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Anlagechancen in der Corona-Pandemie „Hochqualitative Anleihen haben jetzt chancenreiche Bewertungen“

Michael Krautzberger: „Beruhigt sich die Situation in einem Jahr, würden wir mit Wehmut an die heutigen Opportunitäten zurückdenken.“
Michael Krautzberger: „Beruhigt sich die Situation in einem Jahr, würden wir mit Wehmut an die heutigen Opportunitäten zurückdenken.“ | Foto: Blackrock

Herr Krautzberger, wie stehen Sie zu den von vielen Staaten eingeleiteten Maßnahmen zur Bekämpfung des Corona-Virus?

Michael Krautzberger: Die Maßnahmen sind alternativlos. Zwar sind dramatische Krankheitsverläufe bei jungen Menschen selten, doch die dramatische Situation in Italien und Spanien zeigt, dass weitreichende Maßnahmen notwendig sind, um die dynamische, exponentielle Verbreitung des Virus so rasch wie möglich einzudämmen.

Es ist richtig, dass jetzt weite Teile Europas gleichzeitig entschieden restriktiv vorgehen. Es gibt damit Hoffnung auf Fortschritte. Italien ist Deutschland etwa zwei Wochen voraus, langsam stabilisieren sich dort die Fallzahlen an Neuinfektionen. In Großbritannien könnte ein neuer Antikörpertest dabei helfen die wirtschaftliche Aktivität nach und nach zu beleben, weil die Gesundheitsbehörden dann in der Lage wären, sehr viele Menschen zu testen. Diejenigen, die die Krankheit bereits hinter sich gebracht haben und daher immun sind, könnten auch wieder an ihre Arbeitsplätze zurückkehren. Schon im Sommer könnte damit wieder eine Belebung der Volkswirtschaften eintreten.

Hand auf’s Herz: Hat die Asset Management-Industrie die Tragweite der Corona-Pandemie rechtzeitig erkannt?

Krautzberger: Die Wucht des Ausbruchs des Corona-Virus wurde anfangs von vielen unterschätzt. Die Wenigsten haben geahnt, dass ein kleiner Infektionsherd in China die Gesundheit der Weltbevölkerung und die Stabilität von Wirtschaft und Kapitalmärkten aufs Spiel setzen würde. Während immer neue Horrormeldungen aus China kamen, haben wir beispielsweise in den USA noch neue Höchststände an den Börsen gesehen. Doch dann kam das Unausweichliche: Es folgten massive Abwärtsbewegungen an den Aktienmärkten, an den Rentenmärkten und sogar bei vermeintlich sicheren Anlagen.

Was sind die Gründe dafür?

Krautzberger: Ab Mitte Februar war klar, dass sich die Krankheit auch in Europa und in der gesamten westlichen Welt ausbreitet und in vielen Ländern zu einem zumindest temporären Stillstand der Wirtschaft führen würde. Umgehend wurde die Bonität von besonders betroffenen Unternehmen angezweifelt, vorrangig Fluggesellschaften und Tourismuskonzerne.

Um angesichts der Unsicherheit vorsorglich Risiken in den Portfolios abzubauen und Liquidität zu schaffen, haben sich Investoren flächendeckend von ihren Assets getrennt. Dadurch kam es zu außergewöhnlichen Verwerfungen an vielen Märkten, nicht zuletzt auch bei Unternehmensanleihen. Deren Liquiditäts- und Bonitätsprämien stiegen massiv an. Zum Teil stärker und schneller als 2008. Selbst Anleihen mit guter Bonität und einer mittleren Restlaufzeit mussten in diesem Umfeld hohe Kursverluste hinnehmen.

Wie beurteilen Sie die fiskalischen Maßnahmen und die Reaktionen der Notenbanken?

Krautzberger: Im Rahmen einer Studie unserer volkswirtschaftlichen Abteilung bei Blackrock hatten wir bereits 2019 darauf hingewiesen, dass im Falle eines wirtschaftlichen Abschwungs koordinierte geld- und fiskalpolitische Maßnahmen notwendig sein werden. Genau dies geschieht jetzt schnell und umfassend.

Beispielsweise haben Regierungen in der Eurozone weitreichende Kreditgarantien beschlossen mit dem Ziel, dass Unternehmen guter Bonität den Stillstand in der Wirtschaft überbrücken können. Darüber hinaus unterstützen Zentralbanken die fiskalpolitischen Bemühungen mit entsprechenden Aufkaufprogrammen oder Zinsobergrenzen. Da die Inflation in der Eurozone aktuell sehr gering ist, erwarten wir auf absehbare Zeit keine Veränderung dieser Vorgehensweise. Im Vergleich dazu hatten die Reaktionen der Notenbanken in der Finanzkrise 2008 doch deutlich mehr Zeit in Anspruch genommen. Von daher ist es beeindruckend, wie schnell und umfangreich Regierungen und Notenbanken in dieser Krise reagiert haben.

Wie ist Ihr Ausblick auf die Rentenmärkte im Allgemeinen und die unterschiedlichen Segmente? Und wo liegen derzeit Opportunitäten?

Krautzberger: Die Zentralbanken haben klar gemacht, den Ernst der Lage erkannt zu haben und entsprechend flexibel und entschlossen zu handeln. Solange die Krise anhält, sollte es daher nicht zu nachhaltigen Zinssteigerungen kommen. Wir rechnen insgesamt mit niedrigen Realrenditen über einen mittleren Zeitraum und in der Tendenz werden sich auch die Risikoprämien vor allem bei hochqualitativen Unternehmensanleihen im Investmentgrade-Bereich aus unserer Sicht durch die ergriffenen Maßnahmen wieder normalisieren.

Dies gilt aber nicht zwingend für alle Segmente des Anleihenmarktes. In der zweiten Reihe und für einige verbriefte Instrumente könnte die Situation durchaus ernster werden. Insbesondere hochqualitative Anleihen haben aus unserer Sicht jetzt chancenreiche Bewertungen und profitieren unmittelbar von den eingeleiteten geld- und fiskalpolitischen Maßnahmen. Das möchten wir im Fonds mit Augenmaß nutzen. In einem Jahr hat sich womöglich die Situation beruhigt und wir haben in der Breite niedrige oder sogar negative Zinsen. In dem Fall würden wir mit Wehmut an die heutigen Opportunitäten zurückdenken.

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Hinweis: Diese News ist eine Mitteilung des Unternehmens und wurde redaktionell nur leicht bearbeitet.