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in Emerging MarketsLesedauer: 5 Minuten

Anlageuniversum in Bewegung Das Jahrzehnt der Schwellenländer steht bevor

In den vergangenen 25 Jahren hat sich das Investmentsegment „Emerging Markets“ dramatisch verändert: Hatten Mexiko und Malaysia Mitte der 1990er Jahre noch großes Gewicht, dominiert heute China – und Asien macht fast drei Viertel des Schwellenländer-Index aus. Zudem hat Lateinamerika sehr unter den sinkenden Rohstoffpreisen gelitten.

Asiatische Unternehmen sollten Aktionäre auf „amerikanische Art“ betrachten

Asiens Dominanz stellt Anleger vor eine neue Herausforderung. Lange Zeit war es trotz starken Wachstums schwierig, in diesem Teil der Welt Renditen zu erzielen. Warum? Es fehlte an aktionärsfreundlichen Praktiken. Ein Beispiel dafür sind Bilanzen mit viel teurem Eigenkapital und niedrigen Gewinnausschüttungen.

Bemerkenswert dagegen ist, dass in Lateinamerika trotz der niedrigeren Wachstumsraten in diesem Teil der Welt viele Unternehmen immer noch ansehnliche Renditen erwirtschaften. Dies hängt damit zusammen, dass sie Managementmethoden anwenden, die in den angelsächsischen Ländern üblich sind. Unternehmen werden dort im Interesse der Aktionäre geführt. Wir wollen erreichen, dass asiatische Unternehmen Aktionäre ebenfalls mehr auf „amerikanische Art“ betrachten. Unter anderem indem sie ihre Bilanzen effizienter gestalten. Bislang betrachten sie Eigenkapital als kostenloses Finanzmittel, selbst wenn es aufgrund der Bilanzposition effizienter wäre, sich Fremdkapital zu beschaffen. Wir versuchen, den Managern der Unternehmen aufzuzeigen, dass sie durch Fremdkapitalaufnahme eine höhere Eigenkapitalrentabilität erreichen können.

Viele Führungskräfte asiatischer Unternehmen halten es immer noch für ein Zeichen von Schwäche, Dividenden zu zahlen. Neue Generationen von Managern verstehen aber besser, dass das nicht so ist: In den Schwellenländern ansässige Pensionskassen, die höhere Dividenden wollen, schließen sich dieser Diskussion an. Beispiel Südkorea: Dort ist der an die Aktionäre verteilte Prozentsatz der Gewinne von bescheidenen 17 Prozent auf 30 Prozent gestiegen. Diese Ausschüttungsquote ist immer noch viel geringer als in Taiwan mit 60 Prozent und liegt auch deutlich unter dem weltweiten Durchschnittswert von 40 Prozent. Was die Behandlung von Aktionären betrifft, ist Russland ein dramatischer Fall. Allerdings war die Situation zu Beginn dieses Jahrhunderts noch deutlich schlimmer. Staatlich kontrollierte Unternehmen haben ihre Minderheitsaktionäre allmählich stärker im Blick.

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Eigenkapitalrendite ist wichtiger als Wachstum

Die Gespräche, die wir mit Unternehmensvorständen führen, bilden bei Robeco zudem die Grundlage der ESG-Politik für Schwellenländer: Diese zielt unter anderem auf eine Verbesserung von Managementpraktiken ab, sodass das hohe Wachstum in diesen Ländern auch zu stärkeren Ertragssteigerungen und höheren Gewinnausschüttungen führt, von denen die Anleger profitieren.

Zurzeit sind Schwellenländer-Aktien ausgesprochen billig. Bei den Kurs-Gewinn-Verhältnissen gibt es gegenüber den Industrieländern Abschläge von 30 Prozent – verglichen mit einem historischen Durchschnitt von etwa 10 Prozent. Dies dient als Ausgleich für höhere Risiken und geringere Liquidität. Die zwischen Industrie- und Schwellenländern bestehenden Unterschiede bei den Bewertungskennzahlen dürften allmählich verschwinden. Anleger sollten sich nicht allein auf Wirtschaftswachstum fixieren. Die Schwellenländer werden zwar auch in den nächsten Jahren stärker wachsen als die Industrieländer. Wichtiger ist aber die Eigenkapitalrendite.

Generell sind wir eher in Substanz- als in Wachstumsaktien übergewichtet. Erstere stehen aktuell stärker in der Gunst der Anleger, nachdem sich die weltweite Performance von Wachstumstiteln in den letzten zehn Jahren verbessert hat. Für die unter dem Akronym „FAANG“ zusammengefassten Aktien von Facebook, Apple, Amazon, Netflix und Google in den USA gilt: Diese Papiere erzielen Renditen, mit denen kein Sektor mithalten kann. Die Börsen der Schwellenländer können sogar noch stärker von der Rotation weg von Wachstums- hin zu Substanzaktien profitieren, denn wir finden in den Schwellenländern weitaus mehr unterbewertete Unternehmen als in den Industrieländern. Teils als Folge hiervon könnten die nächsten zehn Jahre durchaus zum Jahrzehnt der Schwellenländer werden.

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