Unwissenheit, Angst, Unsicherheit Von Spaß bis Belastung: So investieren Frauen und Männer

„Frauen haben Angst, Männer Spaß bei der Geldanlage“ – was wie ein Klischee aus vergangenen Zeiten klingt, ist auch 2022 noch traurige Realität in Deutschland. Zu diesem Ergebnis kommt eine repräsentative Befragung von 2.077 Frauen und Männern, die die puls Marktforschung im Auftrag der Quirin Privatbank durchgeführt hat. Der Studie zufolge hat in Deutschland nach wie vor rund jede zweite Frau (54 Prozent) gar kein Geld angelegt. Bei den Männern liegt der Anteil derer, die neben dem Konto über keinerlei Sparanlagen verfügen, bei 37 Prozent.

„Die Studienergebnisse überraschen uns nicht, sie waren – leider – so erwartbar und decken sich mit unseren Erfahrungen aus der Beratungspraxis“, erklärt Carolin Nawroth, Vermögensberaterin der Quirin Privatbank. Je höher Bildung und Einkommen, desto eher verfügen die Frauen über Anlagen.
Angst und fehlende Bildung hemmen Investments
„Wichtig für Anlageentscheidungen ist die Finanzbildung – und die ist bundesweit geschlechtsunabhängig gleich niedrig“, erklärt Konrad Weßner von der puls Marktforschung. Einen Unterschied gibt es dennoch: „Frauen und Männer schätzen ihre Finanzbildung unterschiedlich ein: Ein Mann liest einen Fachartikel übers Investieren und glaubt, alles zu wissen. Eine Frau liest – überspitzt gesagt – fünf Bücher über Geldanlage und denkt immer noch, sie weiß nicht genug, um loslegen zu können“, führt Weßner aus.
Neben fehlendem Wissen ist auch Angst weiter ein großes Thema. So parken weiterhin viele Menschen ihr Geld auf dem Girokonto, um jederzeit ranzukommen. Jeder sechste Mann und jede elfte Frau hat mehr als 10.000 Euro dort liegen. Die Gründe: Angst. Vor Risiken und davor, etwas falsch zu machen.
Frauen setzen auf Zinsen und Sparbücher
Trauen Frauen sich dennoch zu investieren, ist das Tagesgeld (44 Prozent) bei ihnen am beliebtesten. Auf den Plätzen zwei und drei folgen Fonds (42 Prozent) und Sparbuch (35 Prozent). „Sparbuch und Tagesgeld bringen kaum Rendite, Fonds sind oft sehr teuer. Das heißt, Frauen verschenken hier Renditepotenzial“, erklärt Nawroth. Aus ihrer Sicht ist da noch Luft nach oben. Besser als teure Fonds seien beispielsweise kostengünstige ETFs. Diese sind bei den Männern beliebt und landen mit 36 Prozent nach Fonds (37 Prozent) und Einzelaktien (37 Prozent) auf Platz drei.

„Männer sind also Wertpapieranleger, Frauen eher klassische Zins- beziehungsweise Sparbuchsparer, weshalb sie in den letzten Niedrigzinsjahren bei den erzielten Renditen besonders stark das Nachsehen hatten“, erläutert die Expertin. „Ziel muss es deshalb sein, bei Frauen die Lust auf Wertpapieranlagen zu wecken, damit auch sie von den damit verbundenen langfristig hohen Renditen profitieren können.“