LinkedIn DAS INVESTMENT
Suche
in ETFs & IndexfondsLesedauer: 10 Minuten

Anlage-Experte Andreas Beys Worauf Anleger bei der Beurteilung von Fondskosten achten sollten

Seite 2 / 4

Einige Langzeitstudien – insbesondere aus dem US-Aktienmarkt – zeigen, dass die meisten aktiv verwalteten Fonds mit Anlageschwerpunkt US-Aktien nach Kosten den amerikanischen Index S&P 500 nicht schlagen konnten. Aus dieser Erkenntnis hat sich mit der Zeit erfolgreich die These verbreitet, dass auch bei anderen Fondssegmenten (globale Aktienfonds, Rentenfonds, Mischfonds) die meisten aktiv verwalteten Fonds langfristig schlechter als ihr Vergleichsindex abschneiden würden. Obwohl es dazu kaum wissenschaftliche Studien gibt.  Es würde sich daher in der Regel nicht lohnen, die höheren Kosten für das aktive Management zu bezahlen. In den meisten Fällen würden daher die höheren Kosten die Rendite des Anlegers noch zusätzlich schmälern.

Sinnvoller sei es daher, in die kostengünstigeren Indexfonds oder ETFs zu investieren, deren bekannteste Vertreter (meist Anlagesegmente mit sehr hoher Liquidität) nur laufende Kosten um die 0,1 Prozent ausweisen. Mit anderen Worten: In den meisten Fällen würde sich der (Kosten-)Aufwand und die Qualität des Fondsmanagements für den Anleger nicht positiv auswirken. Schlechteres aktives Management und die höheren Kosten scheinen demnach die Hauptgründe für das schlechtere Abschneiden zum Vergleichsindex zu sein.

Tatsächlich lässt sich bei genauerer Betrachtung diese Feststellung nicht sicher belegen. Eine Renditeabweichung, egal ob besser oder schlechter zu einem „Vergleichsindex“ oder zu einer „Vergleichsgruppe“, kann einen ganz anderen Grund als die Qualität des Fondsmanagements oder der Kosten haben. Am Beispiel von globalen Aktienfonds soll dies verdeutlicht werden:

Bei der Leistungsbewertung von globalen Aktienfonds verwenden Indexstrategie-Befürworter in der Regel den MSCI World Index. Der MSCI-World-Index wird seit mehr als 52 Jahren börsentäglich durch den US-Finanzdienstleister MSCI Inc. gerechnet. Er spiegelt die Wertentwicklung von über 1.600 Aktien aus mehr als 22 Industrieländern wider. Die Zusammensetzung eines Index folgt den Regeln, die der jeweilige Anbieter (hier MSCI) für den jeweiligen selbst definierten Index festgelegt hat. Im Fall des MSCI World bestimmt in erster Linie die Streubesitz-Marktkapitalisierung, welche börsennotierte Aktiengesellschaften aus den globalen Industrieländern in den Index kommen. Je größer die Streubesitz-Marktkapitalisierung des Unternehmens ist, desto größer ist die Gewichtung seiner Aktien im Index.

Aufgrund der hohen Marktkapitalisierung amerikanischer Aktiengesellschaften sind Anleger daher bei einer Anlage in einen passiven Indexfonds auf den MSCI World zu mehr als 65 Prozent in Aktien amerikanischer Unternehmen investiert. Aktien aus Schwellenländern werden bei der Ermittlung ausgeschlossen.

Viele Anleger wissen nicht, dass es neben dem MSCI World noch eine ganze Reihe anderer anerkannter globaler Aktienindizes auch von anderen Indexanbietern gibt. Hier eine kleine Auswahl (nach Wikipedia, Stand Mai 2020):

  • MSCI ACWI IMI (Aktiengesellschaften Industrieländer und Schwellenländer)
  • FTSE All-World (Aktiengesellschaften Industrieländer und Schwellenländer)
  • Dow Jones Global Titans (50 größte Aktiengesellschaften der Welt)
  • S&P Global 1.200 (1200 größte Aktiengesellschaften der Welt)
  • STOXX Global Select Dividend 100 (100 dividendenstärkste Großunternehmen der Welt)

In den folgenden Charts werden die unterschiedlichen Wertentwicklungen der globalen Indizes in den vergangenen 20 Jahren in zwei Dekaden dargestellt und verglichen (2000 bis 2009 und 2010 bis 2019).