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Amundi zum Handelskonflikt „Handelsstreit-Eskalation noch nicht vollständig eingepreist“

Wir erwarten, dass Unsicherheiten vorerst weiter bestehen bleiben, die Gespräche zwischen den USA und China gleichwohl nicht scheitern werden. Die Verhandlungen sind weit gediehen, jetzt aber beginnt der wahrscheinlich schwierigste Teil – die Lösung der verbleibenden kritischen Punkte, bei denen ein Aufeinander zugehen besonders schwerfällt.

Allerdings besteht angesichts der neuen Zollerhöhungen und der angekündigten chinesischen Vergeltungsmaßnahmen und der unnachgiebigen Haltung beider Seiten derzeit wenig Hoffnung auf eine baldige Einigung. Während China nach wie vor sehr daran interessiert ist, einen Deal zu erzielen, sieht es inzwischen danach aus, dass die USA wahrscheinlich bestimmte Zugeständnisse machen müssen. Positiv ist zu werten, dass beide Seiten konkrete Anstrengungen unternommen und um Details und Formulierungen gerungen haben.

Verbliebene Streitpunkte sind am schwierigsten zu lösen

Mit anderen Worten: Wir sind Zeuge der wahrscheinlichen Endphase der Verhandlungen; aber jetzt kommt wohl der schwierigste Teil, weil die verbleibenden Fragen vor schwierige Entscheidungen stellen. China agiert mit Zurückhaltung – obwohl es Vergeltungsmaßnahmen versprochen hat, sollen diese Maßnahmen mit Verzögerung eintreten, was weitere ernsthafte Eskalationen zu vermeiden und Raum für weitere Verhandlungen zu lassen scheint. Darüber hinaus erklärte Trumps Wirtschaftsberater Larry Kudlow, dass US-Vertreter für die nächste Gesprächsrunde nach Peking eingeladen worden sind (obwohl es noch keinen detaillierten Plan gibt). Kudlow betonte auch die Aussicht, dass es beim G-20-Gipfel am 28. Juni im japanischen Osaka zu einem persönlichen Treffen der Staatschefs Trump und Jinping kommt. Das sind verheißungsvolle Signale. Auf der anderen Seite besteht jedoch das Risiko, dass die USA in ihrer Haltung festbleiben und China nicht bereit ist, weitere Zugeständnisse zu machen. In einem solchen Fall würde nicht zuletzt die Weltwirtschaft unter Druck kommen.

Höhere Zölle schaden allen, sowohl chinesischen Exporteuren als auch den US-Verbrauchern. Die Auswirkungen für das globale Wachstum und den Welthandel sollten jedoch moderat bleiben. Zugleich erwarten wir weder in China noch in den USA ein rezessives Szenario. Chinas Regierung ist auf der einen Seite willens, externe Schocks auszugleichen. Auf der anderen Seite ist die Haltung der Federal Reserve entgegenkommender als im Vorjahr. Die Länder, die im Hinblick auf die Produktionskette eng mit China verquickt sind, werden am meisten leiden, während die Exportländer, die mit China konkurrieren, von der Erhöhung ihres Exportanteils in die USA und von der Produktionsverlagerung bestimmter Produktionssektoren profitieren können.

China-Konjunktur dürfte im zweiten Quartal schwächeln

Übereinstimmung herrscht bei den Analysten darin, dass die Wirtschaft in China im zweiten Quartal dieses Jahres ihren Tiefpunkt erreichen wird. Wir gehen davon aus, dass diese Phase etwas länger dauern könnte als erwartet. Unserer Meinung nach dürften jedoch einige Sektoren des A-Aktienmarkts eine stabile Wertentwicklung bieten, weil die Inlandsnachfrage gut als Puffer gegen die durch die Zölle verursachten Schäden wirken wird und wir weiterhin starke Investitionen der Zentralregierung erwarten. Chancenreich sehen wir nicht-zyklische Konsumgüter und Technologieunternehmen.

Im asiatischen Raum werden erhöhte Zölle unweigerlich erhebliche Auswirkungen haben: Die Region ist sowohl mit dem Welthandel als auch mit China eng verbunden. Die am stärksten von den Zöllen betroffenen Länder dürften Korea, Hongkong und Taiwan sein, während Indien unter den Ländern der Region am wenigsten betroffen sein dürfte. Der ganze Komplex der Automobilindustrie dürfte die Branche mit der schwächsten Position sein.

Fazit: Wir nehmen eine vorsichtige Haltung ein

Insgesamt ist die Globalisierung in den vergangenen 25 Jahren den meisten asiatischen Ländern zugutegekommen – jetzt werden sie unweigerlich mit Einschränkungen dieses Trends konfrontiert.

In unserem Basisszenario, demzufolge die USA und China schließlich eine Einigung erzielen werden, erholt sich die Weltwirtschaft in der zweiten Jahreshälfte, während die Zentralbankenpolitik unterstützend bleibt. Wir nutzen die Marktvolatilität, um attraktive Einstiegspunkte in denjenigen Märkten zu finden, die mit überzeugenden Bewertungen aufwarten. Dennoch bleiben die Herausforderungen auf breiter Front bestehen. Daher nehmen wir derzeit eine vorsichtige Haltung ein. Insbesondere sind wir der Ansicht, dass eine mögliche Eskalation des Handelsstreits an den Märkten noch nicht vollständig eingepreist ist und infolgedessen die kurzfristige Stimmung beeinträchtigen und einen massiven Verkauf von eher risikobehafteten Anlagen wie Aktien auslösen könnte. Dies ist jedoch im Moment nicht unser Basisszenario.

Soweit nicht anders angegeben, beruhen die hier enthaltenen Ansichten auf Recherchen, Berechnungen und Informationen von Amundi Asset Management und haben den Stand 22.05.2019. Diese Ansichten können sich jederzeit ändern, abhängig von wirtschaftlichen und anderen Rahmenbedingungen. Es gibt keine Gewähr, dass sich Länder, Märkte oder Branchen wie erwartet entwickeln werden. Diese Veröffentlichung ist kein Verkaufsprospekt und stellt kein Angebot zum Kauf oder Verkauf von Anteilen in Ländern dar, in denen ein solches Angebot nicht rechtmäßig wäre. Außerdem stellt diese Veröffentlichung kein solches Angebot an Personen dar, an die es nach der jeweils anwendbaren Gesetzgebung nicht abgegeben werden darf. Amundi Deutschland GmbH ist ein Unternehmen der Amundi Gruppe.

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