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Aktienmärkte im Check Warum Anleger nicht ausschließlich auf Europa setzen sollten

Touristen bei Bootsfahrt in Paris
Touristen bei Bootsfahrt in Paris: Der französische Aktienmarkt dominiert den Index Euro Stoxx 50. | Foto: Imago Images / Le Pictorium

Rückblick 1: Im Februar 2022 greift Russland die Ukraine an. Schnell wird klar, wie sehr die deutsche Wirtschaft von russischen Öl- und Gaslieferungen abhängig ist und was das für die Produktion hierzulande bedeutet: „Ohne Gas macht BASF dicht“, heißt es bei „BILD“. Klar wird auch, dass Politiker es über Jahre versäumt haben, das Energie-Risiko gut zu managen. Nun starten sie fieberhaft die Suche nach neuen Energiequellen. Vor allem am Dax geht das Fiasko nicht spurlos vorbei: Bis in den April rauscht der Index stärker als andere in die Tiefe.

Europa-Aktien gewinnen 30 Prozent, US-Papiere nur 15 Prozent

Rückblick 2: Ein gutes halbes Jahr später haben die Aktienmärkte den Krieg wie auch die Zinserhöhungen der US-Notenbank offenbar „verdaut“ und ziehen nach oben – und das am stärksten in Europa. Der Euro Stoxx 50 als Index der 50 größten Unternehmen der Euro Zone wie auch der Dax haben vom Oktober-Tief bis zu 30 Prozent zugelegt und halten sich in der Nähe ihrer Hochs. Demgegenüber schwächeln die Indizes in den USA mit einem Plus von 15 Prozent regelrecht.

 

Etliche Anleger fragen sich nun: Sollte ich die schwächelnden USA besser links liegen lassen und vielleicht sogar komplett auf starke Europa-Aktien setzen? Unsere Antwort lautet: Bloß nicht – und zwar aus strategischen und aus taktischen Gründen. Strategisch gesehen ist erstens die Streuung über Anlageklassen, Weltregionen und Währungsräume der einzige „free lunch“, den Anleger an den Finanzmärkten erhalten. Es wäre töricht, diesen Vorteil aufzugeben und nur noch in einer Weltregion anzulegen. Zweitens finden sich sehr viele gesunde und starke Konzerne in den Vereinigten Staaten, wie unsere Analysen zeigen. Diese aus dem eigenen Investment-Universum zu werfen, wäre ebenfalls ein Fehler.

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Euro-Einbruch machte Dax-Aktien sehr attraktiv

Nun zu den taktischen Gründen, um das Vermögen weiterhin global zu streuen! Erstens glauben wir, dass Europa-Aktien so stark gestiegen sind, weil sie im Herbst 2022 für Dollar-Anleger viel günstiger waren als US-Papiere. So kam zum Einbruch des Dax um 25 Prozent von Januar bis Oktober noch die Talfahrt des Euro gegenüber dem Dollar um 15 Prozent. US-Investoren konnten europäische Aktien daher mit einem Abschlag von bis zu 40 Prozent im Vergleich zum Jahresanfang erwerben. Aktien aus den USA indes hatten sich für sie „nur“ um 25 Prozent verbilligt. Verständlich, dass sie da in Good Old Europe „zuschlugen“.

Doch das war ein zeitweiliger Sondereffekt, der uns zum zweiten taktischen Grund pro US-Investments bringt. So paradox es klingt: Die Zinspolitik der US-Notenbank, die den Marktrutsch ausgelöst hat, ist genau der Grund, warum sich US-Aktien in den nächsten Jahren stark zeigen dürften. Deutlich wird das in der Zinsdifferenz zur Euro-Zone: Während der Leitzins der EZB nun 2,5 Prozent beträgt, dürfte er in den USA von derzeit 4,5 auf final 5,25 Prozent ansteigen. Diese Zinsdifferenz sorgt nicht nur für Zufluss von Kapital, sondern auch dafür, dass die US-Notenbank während einer Rezession bei Zinssenkungen größeren Spielraum hat als die EZB. Und die Börsengeschichte zeigt klar, dass die Aktienmärkte in den USA wohl auch dieses Mal von sinkenden Zinsen stark profitieren werden.

Unser Fazit: Die Streuung auf die globalen Aktienmärkte ist und bleibt der beste Trumpf bei der Geldanlage!

Über den Autor:

Stephan Albrech ist Vorstand der Albrech & Cie. Vermögensverwaltung aus Köln.

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