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Marco Herrmann über Geldanlagen Zwischen Pest und Cholera

Bulle und Bär vor der Börse Frankfurt
Bulle und Bär vor der Börse Frankfurt: Die Notenbanken sind nicht mehr in der Lage, die Inflation angemessen zu bekämpfen. | Foto: Imago Images / Jan Huebner

Ende vergangenen Jahres hatte es sich schon angedeutet: Die Party-Laune an den Finanzmärkten kann nicht mehr lange anhalten. Steigende Renditen aufgrund immer höher schnellender Inflationsraten, anhaltende Probleme in den globalen Lieferketten und der angekündigte Richtungswechsel in der Geldpolitik der US-Notenbank Fed bedeuteten ordentlich Gegenwind. An den Aktienmärkten waren bestenfalls moderate Zuwächse zu erwarten.

Jetzt wird immer klarer, dass die Notenbanken nicht mehr in der Lage sind, die Inflation angemessen zu bekämpfen, sie befinden sich „behind the curve“, heißt es in der Fachsprache. Die Währungshüter waren erst zu zögernd und wurden von den Ereignissen quasi überrollt und stehen nun vor einem Dilemma.

Notenbanken in der Zwickmühle

Für Fed, EZB und Co. ist der Kampf gegen die Inflation ein heikler Akt: Der Ukraine-Krieg, Corona-Lockdowns in China und nicht abnehmende Probleme in den Lieferketten setzen der Weltkonjunktur gewaltig zu. Gleichzeitig erreicht die globale Verschuldung neue Rekordwerte. Zu schnell steigende Zinsen beziehungsweise zu hohe Zinsen bergen neue Probleme.

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Doch in der jetzigen Situation gibt es keine wirkliche Alternative zur Bremsung der Nachfrage durch höhere Zinsen. Denn die Inflation rührt insbesondere aus einem begrenzten Angebot her. Eine schnelle Angebotsausweitung ist jedoch nicht zu erwarten. Die Weltwirtschaft steht vor schwierigen Zeiten. In Europa steigen die Risiken einer Rezession förmlich täglich an. Auch China erlebt derzeit einen markanten Wachstumseinbruch.

Anleger sollten sich keine Hoffnung auf eine Corona-Rally 2.0 machen. Die Notenbanken müssen genau das Gegenteil vom Frühjahr 2020 machen, fiskalische Unterstützung zur Stabilisierung der Nachfrage ist auch nicht angebracht.

Mit einer Rezession vor Augen drängen sich Aktien eigentlich nicht auf. Normalerweise würden zumindest Wachstumsaktien in Phasen abschwächender Konjunktur outperformen – vor dem Hintergrund steigender Leitzinsen dürfte das jedoch schwierig werden. Gleiches gilt für Anleihen. Und bei 8 Prozent Inflation sieht Cash nun wirklich auch nicht wie ein Gewinner aus. Anleger haben die Wahl zwischen Pest oder Cholera. Was ist zu tun?

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