Volkswirt Ulrich Kater
Die große Trump-Frühjahrs-Müdigkeit an den Kapitalmärkten

Volkswirt Ulrich Kater
Der Marktstart im Jahr 2025 stand vordergründig immer noch vollständig im Zeichen des Machtwechsels in den USA. In altgewohnter Manier sendete der designierte Präsident Trump Botschaften in den Medien-Orbit, die an den Märkten kurzzeitige Bewegungen auslösten.
So führte die Aussage, zunächst nur selektive Zölle erheben zu wollen, zu einer Rallye an den Aktienmärkten, das kurzzeitig darauf folgende Dementi kehrte die Kursbewegungen fast am gleichen Tag wieder um.
Groteske Äußerungen zu Eingliederung von Kanada oder Grönland in die USA wurden an den Kapitalmärkten gleich ganz ignoriert. Es macht sich bei Marktteilnehmern zunehmend Müdigkeit gegenüber diesem kaleidoskop-artigen Kommunikationsstil breit.
Märkte bewegen Aktien, Zinsen, Politik. Und Menschen. Deshalb präsentieren wir dir hier die bedeutendsten Analysen und Thesen von Top-Ökonomen - gebündelt und übersichtlich. Führende Volkswirte und Unternehmensstrategen gehen den wichtigen wirtschaftlichen Entwicklungen clever und zuweilen kontrovers auf den Grund.
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Der Marktstart im Jahr 2025 stand vordergründig immer noch vollständig im Zeichen des Machtwechsels in den USA. In altgewohnter Manier sendete der designierte Präsident Trump Botschaften in den Medien-Orbit, die an den Märkten kurzzeitige Bewegungen auslösten.
So führte die Aussage, zunächst nur selektive Zölle erheben zu wollen, zu einer Rallye an den Aktienmärkten, das kurzzeitig darauf folgende Dementi kehrte die Kursbewegungen fast am gleichen Tag wieder um.
Groteske Äußerungen zu Eingliederung von Kanada oder Grönland in die USA wurden an den Kapitalmärkten gleich ganz ignoriert. Es macht sich bei Marktteilnehmern zunehmend Müdigkeit gegenüber diesem kaleidoskop-artigen Kommunikationsstil breit.
Das bedeutet für Trump, dass seine Glaubwürdigkeit an den Kapitalmärkten leiden könnte.
Hinter diesem James-Bond-mäßigen Politikspektakel drohen die wahren Entwicklungen an den Märkten in den Schatten zu geraten. Das Megathema an den Kapitalmärkten zu Jahresbeginn sind weiterhin die Renditen im Anleihebereich, die nach den jüngsten Anstiegen weiter auf hohem Niveau verharren. Damit erteilen die Anleihemärkte allen Befürchtungen eines Rückfalls in die Nullzinszeiten eine deutliche Absage.
Neue Unsicherheiten über die Nachhaltigkeit der Inflationsberuhigung sind ein wesentlicher Faktor dieser Renditebewegungen. Die jüngsten Zahlen diesseits und jenseits des Atlantiks deuten zumindest auf eine Pause in Trend rückläufiger Inflationsraten hin.
Das gibt Befürchtungen Nahrung, dass das Inflationsgespenst der vergangenen drei Jahre eben auch in Zukunft weiter durch Volkswirtschaften und Kapitalmärkte spukt.
Noch haben die Notenbanken nicht reagiert: Die Europäische Zentralbank war bislang sowieso vorsichtig bei ihren Zinssenkungen und sieht noch keinen Anlass, diesen vorsichtigen Abwärtskurs weiter fortzusetzen. Die Fed hatte bereits Ende letzten Jahres ein Stoppschild gegen weitere schnelle Zinssenkungen aufgestellt.
Die Anleihemärkte achten nicht nur auf die kurzfristigen Entwicklungen bei Inflationsraten und Notenbankaussagen. Die Marktteilnehmer zusätzlich diskutieren darüber, wie hoch eigentlich die „natürlichen“ Zinssätze mittlerweile ausfallen.
Die Weltwirtschaft ist nach den Extrembelastungen durch Corona und die Russland-Energiekrise in einen neuen Normalbetrieb übergewechselt, in dem das Zinsniveau nicht mehr so niedrig ausfällt wie in den vergangenen Jahren.
Dazu kommt die Beobachtung, dass der Kapitalbedarf weltweit durch immer weiter steigenden Staatsverschuldung ansteigt. Gegenwärtig sorgt noch ein sehr hoher Anlagedruck in den Volkswirtschaften der Welt dafür, dass dieser Kapitalbedarf auch erfüllt wird. Das zeigt gerade auch der gegenwärtige Jahresstart wieder eindrücklich, wo auch großvolumige Neuemissionen ohne das leiste Störgeräusch platziert werden konnten.
Trotzdem bleibt es dabei, dass die Analysten und Marktteilnehmer sehr intensiv darüber nachdenken, welche Charakteristika diese neue Kapitalmarktphase der Nach-Corona-Zeit aufweist. Insbesondere die langfristigen Zinserwartungen sind für den Kapitalmarkt von zentraler Bedeutung. Ein neuer Konsens über dauerhaft höhere Zinssätze etwa hätte Auswirkungen auf alle Marktsegmente, von Aktien bis hin zu Bitcoins.
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