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DZ-Bank-Experte analysiert Bester Jahresstart für Bitcoin & Co. seit einem Jahrzehnt – ist der Krypto-Winter zu Ende?

Bitcoin-Schriftzug an einem Shop
Bitcoin-Schriftzug an einem Shop: Nach dem Absturz im vergangenen Jahr legte die Kryptowährung den besten Jahresstart seit zehn Jahren hin. | Foto: Imago Images / Eckhard Stengel

Das Jahr 2022 hat Marktteilnehmern in ausführlicher Art und Weise die Schattenseiten des Krypto-Sektors aufgezeigt. Kryptowährungen haben enorme Kursverluste hinnehmen müssen, und die Negativschlagzeilen rund um bedeutende Marktteilnehmer im Krypto-Segment rissen nicht ab. Nachdem der Bitcoin nun im Januar mit einem Plus von etwa 40 Prozent den besten Jahresstart seit einem Jahrzehnt hingelegt hat, stellen zahlreiche Beobachter die Frage, ob der sogenannte Krypto-Winter nun sein Ende gefunden hat und künftig wieder bessere Zeiten anbrechen werden.

Auf der Suche nach einer Antwort hilft möglicherweise ein Blick auf vorangegangene Krisen. Potenzielle Unterschiede bzw. Gemeinsamkeiten der Abschwünge hinsichtlich des Ausmaßes und der Dauer sowie der Ursachen könnten Hinweise für eine bessere Einschätzung des aktuellen Status quo geben. Daher werden in dieser Studie vergangene Kursabschwünge des Bitcoins analysiert und anhand der genannten Kriterien denkbare Muster erörtert.

Frostige Temperaturen am Krypto-Markt keine Seltenheit

Der Begriff Krypto-Winter bezeichnet Perioden, die von deutlichen Kursverlusten bei Bitcoin & Co. geprägt sind. In Anlehnung an eine Baisse im Bereich der Aktienmärkte wird der Zeitraum von einem mehrjährigen Kurshöhepunkt bis zu einem neuen mehrjährigen Tiefpunkt als Krypto-Winter definiert. Anhand dieser Definition befand sich der zugehörige Sektor mit Verlusten von bis zu etwa 75 Prozent gegenüber November 2021 einen Großteil des vergangenen Jahres in einer Kälteperiode.

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Es ist nicht das erste Mal, dass der Bitcoin in seiner noch recht jungen Geschichte einen derartigen Kurseinbruch wie den von Ende 2021 bis November 2022 erlebt hat. Vor allem zwei weitere Krisen stechen in diesem Kontext heraus. Der erste größere Abschwung ereignete sich von Dezember 2013 bis Januar 2015. Auf eine anschließende längere Phase geprägt von einer monatelangen Aufwärtsbewegung folgte eine weitere Krise von Dezember 2017 bis Dezember 2018. Diese Perioden verdeutlichen, dass Anleger – übergeordneter Bitcoin-Aufwärtstrend hin oder her – in der Vergangenheit starke Nerven sowie unter Umständen einen längerfristigen Anlagehorizont haben mussten, wenn sie sich für eine Investition in Kryptowährungen entschieden hatten.

Auffällige Parallelen vergangener Krypto-Winter

Hinsichtlich des Ausmaßes (Abschwung in Prozent) und der zeitlichen Dauer (Anzahl der Tage) lassen sich eindeutige Parallelen zwischen den drei Krisen erkennen. Bei den beiden ersten Krypto-Wintern war das Ausmaß mit -84  Prozent (2013-2015) bzw. -83 Prozent (2017-2018) beinahe identisch. Der jüngste Abschwung in den Jahren 2021 und 2022 kommt diesem Ausmaß mit etwa -77 Prozent bis auf wenige Prozentpunkte sehr nahe.

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Zumindest aus Sicht der Bitcoin-Befürworter legt der Blick auf die Vergangenheit folglich nahe, dass weitere deutliche Rücksetzer unter den Tiefpunkt Mitte November 2022 von etwa 15.500 US-Dollar als unwahrscheinlich anzusehen sind. Ähnliches gilt in Bezug auf die Dauer. Hier befindet sich der letzte Krypto-Winter mit einer Länge von 377 Tagen zwischen den beiden vorherigen Kälteperioden. Somit dauerten alle drei bisherigen Krisen in etwa ein Jahr mit einer Spanne von 363 bis 406 Tagen. Sollte der Tiefpunkt im November 2022 nicht der Boden dieses Abschwungs gewesen sein, würde dies – aufgrund der seither vergangenen drei Monate – einen signifikanten Unterschied zu den beiden früheren Wintern darstellen.

Nicht jeder Krypto-Crash ist gleich – vor allem mit Blick auf die Auslöser

Ungeachtet der Gemeinsamkeiten weisen die identifizierten Krypto-Winter zugleich nicht zu vernachlässigende Unterschiede auf. Dies gilt insbesondere in puncto Ursachen. Waren es bei den Krypto-Wintern ab 2013 und 2017 vor allem Hackerattacken und strengere Regulierungsmaßnahmen, die den Kursverfall auslösten, lasteten im vergangenen Jahr vorrangig hohe Inflationsraten, entschlossen auftretende Notenbanken sowie steigende Zinsen auf Bitcoin & Co. Hierbei handelt es sich um globale Vorgaben, die sich auf absehbare Zeit nicht grundsätzlich ändern sollten. „Hausgemachte“ Probleme in Form von Negativschlagzeilen rund um bedeutende Marktteilnehmer mit Bilanzskandalen und Insolvenzen beschleunigten den Abwärtstrend.

 

Mit Blick auf die Vergangenheit weist der kürzliche Krypto-Winter hinsichtlich des Ausmaßes sowie der zeitlichen Dauer starke Parallelen zu den beiden vorherigen Krisen auf. Dies kann von Bitcoin-Anhängern als Anzeichen für ein Ende der frostigen Temperaturen ohne weiteren Kurstiefpunkt gedeutet werden. Nichtsdestotrotz bleibt aufgrund der veränderten geldpolitischen Rahmenbedingungen eine nennenswerte Unsicherheit hinsichtlich der künftigen Kursentwicklung bestehen, und kurzfristige Gewinnmitnahmen sowie eine längerfristige Seitwärtsphase sind keineswegs auszuschließen. Voraussetzung für künftige Gewinne sollte zudem sein, dass die Negativschlagzeilen aus dem Krypto-Sektor auslaufen und verloren gegangenes Vertrauen dauerhaft zurückgewonnen wird.

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