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Analyse zur EU-Taxonomie Kernkraft ist alles andere als nachhaltig

Kernkraftwerk Emsland in Niedersachsen
Kernkraftwerk Emsland in Niedersachsen: Die Anlage soll Ende 2022 stillgelegt werden. | Foto: Imago Images / ANP
Mark-Uwe Falkenhain
Foto: Geneon 

Bei der Stromerzeugung durch Kernkraftwerke entstehen kaum CO2-Emissionen. Für die EU-Kommission ist das Grund genug, die Technologie als nachhaltig einstufen zu wollen. Dabei sprechen fast alle Argumente dagegen. Mit dem Vorschlag gerät die Taxonomie, mit der Brüssel Geldströme in nachhaltige Projekte umleiten und so den Green Deal umsetzen will, ins Abseits.

Das vielleicht wichtigste Argument gegen Kernkraft lautet, dass die Mehrheit der Bevölkerung sie schlichtweg ablehnt. In Deutschland und Norwegen votieren mehr als zwei Drittel der Menschen gegen Atomstrom. Selbst in Frankreich, wo so viel Strom mit Kernkraftwerken produziert wird, wie in keinem anderen Land, lehnen mehr als die Hälfte der Bürger Kernkraft ab. Nur in Großbritannien befürwortet eine Mehrheit die Technologie. Aber das Vereinigte Königreich zählt ja nicht mehr zur EU.

Eigentlich will kaum ein Mensch freiwillig in der Nähe eines Atomkraftwerks leben. Insofern ist es moralisch verwerflich, dies von anderen Menschen zu verlangen. Zugegeben: Dabei handelt es sich um ein emotionales Argument, es gibt aber auch eine Reihe rationaler Gründe, die gegen Atomstrom sprechen.

Die Befürworter der Kernkraft führen immer wieder die geringen CO2-Emissionen ins Feld. Tatsächlich fallen bei der entsprechenden Stromproduktion nur sehr geringe Mengen an Kohlendioxid an, die deutlich unter dem Niveau beispielsweise von Kohlekraftwerken liegen. Allerdings greift diese Betrachtung zu kurz. Denn über den gesamten Lebenszyklus entstehen bei Kernkraftwerken sehr wohl nennenswerte Mengen von Treibhausgasen. Das beginnt mit dem Abbau von Uran, der energieintensiven Herstellung der Brennstäbe und geht weiter bis zum späteren Rückbau der Anlagen und der Endlagerung des Atommülls. Das Argument sticht also nicht wirklich.

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Die These, Atomstrom sei vergleichsweise preiswert, lässt sich bei näherer Betrachtung ebenfalls nicht aufrechterhalten. Denn die Aussage gilt nur für die Anlagen, die bereits abgeschrieben sind. Vor allem aber erweist sich die Behauptung bei einer Vollkostenrechnung als schlichtweg falsch, denn sie lässt die Kosten für eine Versicherung der Meiler und die Endlagerung des Atommülls außen vor.

Kosten werden sozialisiert

Zwar gilt in Deutschland für Kernkraftwerke die Pflicht für eine Haftpflichtversicherung. Doch diese ist bei wenigen Hundert Millionen Euro gedeckelt. Die Schäden eines möglichen Gaus werden somit sozialisiert. Denn keine Versicherung ist freiwillig bereit, entsprechende Risiken zu übernehmen. Und wenn doch, wären die Versicherungskosten so hoch, dass sie kein Stromversorger bezahlen könnte.

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