schwellenmärkten ein Rebound einsetzen. Für eine länger anhaltende, strukturelle Konsolidierung der aufstrebenden Märkte müssten sich jedoch der US-Dollar stabilisieren, die Handelskonflikte  beruhigen und China eine harte Landung nach dem Höhenflug der vergangenen Jahrzehnte vermeiden. Anleger sollten außerdem die sich aus den US-Zwischenwahlen im Herbst 2018 ergebende US-Politik im Blick behalten. Von Interesse ist nicht zuletzt auch die Entwicklung bei den Ölpreisen, die durch Marktungleichgewichte unter Druck sind.

Wir halten uns bereit für stärkere Investments in Brasilien und Mexiko, beobachten aber genau, ob die Politik es schafft, die nötigen Reformen in Brasilien und eine marktfreundliche Politik in Mexiko voranzubringen. Auch in Russland sehen wir Chancen.

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