LinkedIn DAS INVESTMENT
Suche
in KöpfeLesedauer: 8 Minuten

Portfolio People Batman auf der Reeperbahn: Andreas Meyer sucht Investments, die andere scheuen

Seite 2 / 3

Seit dieser Zeit hat sich Andreas Meyers Risikobewusstsein erfreulicherweise bis zum Anschlag professionalisiert. Auf Market Timing wird bei seinem Investmentansatz komplett verzichtet, etwaige Währungsrisiken sind abgesichert. Im Fokus stehen individuell bestimmbare Risiken – rund anderthalb Dutzend Katalysatoren für eine zukünftig positive Entwicklung abgestrafter Anleihen hat er im Visier. Grundsätzlich infrage kommen nur Emittenten, deren Situation als „stressed“, nicht aber als „distressed“ klassifiziert ist.

Oder um es mit Meyer zu sagen: „Wir beobachten Unternehmen auf der Intensivstation. Aber ihre Anleihen kaufen wir nur, wenn sie mit guter Prognose in der Reha sind. Von zehn möglichen Kandidaten bleiben da einer oder zwei weiter unter Beobachtung, bei einem oder zweien greifen wir zu, der Rest ist für die Tonne.“

Auf der Suche nach Marktineffizienzen

Was ihn an seinem Tun fasziniert, ist allerdings nicht nur die Gelegenheit, seine analytischen Fähigkeiten auf der Suche nach Marktineffizienzen ausspielen zu können. Er ist auch davon überzeugt, Unternehmen bei einer Wende zum Positiven begleiten zu können. Von dieser Präferenz zeugte schon seine Masterarbeit, die er an der Leuphana Lüneburg unter Professor Johannes-Jörg Riegler, dem früheren Vorstandsvorsitzenden der Bayern-LB, schrieb. Dabei ging es um das Thema Unternehmensrestrukturierung, wobei für Meyer Aspekte wie Entschuldung oder das Erwirken von Kreditverlängerungen im Vordergrund standen.

Auch Lüneburg liegt in seinem Heimat-Bundesland Niedersachsen. Das bedeutet aber keineswegs, dass Meyer nicht weiter als bis ins angrenzende Hamburg gekommen wäre. Zwei Jahre seines Studiums absolvierte er als Stipendiat in Marseille, später war er eine Zeit lang für die BNP Paribas bei der Betreuung großer Unternehmenskunden im Einsatz – mehr als nur eine Möglichkeit, sein flüssiges, aber nach eigenem Bekunden heftig von deutschem Akzent geprägtes Französisch zu praktizieren.

Noch heute sieht er es als Glücksfall an, anschließend bei Aramea Asset Management, einem führenden Spezialisten für Hybridanleihen mit Sitz in Hamburg, angeheuert zu haben. Tatsächlich bot ihm dieser „gute, sehr gute Arbeitgeber“ perfekte Entfaltungsmöglichkeiten für seine Fähigkeiten und Talente. „Ich hatte großes Glück, zur rechten Zeit am rechten Ort gewesen zu sein – damals, als Aramea seine Marktposition bei Nachranganleihen entscheidend ausbaute und festigte.“

Deichstraße in Hamburg
Erst die Arbeit und dann St. Pauli: Jeden Freitag ab 17 Uhr macht Andreas Meyer Feierabend, das Wochenende startet mit einem guten Single Malt Scotch in der feinen Bar Whiskyplaza in der Deichstraße, einer der ältesten Straßen Hamburgs. „Der Laden macht einen noblen Eindruck, wird aber von waschechten Nordlichtern geleitet. Ein guter Single Malt, leicht rauchig, Sherry Fass. Herrlich!“, schwärmt Meyer. Dazu steht neben einem Fischbrötchen oder einem Bier in seiner Stammkneipe auf St. Pauli direkt neben der Davidwache oft auch eine Runde mit dem Gravel-Bike an der Elbe oder ein intensives Boxtraining an: „Super, um den Kopf frei zu bekommen.“ © IMAGO / Jürgen Ritter

Zuständig für 2,5 Milliarden Euro

Wohl wahr, aber die Position, die Andreas Meyer dort erreichte, ist ihm nicht in den Schoß gefallen: Zum Schluss war er bei Aramea hauptverantwortlich für das Thema Nachhaltigkeit und betreute als Co-Fondsmanager ein Vermögen von annähernd 2,5 Milliarden Euro. Allerdings gab es auch Konflikte zwischen ihm und seinen Kollegen, die bis zu seinem Ausscheiden nach sechs Jahren Zugehörigkeit im Jahr 2021 nicht auszuräumen waren: Meyer ist ein kompromissloser Fan von Werder Bremen, während bei Aramea HSV-Anhänger das Sagen hatten.

Auch die Treue zu Werder Bremen ist ein Ausweis von Heimatverbundenheit, wenn auch keiner der engstirnigen Sorte. Und tatsächlich hat er sich in Hamburg eine zweite Heimat erschlossen und besucht immer mal wieder das Millerntor-Stadion, die Spielstätte des FC St. Pauli.

Und überhaupt, St. Pauli! „Ich wohne nicht nur dort, ich lebe da“, betont Meyer. Er schätze die kulturelle Vielfalt dieses Ur-Hamburger Quartiers ebenso wie die kulinarische. Und tatsächlich verdankt Fountain Square Asset Management seinen Namen denn auch einer Adresse in St. Pauli, der Straße „Am Brunnenhof“.

Schon berufsbedingt verbindet sich solche Heimatbezogenheit des bekennenden Nordlichts mit Weltläufigkeit. Sechs oder acht Trips nach London pro Jahr gehören dazu, auch um das Netzwerk zu pflegen, das für sein Geschäft von großer Bedeutung ist: „Wenn sich zum Beispiel ein Investor mit einem Engagement von 40 Millionen Euro übernommen hat und nun auf Biegen und Brechen aus einer Anleihe mit einem Volumen von 400 Millionen aussteigen will, dann erfahren wir das.“