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Analystin zu grünen Investitionen „Es gibt keine einheitliche Definition von Nachhaltigkeit“

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Option 2: Die Alternative zu einer Fondslösung ist die Einzeltitel-basierte nachhaltige Vermögensverwaltung. Sie bietet eine deutlich bessere Möglichkeit, eigene Vorstellungen sowie Wünsche und Erwartungen der Kunden an ihr nachhaltiges Portfolio individuell zu gestalten. Es entstehen jedoch ein höherer Arbeitsaufwand und eventuell Kosten für Nachhaltigkeits-Research, die nicht unerheblich sind. Kauft eine Vermögensverwaltung Nachhaltigkeits-Research ein, sollte es verschiedene Anforderungen erfüllen. Dazu zählen:

  • Es sollte zuverlässig mit konsistenter Methodik Nachhaltigkeit anhand möglichst detaillierter, der jeweiligen Industrie angepasster Indikatoren bestimmen.
  • Es muss regelmäßig aktualisiert und bei Kontroversen schnell korrigiert werden.
  • Notwendig ist außerdem ein ausreichend großes Universum, sodass die Diversifikation nicht eingeschränkt wird.
  • Schließlich sollte es eine individuelle Kontrolle von Nachhaltigkeitsindikatoren erlauben und nicht nur ein Gesamtrating bieten, sodass die Möglichkeit besteht, je nach Kunde bestimmte Akzente setzen zu können.

In den zurückliegenden Jahren haben sich mehrere Research-Anbieter wie ISS Oekom, Imug oder Sustainalytics am Markt etabliert. Sie differenzieren sich in der Größe des Universums und in der Detailtiefe. Gravierend Unterschiede gibt es zudem in der Methodik.

Während einige Nachhaltigkeits-Ratings wie ISS Oekom eine ganzheitliche und langfristige Analyse der Sustainability Performance von Unternehmen vornehmen, konzentrieren sich andere Ratings – zum Beispiel MSCI ESG Rating oder Sustainalytics Risk Rating – stärker auf finanziell-materielle Aspekte sowie finanzielle Risiken, die aus besserem oder schlechterem Umgang mit Nachhaltigkeits-Themen resultieren. Letzteres hat zwar den Vorteil, dass Asset Manager kurzfristig finanzielle Risiken minimieren können. Jedoch sollte das Ziel bei einem externen Bezug von Nachhaltigkeits-Researchs primär sein, solide Nachhaltigkeitsdaten zu beziehen. Die Einschätzung des finanziellen Risikos kann in der Hand des Asset Managers bleiben.

Schließlich spielt zudem der Kundenservice eine wichtige Rolle. Bei spezifischen Rückfragen, insbesondere von Endkunden, kann es über die zur Verfügung stehenden Company Reports hinaus hilfreich sein, direkt Rückfragen an die verantwortlichen Analysten stellen zu können, um Unklarheiten aus dem Weg zu räumen.

Sollte das Ziel eine individuelle nachhaltige Vermögensverwaltung auf Einzeltitel-Basis sein, ist es für die meisten Anbieter wohl kaum möglich, diese ohne externes Nachhaltigkeits-Research seriös darstellen zu können. Wird darauf verzichtet, laufen vor allem kleinere und mittelgroße Vermögensverwalter Gefahr, aufgrund nur oberflächlicher Nachhaltigkeits-Analysen des „Greenwashings“ beschuldigt zu werden. So ein ungerechtfertigtes Umhängen eines ökologischen und sozialen Mäntelchens kann bei Kunden schlecht ankommen.


Über die Autorin:
Patricia Messner ist bei der Vermögensverwaltung Eberhardt & Cie. als Nachhaltigkeitsanalystin tätig. An der HFU Business School studiert sie International Management.

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