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  • Analyse: Verteidigungsbranche steht vor Erholungsrally

Von in FondsLesedauer: 5 Minuten
US-amerikanisches Kampfflugzeug vom Hersteller Boeing
US-amerikanisches Kampfflugzeug von Boeing: Die Rüstungsindustrie in den USA wird von wenigen Unternehmen beherrscht. | Foto: Imago Images / Björn Trotzki

Durch den Haushaltsstreit war in den USA monatelang der Verteidigungsetat blockiert. Dazu kamen Probleme in den Lieferketten und ein Mangel an geeignetem Personal. Kein Wunder, dass die entsprechenden Aktien sich seit Jahresanfang schwächer als die Wall Street insgesamt entwickelt haben. Doch zumindest beim Haushaltsstreit und den Lieferketten ist Entwarnung angesagt.

Mittlerweile haben sich die Demokraten und die Republikaner darauf geeinigt, die Schuldenobergrenze bis 2025 auszusetzen. Und die Lieferketten stabilisieren sich nach und nach. Bleibt einzig noch das unzureichende Angebot an fachlich qualifizierten Mitarbeitern.

Die Luft- und Raumfahrt- sowie die Verteidigungsindustrie sind in den USA extrem konzentriert. Die drei Konzerne Raytheon Technologies, Boeing und Lockheed Martin kommen auf einen Marktanteil von 22, 19 beziehungsweise 18 Prozent. Auf die Nummern vier und fünf, Northrop Grumman und General Dynamics, entfallen noch einmal elf beziehungsweise neun Prozent. Die fünf größten Konzerne der Branche teilen sich somit rund vier Fünftel des US-Marktes auf. Gleichzeitig dominieren sie auch den Weltmarkt.

Globale Spannungen nehmen zu

Insgesamt haben die politischen Spannungen auf der Welt nicht erst seit dem Überfall Russlands auf die Ukraine spürbar zugenommen. Mit China ist in den vergangenen Jahren ein globaler Konkurrent entstanden, der in Asien vor allem mit den USA rivalisiert. Gleichzeitig gibt es eine wachsende Zahl von Staaten, die stark genug sind, um für größere geopolitische Krisen zu sorgen – unter anderem Nordkorea oder der Iran. Und jetzt gibt es schon seit mehr als einem Jahr den schrecklichen Krieg in Europa.

 

Jahrelang haben vor allem westliche Staaten zu wenig Geld in ihr Militär investiert, um eine angemessene Verteidigungsfähigkeit sicherzustellen. Jetzt besteht enormer Nachholbedarf. Vor allem in Europa hat der Überfall Russlands auf sein Nachbarland für eine Zeitenwende gesorgt. Den größten Schwenk vollzieht allerdings Japan. Die Regierung in Tokio erhöht in diesem Jahr den Wehretat um 26 Prozent. Das bedeutet den größten Anstieg seit der 50er Jahren. Außerdem will Japan seine jährlichen Ausgaben fürs Militär bis 2027 auf zwei Prozent des Bruttoinlandsprodukts (BIP) erhöhen.

Auch Europa unternimmt bislang kaum gekannte Anstrengungen. Hier steigen in diesem Jahr die Militärausgaben so stark wie seit drei Jahrzehnten nicht mehr. Vor allem die Länder Mittel- und Westeuropas investieren so viel Geld in ihre Armeen wie seit dem Ende des Kalten Krieges nicht mehr.

Zuletzt hat die sozialdemokratisch geführte Regierung von Dänemark angekündigt, die Verteidigungsausgaben auf jährlich zwei Prozent des BIPs steigern zu wollen. Auch Deutschland will mittlerweile die Bundeswehr adäquat ausstatten. Dazu kommen noch die Waffen- und Munitionslieferungen an die Ukraine, die zu einem großen Teil aus den Beständen der jeweiligen Militärs stammen, und wieder aufgefüllt werden müssen.

China und Russland rüsten auf

Nicht nur die westlichen Verteidigungspartner erhöhen ihre Militärausgaben. Vor allem China und Russland investieren umfangreich in ihre militärischen Fähigkeiten. Sowohl die Chinesen als auch die Russen erweitern ihre Marineflotten um einen neuen, im eigenen Land entwickelten und gebauten Flugzeugträger.

Gleichzeitig erhöhen beide Länder ihre Schlagkraft bei der elektronischen beziehungsweise digitalen Kriegsführung. Vor kurzem hat Microsoft enthüllt, dass chinesische Hacker eine US-Militärbasis in Guam angegriffen haben. Schließlich bauen sowohl China als auch Russland ihre Arsenale an Nuklearwaffen aus und produzieren Hyperschallraketen. Darauf müssen und werden andere Länder reagieren, nicht nur die Vereinigten Staaten.

 

Die USA sind der weltweit größte Exporteur von Waffen. Die größten Abnehmer stammen allerdings nicht aus Europa, sondern sind der Nahe Osten, Australien, Japan und Indien. Aus Europa belegen nur Großbritannien und Norwegen einen der vorderen Plätze. Unterm Strich nahmen die amerikanischen Rüstungsexporte im vergangenen Jahr laut Reuters um 49 Prozent zu.

USA bleiben die Nummer eins

Mit einem Militärbudget von 822 Milliarden Dollar gaben die Vereinigten Staaten 2022 selbst so viel Geld fürs Militär aus wie kein anderes Land der Welt. Fast 40 Prozent der weltweit gesamten Militärausgaben entfielen im vergangenen Jahr auf die USA. Ein wesentlicher Treiber war der Krieg Russlands gegen die Ukraine, die die Amerikaner umfangreich mit Waffenlieferungen unterstützen.

Für dieses Jahr hat der US-Kongress einen Verteidigungshaushalt in Höhe von 817 Milliarden Dollar verabschiedet. Der Ukraine wurden 35,7 Milliarden Dollar als Nachtragshaushalt zugewiesen, was eine Steigerung von 9,6 Prozent entspricht. Im kommenden Jahr soll das Budget des Pentagons um knapp drei Prozent auf 842 Milliarden Dollar steigen.

Der Anstieg der geopolitischen Risiken und die zunehmenden Rivalitäten zwischen den Weltmächten werden in den kommenden Jahren für einen spürbaren Anstieg der weltweiten Militärausgaben sorgen. Was das für die Rüstungsindustrie bedeutet, liegt auf der Hand. Aus Anlegersicht gibt es noch eine weitere interessante Entwicklung: Waffen gelten nicht mehr uneingeschränkt als unethisch und damit als nicht nachhaltig. Der Krieg in der Ukraine zeigt, dass Rüstungsgüter auch dazu dienen können, Menschenleben zu verteidigen.

Über den Autor:
Norbert Hagen ist Vorstandssprecher der ICM Investmentbank.
 

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