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Analyse: Geschäftsmodell der PKV ist bedroht

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Was die PKV jetzt tun muss Die Antworten der privaten Krankenversicherer auf diese Herausforderungen müssen auf mehreren Ebenen erfolgen. Auf der Einnahmenseite können eine klare Tarifstruktur und ein organisiertes Wechselmanagement künftig dafür sorgen, dass jeder Versicherte die Police erhält, die seinem Risikoprofil entspricht. Das erfordert neben einer intelligenten Vertragsarchitektur auch eine umfassende Beratung. Derzeit ist die Mehrzahl der Tarifwechsler mit ihrem neuen Tarif unzufrieden, was vor allem auf eine schlechte Beratung zurückzuführen ist.

Im Vertrieb müssen die etablierten Neugeschäftsstrategien durch ein neues System ersetzt werden. Bessere Beratung sowie ein attraktives und verständliches Tarifsystem sind die eine Seite. Die andere ist eine umfassendere Gesundheits-Vorsorge über Zusatzversicherungen. Sie könnten das Push-Geschäft der Zukunft werden. Hier sind innovative Produkte gefragt, die künftig auch nicht mehr durch die Vollversicherung querfinanziert sein dürfen.

Kostenseitig gilt es, die bereits begonnenen Maßnahmen im Leistungsmanagement weiter zu treiben. Neben klassischer Kostensenkung zur Entlastung der Tarife umfasst das auch alternative Ansätze, wie Kooperationen. So sind nach einer Studie von Bain & Company über 90 Prozent der Leistungserbringer im Gesundheitssektor zu Kooperationen mit privaten Krankenversicherungen bereit. Über 80 Prozent würden auch einer Direktabrechnung mit der PKV zustimmen – also ohne Zwischenschaltung des Kunden.

Bedrohung durch die Bürgerversicherung Über allem schwebt zudem die Drohung der Bürgerversicherung. Sie soll zu einem zentralen Thema im Bundestagswahlkampf 2013 werden und könnte bei entsprechendem Wahlausgang bereits im Jahr 2015 das Ende der PKV als Vollversicherung einläuten. Daher sollten sich die privaten Krankenversicherer auch auf einen eventuellen Systemwechsel hin zur Bürgerversicherung vorbereiten. Hierfür ist eine differenzierte Szenario-Planung nötig, die die denkbaren Varianten der Bürgerversicherung und damit zusammenhängender Zusatzversicherungs-Angebote abdeckt.

Für jede dieser Varianten sollten strategische und organisatorische Reaktionsmöglichkeiten erarbeitet werden. Wichtig ist, die finanziellen Auswirkungen dieser Szenarien auf das eigene Haus abzuleiten sowie Strategien für die taktische Aufstellung in einem Bürgerversicherungsszenario auszuarbeiten.

Bereits heute wäre es beispielsweise denkbar, Zusatzversicherungen stärker zu pushen – etwa über das Firmenkundengeschäft. Die Profitabilität dieser Produkte müsste künftig sichergestellt werden. Auch das Thema Automatisierung und Digitalisierung wird in der Zusatzversicherung vom Antrag bis zur Leistungsabrechnung signifikant an Bedeutung gewinnen.

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