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Analyse Wirtschaftliches Umfeld für Unternehmen und Aktieninvestoren nach wie vor günstig

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Europa: Die Erholung deutet sich seit langem an - aber ist sie auch nachhaltig?

Die Erholung der europäischen Wirtschaft begann vor mehr als einem Jahr. Es war ein langer und holpriger Prozess, der sich in den europäischen Staaten unterschiedlich gestaltete. Gründe für die Erholung sind eine entspanntere finanzielle Lage, eine größere Kreditbereitschaft der Banken und eine verstärkte Kreditaufnahme vor dem Hintergrund bereinigter Bilanzen, ein gelockerter Sparkurs der Regierungen, niedrige Zinsen und ein teilweise wachsendes Vertrauen. Auch eine verbesserte Außenbilanz und eine Erholung der Immobilienmärkte wirken sich positiv aus. Noch vor der Abwertung des Euro und dem gesunkenen Ölpreis haben diese günstigeren (oder weniger ungünstigen) Faktoren zu einer verhaltenen, aber spürbaren Verbesserung beigetragen.

Die Zahlen des ersten Quartals lassen vermuten, dass es sich um einen anhaltenden Trend handelt und auch die Konsum- und Investitionsausgaben steigen. Die deutsche Wirtschaft wuchs um 0,3 Prozent, die spanische Wirtschaft legte sogar deutlich um 0,9 Prozent zu. Nach enttäuschenden Wachstumszahlen im Jahr 2014 ist die Situation in Frankreich (0,6 Prozent) und Italien (o,3 Prozent) nun vielversprechender. Über die BIP-Statistiken hinaus ist festzustellen, dass die Deflationsangst, die noch vor ein paar Monaten grassierte, dank positiver Preistrends nachgelassen hat.

All das hängt nur in sehr geringem Maße mit den jüngsten Maßnahmen der EZB zusammen. Die EZB kauft seit März im Rahmen ihres Programms zur quantitativen Lockerung (QE) Anleihen im Wert von 60 Milliarden Euro pro Monat. Dies ist jedoch keineswegs der Grund für die Erholung, sondern vielmehr ein unterstützender Faktor.

Tatsächlich ist die europäische Lage nach wie vor instabil. Abgesehen von destabilisierenden Faktoren wie der Griechenlandkrise verfügt Europa momentan nur über ein begrenztes Wachstumspotenzial. Sollte der staatliche Reformeifer nun aufgrund der leichten wirtschaftlichen Erholung schwinden, ist es wahrscheinlich, dass sich daran nichts ändert. Dennoch kann Wachstum auch ohne staatliche Hilfe bestehen und aus sich heraus weiter an Fahrt aufnehmen. Seit Beginn der Rezession vor fünf und dem Höhepunkt der Finanzkrise vor drei Jahren wurden sowohl in europäischen Haushalten als auch der Industrie Investitionen hinausgezögert, viele Haushaltsgeräte und Produktionsmittel sind daher stark überaltert. Diese Geräte müssen nun ersetzt werden und genau hier macht sich die Rückkehr des Vertrauens der Verbraucher wirklich bemerkbar. Auch die Umsatzerholung europäischer Unternehmen sollte sich spürbar in Investitionen niederschlagen und bereits ein moderater Zuwachs bei den Investitionen dürfte dem europäischen Wirtschaftswachstum einen kräftigen Schub verleihen.

Trotz der anhaltend hohen Arbeitslosigkeit in der Eurozone (mit Ausnahme Deutschlands) hat sich die Stimmung der privaten Haushalte deutlich aufgehellt, was den Ersatzinvestitionszyklus zusätzlich ankurbeln könnte. In einer Reihe von Ländern sind Spareinlagen reichlich vorhanden und auch die Verfügbarkeit von Krediten hat sich seit 2014 wesentlich verbessert. Die Finanzierung ist also kein Problem mehr – tatsächlich steigen seit über einem Jahr die Bankaußenstände stetig. Der entscheidende Faktor ist nun die Stimmung unter den europäischen Verbrauchern. Unserer Auffassung nach ist dies umso wichtiger, als das der Rückgang des Eurokurses und des Ölpreises, die mit zur anfänglichen europäischen Erholung beigetragen haben, sich nicht wie noch zu Beginn 2015 fortsetzen wird.

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