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Aktualisiert am 26.01.2021 - 10:25 Uhrin FinanzberatungLesedauer: 3 Minuten

Anlage-Mythos „Rechnungen zum Cost-Average-Effekt enthalten einen Denkfehler“

Jens Kummer, Fondsmanager und Mitgründer von Mars Asset Management, Bad Homburg.
Jens Kummer, Fondsmanager und Mitgründer von Mars Asset Management, Bad Homburg.

Sparpläne werden hauptsächlich mit dem Cost-Average-Effekt beworben. Auf den ersten Blick klingt es verlockend und intuitiv, dass eine konstante Sparrate weniger Anteile in den Monaten erwirbt, wenn die Aktienkurse hoch sind und viele, wenn sie niedrig sind. Wer möchte nicht mit einem Sparplan einen günstigen durchschnittlichen Einstieg erzielen? Weiter heißt es in den Marketingbroschüren: „Je länger der Fondssparplan läuft und je volatiler der Kurs ist, umso stärker fällt der Cost-Average-Effekt aus.“

Um es gleich vorwegzunehmen: Das oft aufgeführte Rechenbeispiel ist ein unstrittiges Faktum. Ein Anleger, der jeden Monat 100 Euro anspart, hat stets einen geringeren Kapitaleinsatz als ein Anleger, der gleiche monatliche Anteile kauft. So beträgt der Kapitaleinsatz des „Cost-Average-Anlegers“ in nachfolgendem Beispiel 900 Euro, während der Sparplan eines Anlegers mit gleichen monatlichen Anteilen bei 1.085 Euro liegt, um auf den gleichen Depotwert am Ende zu gelangen. Doch trotz mathematisch richtiger Rechnung wohnt diesem Beispiel ein Denkfehler inne.

Der Denkfehler betrifft die konstant zu erwerbenden 4,42 Anteile der Vergleichsstrategie. Diese sind im Voraus nicht bekannt. Zu Beginn des Sparplans weiß keiner, wie hoch die Stückzahl sein muss, um am Ende den gleichen Depotwert zu erzielen. Erst am Ende des Zeitraums, wenn auch der Kursverlauf vorliegt, wird diese Stückzahl rückwirkend festgelegt. Um die Praxisrelevanz zu gewährleisten, wäre aber ein vorwärtsblickender Vergleich nötig. Auf einen solchen lässt sich jedoch dieses Durchschnittskosten-Beispiel nicht übertragen.

Bis jetzt haben wir nur verdeutlicht, dass die Analyse der Vorteilhaftigkeit einer Cost-Average-Strategie komplizierter ist, als es das intuitive Durchschnittskosten-Argument glauben machen möchte. Dies ist allerdings noch kein Beweis für die generelle Wirkungslosigkeit des Cost Averagings. Deshalb müssen Sparpläne mit Einmalanlagen verglichen werden.

Sollte der Cost-Average-Effekt existieren, dann müssten Sparpläne bei steigenden, gleichbleibenden und fallenden Kapitalmärkten eine höhere Wertentwicklung als eine Einmalanlage aufweisen. Für eine fundierte Aussage betrachten wir dabei das gesamte Spektrum der DAX-Entwicklungen seit 1964 in rollierenden 10-Jahreszeiträumen. Dabei haben wir die durchschnittliche Investitionsquote der Einmalanlage auf das gleiche Niveau des Sparplans gesenkt, um vergleichbare Aussagen zum Risiko und Rendite beider Alternativen zu erhalten.

Mit der Einmalanlage lassen sich in 2/3 der Fälle höhere Endvermögen erzielen als mit einem Sparplan, obwohl das Risiko (Kapitalbindung, Volatilität) beider Strategien gleich ist. Im Mittel hat die Einmalanlage eine jährliche Rendite von 4,5 Prozent erzielt, während die durchschnittliche Rendite der Sparpläne bei 3,9 Prozent lag. Damit verpufft der Cost-Average-Effekt an der Realität und sollte ad acta gelegt werden.

Bleibt noch die Intuition, dass sich die erwartete Rendite eines Einzahlungsplans erhöht, wenn das Wertpapier stärker schwankt. Doch auch hier liegt der gleiche Denkfehler zugrunde, da der Cost-Average-Effekt weder bei hoch volatilen Aktien noch bei wenig volatilen Wertpapieren existiert.

Bei allem vorgebrachten Wenn und Aber: Mit diesen Ausführungen zum nicht-existenten Cost-Average-Effekt wollen wir keineswegs den Eindruck vermitteln, ein Sparplan mit regelmäßigen Einzahlungen sei grundsätzlich keine gute Sache. Ganz im Gegenteil: Sparpläne sind sinnvoll jedoch bitte nicht mit dem Hauptargument der Durchschnittskosten! Vielmehr sollten die Anlagestrategie, die Laufzeit, die persönliche Risikotoleranz, die Kosten sowie die Stabilität im Fondsmanagement im Fokus stehen und nicht ein vermeintlich intuitiver Vergleich, der hinkt.

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